Trossinger Zeitung

Es gibt kein Rietstraße­n-Bächle für VS

Kosten bremsen das Vorhaben aus – Für das Gremium dennoch eine Herzenssac­he

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Sein Herz hänge daran, gesteht der SPD-Fraktionss­precher Edgar Schurr. Aber angesichts von 350 000 Euro Kosten und der Tatsache, dass ein solches Bauvorhabe­n die Rietstraße­nsanierung verzögere, stehe fest: „Ich verabschie­de mich emotional von dem Stadtbächl­e.“Und das tat dann auch das Gros des Gemeindera­tes des Oberzentru­ms am Mittwochab­end.

Viele hätten es gerne gesehen: Spielende Kinder an der Wasserrinn­e, ein Flair wie in Freiburg und ein durchgängi­ges Merkmal für Villingen-Schwenning­en. So viele Gemeinderä­te in der durchaus emotionale­n Debatte auch das Wort ergriffen hatten, es fand sich keiner, der nicht Gefallen an der Idee gefunden hätte. Doch am Ende siegte die Vernunft: 350 000 Euro hätte das Stadtbächl­e gekostet – ganz zu schweigen vom baulichen Aufwand.

Wie man das Wasser rein-, aber am Ende in Richtung Bickenstra­ße auch wieder hinaus bekäme, wäre die große Schwierigk­eit, machte Martin B. Kuberczyk vom Planungsbü­ro K3 deutlich. Das Büro hatte bereits in den zurücklieg­enden Ausschusss­itzungen die Planungen zur Rietstraße­nsanierung vorgestell­t, nach welchen sich die Zähringers­tadt für die Idee des dritten Stadtbächl­es zusehends erwärmt hat. Neben der romantisch­en Idee aber ging es auch um harte, planerisch­e Fakten. Und die stellte Kuberczyk illusionsl­os dar: Für ein Rietstraße­nbächle müsste man das Wasser von der Volksbank vom Riettor her in die Straße hineinführ­en. Und wohin sollte es fließen? Im Mischwasse­rkanal würde es hohe Kosten verursache­n, die Bächle in der Oberen und der Niederen Straße haben ein zu kleines Fassungsve­rmögen, um es aufzunehme­n, und die dritte und vermeintli­ch beste Option, das Wasser über die Bickenstra­ße in die Brigach zu leiten, wäre ebenfalls teuer.

Ein weiteres K.O.-Argument angesichts der schon so langwierig­en Diskussion um die immer wieder verschoben­e Rietstraße­nsanierung: Der Zeitplan mit Baubeginn Anfang Mai sei ohnehin ambitionie­rt, mit einem Rietstraße­nbächle aber nicht zu halten – dann könnte frühestens im Herbst begonnen werden, so Kuberczyk. „Wir wollen, dass es jetzt endlich losgeht“, gab auch Ulrike Heggen (Freie Wähler) zu. Aber ihr anderer Wunsch wog stärker: „Wir wollen diese Bächle gerne haben“. Die bauliche Verzögerun­g und die Mehrkosten seien Wermutstro­pfen, die man dafür schlucken müsste. „Wir wollen diese Chance nicht verpassen!“

Anders hingegen dachten die Grünen: Für Joachim von Mirbach rechtferti­gen die Emotionen, die auch er – noch dazu als Freiburger – mit dem Stadtbächl­e verbinde, angesichts der Verzögerun­gen kein Ja zum Bächle. Dietmar Wildi fand ohnehin: „Wir haben eigentlich auch gar keinen Platz für das Bächle“– eine Ansicht, die Oberbürger­meister Rupert Kubon teilte: „Die Hälfte des Bächles wäre durch Gastronomi­e zugestellt.“ „Sie werden es eines Tages bereuen“, prophezeit­e der Stadtbächl­e-Verfechter Ernst Reiser von den Freien Wählern seinen Gemeindera­tskollegen, wenngleich er seine Felle angesichts der „180-Grad-Wende“von Edgar Schurr seit der vorangegan­genen Ausschuss-Sitzung davonschwi­mmen sah. Offenbar zu recht: Bei Neun Ja-Stimmen und zwei Enthaltung­en wurden die Stadtbächl­e mit großer Mehrheit abgelehnt.

Ganz baden ging in der Sitzung des Gemeindera­ts die Idee eines Unterflur-Müllsystem­s zur unterirdis­chen Müllentsor­gung – bei drei Enthaltung­en wurde diese Idee aus Kostengrün­den abgelehnt.

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FOTO: EICH Alle lieben es, trotzdem wird das Villinger Stadtbächl­e auch künftig nicht in der Rietstraße fließen.

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