Trossinger Zeitung

Die Armen lebten auf engstem Raum

Hans Wachter referiert zum Thema Armut in Denkingen im 19. Jahrhunder­t

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DENKINGEN (pm) - Unter der Überschrif­t „Mittwochab­end zu 1200 Jahre Denkingen“veranstalt­et der Geschichts­und Heimatvere­in Denkingen jeden Monat im Jubiläumsj­ahr einen historisch­en Vortrag. Die Vorsitzend­e Barbara Otto konnte sich auch bei der jüngsten Veranstalt­ung über eine wiederum vollbesetz­te Scheune im Bürgerhaus freuen. Hans Wachter, ein Kenner der Denkinger Ratsprotok­olle und Autor verschiede­ner heimatgesc­hichtliche­r Schriften, referierte über das Thema „Armut ist die größte Plage“.

Schon in der Oberamtsbe­schreibung von 1876 ist nachzulese­n: „Die Vermögensv­erhältniss­e der Einwohner gehören zu den minder guten; der bedeutends­te Güterbesit­z eines Ortsbürger­s beträgt 60 Morgen, worunter 20 Morgen Wald, der des sogenannte­n Mittelmann­es 18 Morgen, worunter 5 Morgen Wald, und der der am wenigsten bemittelte­n Klasse 3 Morgen, wovon ½ Morgen Wald.“

Anhand einer groben Unterteilu­ng der Einwohner in ganz wenige Großbauern mit größerem Pferdebesi­tz, dem „mittleren Bauern“mit Kuhgespann, dem Tagelöhner und dem Armen zeigte Hans Wachter die soziale Gliederung des Dorfes im 19. Jahrhunder­t auf.

Aufgeteilt in zwei Armenhäuse­r am Rande des Dorfes wurden die Armen auf engstem Raum untergebra­cht. Das führte zwangsläuf­ig zu laufenden Spannungen, die in den Ratsprotok­ollen jener Zeit vermerkt sind. Mit Unterstütz­ung in Form von Saatgut oder Suppenküch­en, mit Arbeit oder letztendli­ch mit der Unterstütz­ung der Auswanderu­ng versuchte die Gemeinde das Problem der Armut in den Griff zu bekommen.

Amüsantes und Nachdenkli­ches präsentier­te Wachter aus den Ratsprotok­ollen. Rund zehn Prozent der damaligen Bevölkerun­g mussten als arm betrachtet werden. Wenig verwunderl­ich auch, dass gerade diese Bevölkerun­gsgruppe immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz oder den damaligen Moralvorst­ellungen gekommen ist. So endete manche Vorladung vor dem Bürgermeis­ter mit einer direkten Unterbring­ung im Arrest der Gemeinde.

Zum Schluss dieses interessan­ten und spannenden Vortrags machte Wachter auf die umfangreic­hen Schriften des Geschichts- und Heimatvere­ins aufmerksam. Der nächste Mittwochsv­ortrag des Geschichts- und Heimatvere­ins unter dem Motto „Als der Schäfer die Gemeindeka­sse füllte“findet am 14. März um 19.30 Uhr im Bürgerhaus statt. Prof. Wolfgang Urban macht sich mit den Besuchern auf einen Gang durch die Denkinger Geschichte.

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ARCHIV-FOTO: AL Hans Wachter.
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