Bessermacher der Anderen
Marcel Goc ist Kapitän des Eishockey-Nationalteams
PYEONGCHANG - Die Lobeshymne ist höchstinstanzlich. Marcel Goc? „Der geborene Kapitän! Der bewirbt sich um so eine Position nicht – der bekommt sie, weil er einfach ein toller Mensch ist und ein großer Sportler.“Franz Reindl ist bisher nicht nachweislich als Dampfplauderer in Erscheinung getreten; was der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes sagt, hat Hand, Fuß und Gewicht. Was der Eishockeyspieler Goc tut, offenbar auch: „Marcel ist ein ZweiWege-Spieler, der nach vorne gut ist, seine Nebenleute besser macht und auch defensiv seine Arbeit verrichtet. Er kommt in kritischen Situationen, ist für den Gegner unangenehm, für die eigene Mannschaft wertvoll.“ Seit 17 Jahren Nationalspieler Die eigene Mannschaft heißt derzeit Adler Mannheim, aber das ist eine andere Geschichte. Für die Tage beim Olympischen Turnier in Gangneung will Marcel Goc den unbefriedigenden Verlauf der bisherigen DEL-Hauptrunde ausblenden: „Die Saison ist so gelaufen, wie sie gelaufen ist.“Inklusive Zwangspause wegen einer Oberkörperverletzung (so, bewusst verschleiernd, der Eishockey-Sprech), inklusive Bangens um die (Pre-)Play-offs. Doch jetzt zählt die DEB-Auswahl.
105-mal hat Marcel Goc schon deren Dress getragen, sein Debüt liegt mehr als 17 Jahre zurück. Am 8. November 2000, bei einem 1:4 gegen Kanada in Landshut, stand ein schmächtiger 17-Jähriger erstmals in Hans Zachs Team. Sechs Länderspiel-Einladungen später führte der Junge mit der Gittermaske die erste Angriffsformation mit Jan Benda und Jürgen Rumrich aufs Eis. Verbürgt aus jener Zeit sind Rumrich’sches (Be-)Wundern („Hat der ein Auge!“), enge Puckführung, verblüffende Schnelligkeit, hohe Spielintelligenz – und massives Übersee-Interesse.
So hieß die logische nächste Etappe des Weges ESG Esslingen – Schwenninger Wild Wings – Adler Mannheim: National Hockey League. 699 Einsätze in elf Spielzeiten dort zeugen von einiger Wertschätzung. 2015/16 ist Marcel Goc nach Mannheim zurückgekehrt, einen Vertrag besitzt der gebürtige Calwer bis 2020. Gespielt allerdings hat er für die Nordbadener noch selten. Ein Kreuzbandriss raubte das Gros der Saison 2016/17 samt Heim-Weltmeisterschaft. „Ich hab’ gewusst, das ist ein langer Weg zurück.“
Er soll sich gelohnt haben. Pyeongchang sind Marcel Gocs dritte Olympischen Spiele nach Turin 2006 und Vancouver 2010. Bundestrainer Marco Sturm hat ihn zum Kapitän bestimmt; Vertrauen, das er zurückzahlen will gegen zunächst Finnland in der Nacht auf Donnerstag, Schweden (Fr., 13.10 Uhr/ZDF und Eurosport) und Norwegen (So., 4.10 Uhr/ ZDF und Eurosport). „Wer weiß, vielleicht können wir den einen oder anderen noch ein bisschen ärgern.“Der „Mix von erfahrenen und jungen Spielern“im deutschen Team nämlich stimme, „da hat der Marco eine ganz gute Auswahl getroffen“.
Die dürfte Marcel Goc auch finden. Zwischen Fokus („Wir wollen einfach gute Spiele abliefern und unsere Chancen, wenn wir sie haben, nutzen“), Flair („Mal andere Dinge anschauen, wie die Leute leben, die Kultur“) und Fan-Sein („Ich würd’ gern beim Skifahren bissl zuschauen, Bob hab’ ich auch noch nie live gesehen“).
Kapitän ist er ohnehin.