Trossinger Zeitung

Apples „HomePod“im Test

Spät versucht der Konzern Amazons „Echo“und Googles „Home“Konkurrenz zu machen doch was können die vernetzten Lautsprech­er?

- Von Christoph Dernbach

BERLIN (dpa) - Auf den ersten Blick kommt Apple mit seinem vernetzten Lautsprech­er HomePod ziemlich spät zur Party. Amazon hat schon seit drei Jahren seinen Amazon Echo im Programm. Google Home gibt es seit mehr als einem Jahr. Doch der Erfolg des iPad zeigt: Es wäre nicht das erste Mal, dass Apple einen Markt von hinten aufrollt. Vorgestell­t wurde der HomePod bereits im Sommer 2017. Doch es sollte noch Monate dauern, bis die ersten Exemplare des 2,5 Kilo schweren Lautsprech­ers im Laden stehen – vorerst nur in den USA, Großbritan­nien und Australien. In Deutschlan­d soll das Gerät „in diesem Frühjahr“verfügbar sein. Deswegen wurde für diesen Praxistest ein HomePod in London gekauft. Doch wer mit dem Gedanken spielt, in absehbarer Zeit einen smarten Lautsprech­er zu kaufen, sollte vielleicht abwarten. Denn für Besitzer eines iOS-Geräts könnte der HomePod eine attraktive Alternativ­e zum Amazon Echo, Google Home oder Soundsyste­men von Sonos und anderen Audiospezi­alisten sein. Android wird nicht unterstütz­t. Klanglich in einer anderen Liga Die Einrichtun­g des HomePods ist kinderleic­ht: Man benötigt lediglich ein Apple-Gadget mit mindestens iOS-Version 11.2.5 (iPhone ab dem 5s, ein iPad der fünften oder ein iPod Touch der sechsten Generation). Einstellun­gen wie das WLANPasswo­rt oder die iCloud-Daten werden in Sekunden auf den HomePod übertragen. Schon der erste Soundcheck zeigt: Er spielt klanglich in einer anderen Liga als die Mitglieder der Echo-Familie von Amazon. Das hat auch damit zu tun, dass die Ingenieure im Soundlabor in Cupertino einen anderen Ansatz verfolgen. Im HomePod steckt ein kräftiger A8-Chip (wie im iPhone 6S). Er analysiert nicht nur Sprachkomm­andos für Siri, sondern beeinfluss­t aktiv den Klang. Mit einer Technik, die Apple „Beamformin­g“(Richtstrah­lverfahren) nennt, passen sich insbesonde­re die sieben, kreisförmi­g angeordnet­en Hochtöner an den jeweiligen Song und den Raum an. Tatsächlic­h klingt der HomePod exzellent. Egal, ob Pop, Hiphop oder Rock gespielt wird. Auch Jazz-Klassiker wie „Take Five“von Dave Brubeck spielt der Lautsprech­er mit einer beeindruck­enden Klangfülle. Die mittleren Töne wirken transparen­t, die Höhen absolut klar. Die Bässe des unterhalb des Touchdispl­ays eingebaute­n Tieftöners klingen bei aktuellen Dance-Songs wie „Fuego“ von Alok & Bhaska nicht dumpf und klapperig wie bei etlichen anderen Lautsprech­ern, sondern tief und satt. Wäre der Sound das alleinige Kriterium, würde der HomePod die Konkurrenz in den Schatten stellen, selbst gute Lautsprech­er wie den Sonos Play:1. Erst mit dem Play:5 ist Sonos wieder mit etwas mehr Wumms im Vorteil. Der größte Sonos-Lautsprech­er kostet mit 575 Euro aber auch deutlich mehr als der Apple HomePod. Abhängig von Apple-Geräten Allerdings kann der HomePod derzeit nur im Apple-Universum bestehen. Er ist das, was US-Amerikaner einen „walled garden“nennen, also einen abgeschirm­ten Garten hinter einer Mauer. Alles ist bequem, sicher und funktionie­rt. Nur benötigt man für den Betrieb eines HomePods nicht nur ein aktuelles iOS-Gerät, sondern auch die entspreche­nden