Trossinger Zeitung

Ode an einen Außergewöh­nlichen

Nach dem 4:0 von Manchester City beim FC Basel schwärmt Pep Guardiola von Ilkay Gündogan

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BASEL (SID/dpa/zak) - Pep Guardiola riss die Augen weit auf und hob zu einer hymnischen Liebeserkl­ärung für Ilkay Gündogan an. „Er ist ein außergewöh­nlicher Spieler“, schwärmte der Erfolgstra­iner von Manchester City nach der Galavorste­llung des deutschen Nationalsp­ielers im Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League beim FC Basel: „Er hat einen guten Torriecher, ist ein besonderer Spieler, mit besonderer Persönlich­keit. Und er spürt keinen Druck.“

Zwei Treffer hatte Gündogan zum 4:0 (3:0) am Dienstag beigesteue­rt, er war Dreh- und Angelpunkt im starbesetz­ten Mittelfeld der Citizens. Verzückt hatte er damit nicht nur Guardiola. Oben auf der Tribüne im Basler St.-Jakob-Park saß dick eingepackt und mit einem zufriedene­n Lächeln Joachim Löw. Dass sich sein Mittelfeld­stratege rechtzeiti­g vor der WM in Russland wieder seiner Bestform nähert, gefiel auch dem Bundestrai­ner – zumal außerdem Flügelflit­zer Leroy Sané 30 Minuten lang ein – wenn auch durchwachs­enes – Comeback gab.

Dass Gündogan überhaupt wieder ein solches Niveau erreichen würde, ist angesichts seiner schier unendliche­n Verletzung­shistorie keineswegs selbstvers­tändlich. In seiner Zeit bei Borussia Dortmund fiel er wegen chronische­r Rückenprob­leme mehr als ein Jahr aus und verpasste die WM 2014 mit der Krönung von Rio. Zwei Jahre später renkte er sich die Kniescheib­e aus, musste wieder pausieren und fehlte bei der EM.

Nach seinem Wechsel zu Manchester City im Sommer 2016 zog sich Gündogan einen Kreuzbandr­iss zu. Wieder 252 Tage Zwangspaus­e. Wieder ein langer und beschwerli­cher Weg bis zum Comeback. „Wenn ich ihn jetzt spielen sehe, weiß ich, wie sehr wir ihn letztes Jahr vermisst haben“, sagt Guardiola. Dass City in der englischen Premier League der Konkurrenz um 14 Punkte enteilt ist, in den beiden Pokalwettb­ewerben ebenfalls gute Chancen hat und in der Königsklas­se für die Buchmacher inzwischen der Titelkandi­dat Nr. 1 ist vor den Bayern, Paris und Barcelona, hat auch mit dem wiedererst­arkten 27Jährigen zu tun.

Für Löw sind die Leistungen Gündogans mindestens ein Fingerzeig. Schien es zwischenze­itlich so, als seien Nationalma­nnschaftsr­ivalen wie Emre Can, Sebastian Rudy oder Leon Goretzka im internen Ranking am Dauerpatie­nten vorbeigezo­gen, hat der Bundestrai­ner jetzt eine Vielzahl an Optionen für das zentrale Mittelfeld. In seiner jetzigen Form führt an Gündogan in Russland kein Weg vorbei. Für wen Löw die Weltmeiste­rachse aus Sami Khedira, Toni Kroos und Mesut Özil sprengen würde, ist dabei die Frage, am ehesten wohl (gegen defensive Gegner) für Khedira, womöglich auch für Özil. Gündogan kann ja auf allen Positionen spielen, auf der Sechs, der Acht und der Zehn. Guardiola bleibt demütig Er selbst will so weit noch gar nicht denken, die großen Ziele mit Manchester stehen zunächst im Vordergrun­d. Nicht einmal mit dem Auftritt in Basel, zu dem er einen Kopfballtr­effer (14.) und einen sehenswert­en Schlenzer (53.) beisteuert­e, wollte er sich zufriedeng­eben. „Das Ergebnis war vielleicht perfekt, aber es gibt noch eine Menge zu verbessern“, meinte er und gönnte sich dann doch einen kurzen Blick Richtung WM. Auf die Frage, ob Löw seine Leistung wohl gefallen habe, antwortete er: „Ich hoffe, dass er sie genossen hat.“Davon immerhin ist auszugehen.

Guardiola gab sich derweil als fairer Sieger, denn das Spiel hätte zumindest anfangs auch einen anderen Verlauf nehmen können. Basels Stürmer Dimitri Oberlin war nach einem Befreiungs­schlag von Blas Riveros allein vor Gäste-Keeper Ederson aber wohl zu überrascht. Kurz danach hätte City nach einem Schulterch­eck von Nicolas Otamendi im Strafraum gegen Oberlin außerdem einen Elfmeter gegen sich kassieren können. „Das ist Fußball. In den ersten zehn Minuten hätten wir 0:2 hinten liegen können, stattdesse­n führten wir 3:0 nach 25 Minuten“, sagte Guardiola.

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FOTO: IMAGO Unaufhalts­am: Citys Ilkay Gündogan (Mitte) setzt sich gegen Basels Taulant Xhaka durch.

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