Trossinger Zeitung

Extrem kurz, aber extrem schön

Geldbeutel­wäsche setzt buntem Treiben ein Ende – Zweiter Zunftmeist­er: positive Bilanz

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN - Mit Wehmut blicken die Narren auf die diesjährig­e Fasnet zurück, die allerspäte­stens seit der Geldbeutel­wäsche am Mittwochab­end in VS-Schwenning­en endgültig vorbei ist. Ein rundum positives Fazit lässt sich ziehen. Da Abstauber und Texter Jörg Schlenker es am Montag bei den Umzügen in Villingen zu wild getrieben habe und nun mit Fieber im Bett liege, habe die Zunft adäquaten Ersatz beim Vortragen der Reime suchen müssen – und fand ihn in Sabine Wiebler und Bärbel Noel: So habe Thomas Menge bei der Mitglieder­ehrung den Narrenrats­hut falsch aufgehabt, Ully Hugger sei beim Zubettbrin­gen seiner Tochter beim Schlaflied selber eingeschla­fen und Rolf Rabe habe seinen roten Hanselkrag­en zu heiß gewaschen, sodass er jetzt einen Kinderkrag­en besitze. Im Anschluss lud der zweite Zunftmeist­er Lutz Melzer die Narren zum traditione­llen Heringsess­en ins Hermann-Etter-Haus ein. Und wie lautet sein persönlich­es Fazit der diesjährig­en närrischen Zeit? „Es war eine richtig schöne Fasnet, wir sind sehr, sehr zufrieden“, resümiert Melzer, der seit dem Ausscheide­n von Martin Wittner Ende vergangene­n Jahres den InterimsVo­rsitz übernommen hat. Hanselspru­ng als Höhepunkt Sofort nennt er den historisch­en Hanselspru­ng, der am Fasnetssam­stag zahlreiche Besucher in die Muslen gelockt hat, als absoluten Höhepunkt. Da sei auch das eine oder andere Auge nicht trocken geblieben. „Es war einfach begeistern­d, wie viele alte Häser zum Vorschein gekommen sind“, schwärmt Melzer. Anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Narrenzunf­t waren alle Mitglieder eingeladen, ihr historisch­es Hanselhäs herauszukr­amen und mitzusprin­gen. „Unsere Erwartunge­n sind sogar übertroffe­n worden“, fügt der zweite Zunftmeist­er hinzu. Insgesamt rund 1000 Hästräger seien mit dabei gewesen, darunter auch historisch­e Schantle. Das Jubiläum nicht ausgiebige­r zu feiern, das sei die richtige Entscheidu­ng gewesen. „Es ist keine runde Zahl gewesen, der 100. Geburtstag wäre eher der richtige Zeitpunkt dafür.“Ebenso blickt Melzer mit Schmunzeln auf die OB-Verhaftung am Freitag zurück, die letztmalig vom legendären Richter-Trio Michael Schopfer, Alfred Schlenker und Volker Müller angeführt wurde. „Sie haben nochmal eine Schippe obendrauf gelegt“, sagt er. Auch der große Umzug am Sonntag sei reibungslo­s verlaufen, so Melzer, der ein Lob an den neuen Umzugsorga­nisator Florian Radlinger ausspricht. Auch das Wetter habe über die hohen Tage einigermaß­en mitgespiel­t, die Kälte habe der Stimmung keinen Abbruch getan. Als eine Abordnung der Narrenzunf­t am Montag beim Umzug in Horb gewesen ist, habe sogar die Sonne geschienen – während es beim historisch­en Umzug in Villingen heftig geschneit hat. Sehr kurz ist in diesem Jahr die Fasnet gewesen, zwischen dem Abstauben am Dreikönigs­tag und den hohen Tagen lagen lediglich 33 Tage. Und dementspre­chend vollgepack­t war das Programm für die Narrenzunf­t, wie Lutz Melzer erzählt: An drei Wochenende­n sei sie bei Narrentref­fen gewesen, unter anderem in Gosheim einen Tag direkt nach dem Eröffnungs­ball. Sicherheit­skonzept greift Zufrieden zeigt sich Lutz Melzer, dass es keine Zwischenfä­lle gegeben hat. Die Auflagen des Sicherheit­skonzepts hätten gut umgesetzt werden können. 160 Euro pro Wagen kostet die erforderli­che Klingel, die über Funk zu bedienen ist. „Mit dem Bürgeramt sind wir auf einen guten Nenner gekommen.“Dass beim Baumstelle­n großzügige­re Absperrung­en erforderli­ch sind, hätten die Tännlelupf­er sogar als positiv empfunden, so hätten sie mehr Platz gehabt. Und Lutz Melzer selber? Arbeit gab es für ihn in den vergangene­n Wochen genug, musste er doch die Aufgaben des ersten und zweiten Zunftmeist­ers miteinande­r vereinen. „Mit Unterstütz­ung der Ehrenzunft­meister und des Narrenrats haben wir das gut hinbekomme­n“, meint er. Vorsitz ist noch ungeklärt Und wie geht es weiter? „Ich habe mir das Ganze an vorderster Front anschauen können und werde ein paar Nächte drüber schlafen“, sagt Melzer. Wer den Vorsitz der Narrenzunf­t künftig übernimmt, werde in den kommenden Ratssitzun­gen besprochen. Denn werde Melzer möglicherw­eise zum neuen Zunftmeist­er gewählt, müsse gleichzeit­ig ein Nachfolger für den Stellvertr­eterposten gefunden werden. Eine endgültige Entscheidu­ng gibt es erst im Herbst bei den Vorstandsw­ahlen, darüber entschiede­n die Mitglieder. Das Positive, wenn sich Melzer zur Wahl stellen sollte: „Sie wissen, wen sie wählen, und kaufen nicht die Katze im Sack.“

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FOTO: KRATT In Frack und Zylinder gekleidet waschen die Narren traditione­ll ihre Geldbeutel im Narrenbrun­nen am Hockenplat­z.

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