„Coffee to go“aus dem Pfandbecher soll Müll vermeiden
Nach dem Bodenseekreis führt auch Ulm das Mehrwegsystem ein – Ein Euro Pfand
ULM - Die Plastiktüte ist weitgehend verschwunden, bald könnten auch Pappbecher für den beliebten „Coffee to go“der Geschichte angehören: Nach dem Bodenseekreis sollen nun auch in Ulm Mehrwegbecher eingeführt werden, auf die ein Euro Pfand erhoben wird.
Der Kaffee im Pappbecher gilt schon länger als Umweltsünde: Allein in Deutschland werden pro Stunde 320 000 Einmalbecher weggeworfen. Das ergibt 800 Becher in der Stunde im Bodenseekreis, 700 in Ulm und Neu-Ulm.
Abhilfe schaffen Unternehmen wie das Start-Up Recup. Die Münchner 14-Mann-Firma liefert wiederverwendbare Becher. Für einen Euro Pfand können Kunden ihren Becher mitnehmen und an einem anderen Ort wieder abgeben. Dort wird er gespült und ist dann bereit, bis zu 500-mal wiederverwendet zu werden: „Kunden können, je nach Anbieter, auch einen Preisvorteil bekommen“, sagt Lisa Henze, die bei Recup für den Vertrieb zuständig ist. 15 oder 25 Cent pro Becher seien denkbar.
In Ulm, wo sich das Citymarketing für die Einführung des Mehrwegsystems starkmacht, will der Gastronom Mario Abbate, Inhaber des Kaffeehauses „Coffee Fellows“, seinen Kunden schon bald ihren Latte Macchiato, den Cappuccino oder den Milchkaffee in Mehrwegbechern anbieten: „Bei meinen Kollegen läuft das hervorragend“, berichtet Abbate von Erfahrungen in der Franchise-Kette, „warum soll das nicht hier auch laufen?“
Auch Katrin Schißler, Direktorin des Intercity-Hotels am Ulmer Hauptbahnhof, kann sich vorstellen, das System einzuführen: „Unsere Gäste kaufen sich bei uns ihren Kaffee, steigen in den Zug ein und könnten den leeren Kaffeebecher am Ziel abgeben“, beschreibt Schißler die Vorteile. Abzustimmen sei die mögliche Einführung innerhalb der Hotelgruppe der Intercity-Hotels.
Recup, seit knapp einem Jahr am Markt, hat nach eigenen Angaben das System bereits in 23 Städten mit über 720 Standorten eingeführt. In Ulm ist nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“eine große Bäckerei mit über 40 Filialen in konkreten Verhandlungen. Für kleinere Unternehmen ist die Frage nach den Gebühren für Recup zu klären: „Ein Euro pro Tag und Standort sind für uns mit 27 Filialen zu viel“, sagt ein Mitarbeiter der Bäckerei Kirsamer, „wir reden über fast 10 000 Euro im Jahr.“Doch es laufen Gespräche mit Recup über Rabatte.
Am Bodensee sind die Beteiligten weiter: In vielen Bäckereien, auf der Fähre Meersburg/Konstanz und in den Mensen und Cafeterien der Hochschulen in Konstanz, Weingarten, Ravensburg und Friedrichshafen wie auch in der Elektronikschule Tettnang werden Einwegbecher bald Geschichte sein.
Im Ostalbkreis hat die Hochschule Aalen zusammen mit dem BUND ein entsprechendes Projekt gestartet, an demschon mehr als 20 Cafés und Bäckereien beteiligt sind.