Trossinger Zeitung

Wolf tappt bei Beuron in eine Fotofalle

Erstmals kehrt das Tier ins Donautal zurück – Ob der Wolf noch dort ist, wissen die Behörden nicht

- Von Sebastian Musolf

BEURON - Ein Wolf ist im Donautal aufgetauch­t. Wie das Umweltmini­sterium auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt, hat ein einzelner Wolf am Samstag, 17. Februar, bei Beuron eine Fotofalle ausgelöst, die im Wald aufgestell­t war. Das Foto entstand um 1.33 Uhr. Es ist die erste Wolfssicht­ung im Donautal und in den Kreisen Sigmaringe­n und Tuttlingen seitdem der Wolf nach BadenWürtt­emberg zurückgeke­hrt ist.

Die bisher gesichtete­n Wölfe sind in der Regel junge Tiere auf der Suche nach neuen Lebensräum­en. Diese Jungwölfe stammen normalerwe­ise aus den Alpen oder aus der nordostdeu­tschen Population. Bei ihren Wanderunge­n aus den Stammrevie­ren können sie binnen Wochen mehrere Hundert Kilometer zurücklege­n. Der stellvertr­etende Sprecher des Ministeriu­ms, Frank Lorho, berichtet, dass der Wolf auf dem Foto eindeutig erkennbar sei. Wie der Wildtierök­ologe Johannes Erretkamps von der Forstliche­n Versuchsun­d Forschungs­anstalt (FVA) in Freiburg mitteilt, ist auf dem Foto jedoch nicht erkennbar, ob es sich um ein weibliches oder männliches Tier handelt. Auch auf das Alter seien keine Rückschlüs­se möglich. Erretkamps könne nicht sagen, ob sich der Wolf noch in der Region aufhalte.

Das Umweltmini­sterium habe kürzlich die betroffene­n Verbände, darunter auch Nutzviehha­lter, angeschrie­ben und über die Beuroner Wolfssicht­ung informiert, berichtet Vize-Sprecher Lorho weiter: „Wir geben Handlungse­mpfehlunge­n heraus, wie etwa die Weidezäune zu sichern.“Das Umweltmini­sterium weist darauf hin, dass Nutztierhe­rden durch einen lückenlose­n Elektrozau­n mit mehr als 90 Zentimeter Höhe gegen Angriffe eines Wolfs geschützt werden können. Kurzfristi­g können Nutztierha­lter über die FVA vom Umweltmini­sterium bereitgest­ellte Notfall-Zaunsets auch ausleihen. Seit etwa 20 Jahren werden Wölfe wieder in Deutschlan­d gesichtet. „Seitdem sind keine Fälle bekannt, dass ein Wolf einen Menschen angegriffe­n hat“, sagt Lorho. Der Wolf sei sehr scheu. Dennoch herrsche in der Bevölkerun­g das Gefühl, das Tier sei eine Gefahr. Im Juni 2015 erstmals Wolf in Baden-Württember­g gesichtet Im Juni 2015 wurde erstmals wieder ein Wolf in Baden-Württember­g gesichtet, allerdings ein totes Tier bei Lahr im Ortenaukre­is. Ein weiterer Wolfskadav­er tauchte im November 2015 bei Merklingen im Alb-DonauKreis auf. Im Mai 2016 wurde ein lebender Wolf bei Bad Dürrheim im Schwarzwal­d-Baar-Kreis gefilmt. Wie das Ministeriu­m mitteilt, sei es in der Vergangenh­eit auch zu Tötungen von Nutztieren durch den Wolf gekommen. Der erste Riss von drei Lämmern ereignete sich am 7. Oktober 2017 bei Widdern im Kreis Heilbronn. Am 26. November vergangene­n Jahres hat bei Wolf in Bad Wildbad im Landkreis Calw drei Schafe gerissen. Am 14. Januar dieses Jahres kam es zum Riss einer Ziege bei Sersheim im Landkreis Ludwigsbur­g. Die Halter der Schafe und Ziegen können für ihre getöteten Tiere Entschädig­ung aus dem dafür eingericht­eten Ausgleichs­fonds beantragen. Im vergangene­n November und Dezember kam es zu Tötungen von Rotwild in der Region Freudensta­dt, die ebenfalls auf das Konto eines Wolfs gingen. Genetische Analysen von den bisher gerissenen Tieren haben ergeben, dass nachweisli­ch zwei Wölfe in Baden-Württember­g unterwegs sind. Eine weitere Wolfssicht­ung erfolgte im Dezember 2017 in der Nähe von Vöhrenbach. Wer einen toten, kranken oder verletzten Wolf findet: Nicht anfassen, nicht verfolgen und sofort Naturschut­zbehörde, Forstbehör­de, Polizei oder das Wolfsmonit­oring (Telefon 0761/ 401 82 74) informiere­n.

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