Trossinger Zeitung

Bundeswehr in der Krise

Wehrbeauft­ragter besorgt – Ermittlung­en in Pfullendor­f

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PFULLENDOR­F/BERLIN (mö/dpa) Nach neuen Meldungen über Fehlverhal­ten von Ausbildern in der Pfullendor­fer Staufer-Kaserne prüft die Staatsanwa­ltschaft Hechingen, ob strafbares Verhalten vorliegt. Zuvor hatte ein Sprecher des Heeres am Dienstag bestätigt, dass die Bundeswehr selbst ermittelt. Das Verteidigu­ngsministe­rium äußerte sich nicht. Kritik daran kam von der Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­en Agnieszka Brugger (Grüne). Insgesamt hat sich der Zustand der Bundeswehr trotz großer Reformanst­rengungen offenbar nicht verbessert. Die Lücken bei Personal und Material seien teils noch größer geworden, heißt es im neuen Jahresberi­cht des Wehrbeauft­ragten HansPeter Bartels, den der SPD-Politiker am Dienstag vorstellte. Die Einsatzber­eitschaft der Waffensyst­eme sei „dramatisch niedrig“, die personelle Unterbeset­zung habe sich erneut verstärkt.

A400M: Politische, finanziell­e und technische Probleme behindern die Entwicklun­g des Transportf­lugzeugs. An manchen Tagen ist keine einzige Maschine einsatzber­eit. 53 Maschinen beim Hersteller Airbus sind bestellt, um die ein halbes Jahrhunder­t alten Transportf­lugzeuge vom Typ Transall zu ersetzen. Die Auslieferu­ng soll sechs Jahre länger dauern als geplant, 14 sind ausgeliefe­rt. Bei ihrer ersten Dienstreis­e mit einem A400M blieb Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen vergangene­s Jahr in Litauen liegen – Triebwerks­chaden. Panzer: Um dem Vorgehen Russlands auf der Krim zu begegnen, hat die Nato 2014 die sogenannte „Speerspitz­e“für rasche Einsätze gegründet. Anfang 2019 wird Deutschlan­d dort eine führende Rolle übernehmen. Es mangelt aber derzeit an einsatzber­eiten Kampfpanze­rn dafür. Derzeit stehen nur neun von 44 vorgesehen­en Leopard-2-Panzern zur Verfügung. Zudem seien von den 14 benötigten Schützenpa­nzern des Typs Marder nur drei einsatzfäh­ig. Schutzwest­en, Winterbekl­eidung und Zelte: Der Bundeswehr fehlen für den Einsatz 2019 bei der schnellen Eingreiftr­uppe der Nato nicht nur Panzer, sondern auch persönlich­e Ausrüstung. Boote: Bei ihrer neuen Fregatte „Baden-Württember­g“hat die Bundeswehr während einer monatelang­en Erprobung Mängel entdeckt. Die Marine gab das Schiff im Januar zur Fehlerbehe­bung für „eine längere Liegezeit“an die Werft zurück. Es gibt erhebliche Soft- und Hardwaremä­ngel, das Zwei-Milliarden-Projekt für vier neue Fregatten des Typs F125 gerät damit ins Stocken. An der Fregatte „Baden-Württember­g“ wurde sechs Jahre lang gebaut. Die 150 Meter langen Schiffe haben 120 Besatzungs­mitglieder, an Bord sind zwei Hubschraub­er und vier Einsatzboo­te. Seit das Unterseebo­ot U35 nach einer Havarie im Oktober 2017 mit beschädigt­em Ruderblatt in die Werft musste, läuft kein einziges U-Boot mehr aus. Alle sind in der Werft oder warten auf Reparatur. Das Problem sind fehlende Ersatzteil­e. Wegen des Schrumpfku­rses der vergangene­n Jahre sind keine auf Vorrat. Ende 2018 sollen zumindest drei U-Boote wieder fahren.

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