Beeindruckende Passionsmusik
Zahlreiche Zuhörer erleben in der Musikhochschule Generalprobe der „Johannespassion“
Zahlreiche Zuhörer erleben Generalprobe der Johannespassion.
TROSSINGEN - Volles Haus bei der Generalprobe: Sehr viele Zuhörer hatten die gut 80 Sänger und Musiker am Freitagnachmittag bei der letzten Probe zu Bachs Johannespassion, mit der die Studierenden und einige Aushilfen dann am Wochenende in Balingen und Neubulach gastierten.
„Es ist vollbracht!“So beeindruckend wie schon bei der Uraufführung der Passion vor 294 Jahren in der Leipziger Nikolaikirche klangen diese Worte auch im Saal der Musikhochschule. Sowohl im Rezitativ des Bassisten Andreas Ocker, der die Rolle des „Königs der Jüden“trug, als auch in der von Sarah-Lena Eitrich gesungenen und von einem Gamben-Solo umrahmten Alt-Arie, mit „molto adagio“überschrieben: „Der Held aus Juda siegt mit Macht und schließt den Kampf. Es ist vollbracht.“
Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Professor Michael Alber hatten sich die Vokalisten und die Streicher und Holzbläser des Barockorchesters sowie zehn Dirigentinnen und Dirigenten ein Semester lang mit der Passion befasst. Bei der Generalprobe wechselten sich sechs Studierende und Absolventen am Pult ab: Lukas Schmid, Daniel Mettenmeyer, Laura Klimmek, Sebastian Walser, Lara Jockers und Fynn Liess. Sowohl dem Chor als auch dem Orchester gelang es, sich auf die in Mimik und Körpersprache doch sehr unterschiedlichen Dirigate einzustellen. Souverän agierte auch Konzertmeisterin Motoko Hosaka, die schon 2013 ihr Musikstudium abgeschlossen hat. Aus dem Orchester seien nur die brillante Cellistin Candela Gomez, die Gambistin Rachel Klein und der Cembalist Kelvin Tsui erwähnt.
Chor überzeugt ob als Hetzer oder Mahner Der Chor, in den sich Alber integrierte, überzeugte bei den Turba-Passagen als Jünger Jesu, als blutdürstiges, hetzerisches Volk („kreu-zi-ge!“) und als herzlose „Kriegesknechte“ebenso wie bei den evangelischen Kirchenliedern und als „Mahner“in den Chorälen.
Die Rolle des Evangelisten Johannes teilten sich bei der Probe drei Sänger: Jonas Bruder, der Brasilianer Fábio Maciel und – besonders imposant – Tenor Klemens Mölkner, der seit Kurzem Mitglied des Kammerchors Stuttgart ist. Ihre Aufgabe war es, die Geschehnisse der letzten Lebensstunden Jesu und der Kreuzigung wie eine Art „Reporter“zu berichten und das Dramatische in den Vordergrund zu stellen. Ruhig und gelassen agierte dagegen Ocker, als Heiland, der sich mehr um das Geschick der Mutter und des Lieblingsjüngers als um sein eigenes sorgte. Als Solo-Sopranistin war Melanie Faitsch zu hören, die Bass-Arie sang Simon Hegele.
Mit Saloum Diawara, einem Franko-Senegalesen, der erst relativ spät das Gesangsstudium aufnahm, war auch die Rolle des Zweiflers gut besetzt: „…denn ich finde keine Schuld an ihm!“
Der langanhaltende Beifall dankte allen Akteuren für die 140-minütige gelungene Generalprobe.