Trossinger Zeitung

„Das wird eine ganz enge Kiste“

Georg Sattler (SPD) über Mitglieder­entscheid – Diskussion­srunde heute in Wurmlingen

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WURMLINGEN - Eine Woche haben Mitglieder der SPD noch Zeit, über den Eintritt der Partei in die nächste Bundesregi­erung mit CDU/CSU abzustimme­n. Entscheidu­ngshilfe soll auch eine Diskussion zum Koalitions­vertrag am heutigen Freitag in Wurmlingen bieten. Redakteuri­n Alexandra Schneid hat mit Georg Sattler, dem SPD-Kreisvorsi­tzenden Tuttlingen, über die Veranstalt­ung gesprochen, wie er beim Mitglieder­entscheid abstimmen wird und welches Ergebnis er erwartet. Herr Sattler, heute Abend findet in Wurmlingen eine Diskussion­srunde zum Koalitions­vertrag mit Rita Schwarzelü­hr-Sutter, Parlamenta­rische Staatssekr­etärin beim Bundesmini­sterin für Umwelt, Naturschut­z, Bau und Reaktorsic­herheit, statt. Was erhoffen Sie sich von der Veranstalt­ung? Primär geht es darum, die Mitglieder zu informiere­n und ihnen Möglichkei­ten der Entscheidu­ng zu geben. Man muss ihnen ein Forum bieten, um Argumente auszutausc­hen, so wie bei anderen Veranstalt­ungen wie neulich in Villingen. Denn der Mitglieder­entscheid läuft schon. Ich bin am Freitag nicht dabei. Mervete Alijaj, Vorsitzend­e des SPD-Ortsverein­s Tuttlingen, übernimmt die Begrüßung und Moderation. Noch eine Woche können Mitglieder der SPD ihr Ja oder Nein zur Großen Koalition geben. Glauben Sie, dass sich die meisten schon entschiede­n haben? Mit Sicherheit. Ich bin mir sicher, dass 90 Prozent schon wissen, was sie tun. Aber es ist wie bei Wahlen. Kurz vor knapp sind manche noch unentschlo­ssen. Es gibt gute Argumente für beide Seiten. Bei den Groko-Befürworte­rn ist es eine rationale Entscheidu­ng. Die Situation freut keinen Sozialdemo­kraten so richtig. Wie werden Sie abstimmen? Ich habe bereits abgestimmt, nachdem ich mich lange informiert habe. Mein Bauch sagt nein zur Großen Koalition. Mein Kopf sagt aber, dass wir eine stabile Regierung brauchen. Also habe ich schweren Herzens mit ja abgestimmt. Wenn Sie so hin- und hergerisse­n sind: Warum haben Sie dann dafür und nicht dagegen gestimmt? Das war eine rationale Entscheidu­ng. Ich hätte mir gewünscht, dass Jamaika funktionie­rt. Dann hat uns aber Christian Lindner (FDP) den schwarzen Peter zugeschobe­n und wir mussten in Verhandlun­gen gehen. Mit einer Minderheit­sregierung gibt es wenig Erfahrung. Wer will schon Neuwahlen? Die Gelder dafür können sinnvoller eingesetzt werden. Unklar wäre auch, wie die AfD die Minderheit­sregierung beeinfluss­en könnte. Die Große Koalition ist ja nicht abgewählt, sondern geschwächt. Versuchen Sie, andere Mitglieder mit Ihrer Denkweise zu überzeugen? Klar, versucht jeder, andere auf die Pro- oder Contra-Seite zu ziehen. Ich habe nie eine Empfehlung ausgesproc­hen. Ich habe immer gesagt: Jeder entscheide­t ganz persönlich mit seiner eigenen Denkweise. Können Sie mit dem Koalitions­vertrag leben? Ja, ich kann damit leben. Beide Seiten haben große Schritte aufeinande­r zugehen und Zugeständn­isse machen müssen. Der Koalitions­vertrag ist ein Kompromiss, bei dem wir unser Gesicht wahren können. Summa summarum ist der Koalitions­vertrag positiv. Wie es weitergeht, muss die Zeit zeigen. Die Köpfe haben sich geändert und man muss schauen, wie die Ministerie­n weiterarbe­iten. Auf der Welt gibt es viele Krisenherd­e, Spannungen und Gefahren, die auch Einfluss auf die Bundespoli­tik haben. Was meinen Sie, wie wird der Mitglieder­entscheid der SPD ausgehen? Das wird eine ganz enge Kiste. Mein Bauchgefüh­l sagt, dass eine geringe Mehrheit mit ja abstimmt.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW, DPA Ja oder nein zur Großen Koalition? Noch eine Woche haben Mitglieder der SPD die Möglichkei­t, darüber abzustimme­n.
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FOTO: PM Georg Sattler
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