Genussvoller Mittagstisch statt schnell und hektisch
Gesundheitstage des Landratsamts legen Fokus auf Betriebskantinen – Staatssekretärin Gurr-Hirsch zu Gast
TUTTLINGEN - Statt Hektik den Mittagstisch genießen, statt Ungesundes Gesundes zu sich nehmen: Das ist es, wofür die Gesundheitstage des Landratsamts Tuttlingen sensibilisieren möchten. In diesem Jahr stehen Betriebskantinen im Mittelpunkt, unter anderem die erst im Herbst eingeweihte Kantine der Firma Aescualp. Hier war am Donnerstag Staatssekretärin Fridlinde GurrHirsch (MdL) zu Gast.
Wer kennt es nicht: Die Zeit über Mittag ist knapp, der Hunger groß. Schnell etwas in sich hineinstopfen und zurück an den Arbeitsplatz – so sieht der Alltag vieler Arbeitnehmer aus. Innezuhalten und trotz Arbeitspensums ein bewusstes Mittagessen zu sich zu nehmen: Das ist das Hauptziel, das die Mitarbeiter des Forums Ernährung des Landwirtschaftsamts Tuttlingen mit ihrer Beteilung an der landesweiten Aktionswoche erreichen möchten. „Wir möchten nicht mit erhobenem Zeigefinger agieren“, sagt Simone Blum vom Landratsamt, „es geht darum, sich ein bisschen zu besinnen und zum Genuss zu kommen.“Oder: „Weg von schnellen Fertiggerichten“, wie Verena Dorsch, Dezernentin für ländlichen Raum, es formuliert.
Aus diesem Grund erhalten in dieser Woche vier Betriebs-Kantinen Besuch der Ernährungs-Experten. Am Montag war die Tuttlinger Firma Henke-Saas, Wolf an der Reihe, am Dienstag die Bundesakademie Trossingen, am Donnerstag die Firma Aesculap und am Freitag folgt die Lebenshilfe Tuttlingen. An mehreren Ständen können sich die Betriebsmitarbeiter darüber informieren, wie man von hek„tisch“zum Mittagstisch kommt, wie man Genuss erfahren kann, wo und wie man sich saisonal und regional ernähren kann. Auch eine Anleitung für den persönlichen Wochen-Speiseplan gibt es.
Über diesen müssen sich die Aesculap-Mitarbeiter an diesem Tag jedoch keine Gedanken machen: Kohlrabi-Süßkartoffelauflauf, Rinderrouladen und Grillteller hat ihnen Küchen-Chef Norbert Burri zur Auswahl gestellt. Der Andrang ist wie jeden Tag groß. 1200 Essen wandern hier täglich über den Tresen, wie Burri sagt. Frisches Zubereiten und die Verwendung regionaler und saisonaler Produkte gehören für ihn dazu. Doch Burri hat es im Unterschied zu anderen Kantinen einfacher: Das Unternehmen bezuschusst das Essen der Mitarbeiter. Für diese bleibt es dadurch bezahlbar, ohne dass an der Qualität gespart werden muss. 40 Prozent essen außer Haus Wie wichtig eine funktionierende Kantine für ein Unternehmen sein kann, betont auch Staatssekretärin Fridlinde Gurr-Hirsch. „Gerade vor dem Hintergrund des FachkräfteMangels zählt eine Kantine für Firmen zu den so genannten weichen Faktoren“, sagt sie. Fast 40 Prozent der Menschen äßen heutzutage außer Haus – und dies von Kita über Schulmensa bis hin zur Betriebskantine schon von klein auf. Ein besonderes Augenmerk gelte es, auf die Ernährung der Kinder zu legen – „nach dem Motto, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, so Gurr-Hirsch. So laufe aktuell beispielsweise ein Landes-Programm, bei dem Drittklässler einen Ernährungsführerschein ablegen könnten.
Aesculap-Vorstandsvorsitzender Joachim Schulz sprach die teils miserable Qualität manch einer Schulverpflegung an. „Durch den Betreuungsbedarf sind plötzlich Notwendigkeiten entstanden“, gab GurrHirsch zu, dass es hier durchaus Verbesserungspotential gäbe. Die Betreuung habe die ganze Gesellschaft überrollt, die Kommunen hätten schnell reagieren müssen. „In vielen Mensen geht es nach dem Preis – und das ist der falsche Weg.“