Musik-Dienste mit dem Apfel-Logo. Zwar kann man via AirPlay vom iPhone aus beliebige Inhalte auf den Pod streamen. Will man aber ohne iPhone, iPad, Apple TV oder iPod touch auskommen und direkt per Sprachkomm­ando Musik auf dem HomePod abspielen, kommt man um ein Abo bei Apple nicht herum. Mit iTunes Match (erhältlich für 25 Euro im Jahr) gelangt die eigene iTunesBibl­iothek in die Cloud und damit auch auf den HomePod. Und für knapp zehn Euro im Monat oder knapp 100 Euro im Jahr gibt es über Apple Music Zugriff auf rund 40 Millionen Songs. Hier sind sowohl die Amazon-Geräte als auch das Sonos-System viel flexibler und bieten etwa eine direkte Unterstütz­ung für Spotify, um den Streamingd­ienst direkt auf den Lautsprech­er zu bringen. Zudem bringen immer mehr Hersteller auch Lautsprech­er, die neben Amazons Alexa einmal auch den Google Assistant an Bord haben werden – etwa Sonos mit dem Modell One. Angesichts dieser Konkurrenz könnte es durchaus sein, dass Apple in die Mauer seines „walled garden“doch noch das ein oder andere Tor einbaut. So kann man inzwischen auf dem Apple TV nicht nur Filme beim Apple-Dienst iTunes ausleihen und kaufen, sondern Videos von Netflix, Sky, Maxdome oder Amazon Primeansch­auen. Beim HomePod gibt es aber derartige Ankündigun­gen bislang nicht. Kein synchrones Abspielen Während man also auf eine Öffnung des „walled garden“nur vage hoffen kann, hat Apple andere Verbesseru­ngen bereits angekündig­t. Derzeit kann man weder zwei Homepods zu einem Stereopaar verknüpfen, noch kann man ein Musikstück in mehreren Räumen auf HomePods synchronis­iert abspielen. Hier haben andere Anbieter die Nase vorn. Apple will beide Funktionen mit dem erweiterte­n Standard AirPlay2 als Update nachliefer­n, vermutlich noch im ersten Halbjahr 2018. Wie sich der smarte Apple-Assistent Siri auf Deutsch schlagen wird, wird erst klar, wenn der HomePod auch in Deutschlan­d angeboten wird. Auf Englisch macht er auch in Deutschlan­d eine ganz gute Figur. Am Standort Berlin gab es etwa konkrete Vorschläge für italienisc­he Restaurant­s in der Umgebung. Die Vielzahl der Audio-Apps („Skills“), die Amazon für seine Echo-Lautsprech­er im Programm hat, sucht man bei Apple aber zum HomePodSta­rt vergebens. Besondere Einstellun­gen beachten Interessen­ten aus Deutschlan­d, die sich schon vor dem Marktstart hierzuland­e einen HomePod in Großbritan­nien für 319 Pfund (knapp 360 Euro) zulegen wollen, sollten wissen, dass der Lautsprech­er nur mit einem fest montierten Stromkabel ausgeliefe­rt wird. Wer den englischen HomePod an eine deutsche Steckdose anschließe­n möchte, braucht also einen Adapter. An einer Stelle sollten Nutzer bei der Einrichtun­g aufpassen: Wenn sie beim Setup persönlich­e Anfragen („Personal Requests“) erlauben, können auch andere über den HomePod per Sprachbefe­hl persönlich­e iMessages senden oder sich vorlesen lassen, wenn sich ein iOS-Gerät im selben Netzwerk befindet. Wer das nicht möchte, sollte diese Funktion nicht aktivieren.

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FOTO: DPA Wer Kunde von iTunes Match oder Apple Music ist, kann den HomePod auch ohne iOS-Gerät per Sprache steuern. Musik von anderen Quellen lässt sich per AirPlay an den Lautsprech­er senden.

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