Gymnasiasten erinnern an Widerstandsgruppe
Fachschaft Religion initiiert Gedenkgottesdienst
TROSSINGEN (pm) - Flugblätter sind vergangene Woche von der Orgelempore der katholischen Theresienkirche Trossingen gesegelt. Sirenen und Parolen erklangen durch ein Megaphon. Das Gymnasium Trossingen hatte in einem bewegenden Gottesdienst der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“gedacht.
„Leistet passiven Widerstand, wo immer Ihr auch seid!", lautete eine Forderung des ersten Flugblatts, das den Nationalsozialismus zu Fall bringen sollte. So tauchten die Gottesdienstbesucher am 75. Jahrestag der Hinrichtung dreier prominenter Mitglieder der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“in diesen ganz besonderen und atmosphärisch dichten Gedenkgottesdienst des Gymnasiums Trossingen ein.
Der Gottesdienst war von der Fachschaft Religion initiiert worden. Vor allem die Jahrgangsstufe 10 hatte sich im Rahmen des Religionsunterrichts mit ihrem Fachlehrer Markus Eisele thematisch damit beschäftigt, Zitate der sechs Flugblätter auszuwählen, einen szenischen Dialog zu entwickeln, passende Lieder auszusuchen, Fürbitten zu schreiben und vieles mehr. Musikalische Solo- und Chorbeiträge schufen an ausgewählten Stellen im Gottesdienst immer wieder die Möglichkeit, nachzudenken.
„So ein herrlicher sonniger Tag, und ich muss gehen. (...) Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden“, sprach Sophie Scholl am Tag ihrer Hinrichtung. So war der Gottesdienst mehr als eine Erinnerung an die Münchner Regimekritiker. Er war gleichzeitig ein Aufruf, bei Ungerechtigkeiten in der Welt nicht länger wegzuschauen.
Heutzutage sei es vor allem durch digitale Medien viel einfacher und schneller, sich kritisch zu äußern – trotzdem müsste zunächst eine eigene Hemmschwelle überwunden werden. „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt!“, heißt es im fünften Flugblatt, das mit den Worten endet: „Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.“