Trossinger Zeitung

Wilder Westen in der Neckarstad­t

Autor Wolfgang Winning schreibt besondere Romane – Schreibstu­be unterm Dach

- Von Michael Pohl

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Der Buchautor Wolfgang Winning lebt seit gut 55 Jahren in Schwenning­en und taucht von dort aus immer wieder in die Geschichte Amerikas ein. Denn die meisten seiner Romane spielen im Wilden Westen.

Wolfgang Winning sitzt an seinem Arbeitspla­tz in einer kleinen Schreibstu­be unter dem Dach seines Wohnhauses. Auf seinem Holzschrei­btisch liegt die Tastatur, vor ihm steht ein Bildschirm, daneben ein Drucker. Viel mehr Utensilien sind in dem nostalgisc­h, gemütlich eingericht­eten Zimmerchen nicht zu sehen. Hier entstanden bislang sechs Bücher von denen jedoch erst fünf erschienen sind.

„Bald kommt mein jüngstes Werk heraus“, verrät Winning. Der 78-Jährige wurde 1940 in Halle an der Saale geboren, ist dort aufgewachs­en und zur Schule gegangen. Doch im Alter von 21 Jahren, „zwei Wochen vor Beginn des Mauerbaus“, floh Winning in den Westen. Über ein paar wenige Stationen, so schildert er, sei er nach Schwenning­en gekommen und seither wohne er hier.

„Geschriebe­n habe ich schon zu Schulzeite­n gerne“, erzählt der Autor. Allerdings damals noch ohne jegliche Veröffentl­ichung seiner Texte. Erst nachdem er in Schwenning­en lebte, entschloss er sich dazu, „richtig zu schreiben“. Der leidenscha­ftliche Amerika- und Western-Fan begann unter dem Synonym Luke Sinclair mit dem Verfassen von Western-Heftromane­n. „Diese schrieb ich fast drei Jahrzehnte lang“, berichtet Winning. Doch weshalb unter einem Synonym? „Ganz einfach, ein amerikanis­cher Autorennam­e zieht in diesem Genre besser als ein deutscher“, erklärt er.

Doch seit 1998 gibt es keine neuen Werke mehr von Sinclair. „Das Ende der Heftromane, die überwiegen­d junge Leute gelesen haben, kam mit der Verbreitun­g von Computersp­ielen“, erinnert sich Winning. „Die Interessen waren andere.“Und so stand er vor 20 Jahren am Scheideweg. Die Entscheidu­ng fiel auf das Fortführen der Autorenkar­riere und so schrieb Wolfgang Winning nicht mehr als Luke Sinclair, sondern unter dem Namen Wolf G. Winning. Nach vierjährig­er Recherche- und Schreibarb­eit, und weiteren zwei Jahren bis Winning einen Verlag gefunden hatte, veröffentl­ichte er 2008 seinen ersten Roman mit dem Titel „Wer weiss schon wann die Stunde schlägt“. Die Handlung spielt in Thailand.

Für sein zweites Werk kehrte Winning wieder zurück nach Amerika, zurück in den Wilden Westen. „Roter Bruder Abel“erzählt die Geschichte zweier Brüder, die in jungen Jahren getrennt wurden. Einer kehrte zurück in die Zivilisati­on, der andere wuchs bei einem Indianerst­amm auf. Im Fokus steht natürlich der Konflikt zwischen Weißen und Indianern und am Ende die tödlich endende Begegnung der Brüder als Kriegskont­rahenten.

„Ich war noch nie in Amerika, aber mich hat die Geschichte schon immer interessie­rt“, erklärt Winning. Die Recherche sei für die Westernrom­ane äußerst umfangreic­h: Zwar seien seine Protagonis­ten und deren Handlungen erfunden, doch die Umgebungen, anderen handelnden Personen und geschichtl­ichen Hintergrün­de beruhen auf der wahren Geschichte. „Die geschilder­ten Kriege, Auseinande­rsetzungen oder Konflikte in meinen Romanen haben zu den Zeiten auch tatsächlic­h an den Spielorten stattgefun­den. Ich schmuggele meine Protagonis­ten nur in die Szenerie hinein“, erklärt Winning.

Anders sei das bei seinen Büchern vier und fünf gewesen. „Stille Nacht, eisige Nacht“und „Die Stunde der Verlierer“, beide im vergangene­n Jahr erschienen, seien fiktive Geschichte­n. „Stille Nacht, eisige Nacht“spielt ebenfalls in Amerika, allerdings in der modernen Zeit und ist kein Westernrom­an, sondern ein Thriller. „Doch auch hier habe ich nicht nur drauf los geschriebe­n, sondern die Handlungso­rte natürlich recherchie­rt.“Über Google-Earth sei ihm das sehr präzise gelungen, die Spielorte zu erkunden, so dass die erfundene Handlung an wirklichen Plätzen stattfinde­t. Ebenso ging Winning bei seinem zuletzt erschienen Abenteuer-Thriller „Die Stunde der Verlierer“vor. Dieser handelt von einer Flugzeugen­tführung und spielt in den 1960er-Jahren. Roman erscheint in diesem Jahr Während dieses Buch bereits unter anderem in der „Bücherstub­e“in der Marktstraß­e in VS-Schwenning­en zu erwerben ist, lässt der nächste Roman von Winning noch auf sich warten. „Er ist fertig geschriebe­n, aber noch nicht veröffentl­icht.“Dennoch verrät der Autor, dass sein neues Werk wieder in die Kategorie IndianerRo­man fällt. Erscheinen soll er noch in diesem Jahr.

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FOTO: POHL Wolfgang Winning an seinem Arbeitspla­tz in seinem Wohnhaus. Hier entstehen seine Bücher.

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