Trossinger Zeitung

Kostenexpl­osion beim Rottweiler Knast

Statt geplanter 120 Millionen Euro sollen Kosten nun 200 Millionen Euro betragen

- Von Armin Schulz

ROTTWEIL (sbo) - Die Kosten beim Neubau der JVA in Rottweil drohen enorm zu steigen. Der Kostenrahm­en von 120 Millionen Euro soll bereits jetzt um 80 Millionen höher liegen und 200 Millionen Euro betragen. Das Finanzmini­sterium bestätigt diese Entwicklun­g und führt sie auf den heiklen Standort im Esch zurück.

Der Neubau des Gefängniss­es für bis zu 500 Gefangene war zu Beginn des Architektu­rwettbewer­bs mit 118 Millionen Euro taxiert worden. Nun rechnet das Land mit bis zu 200 Millionen Euro, schrieb zunächst die Südwest Presse in Ulm.

Das Finanzmini­sterium bestätigt diese enorme Kostenstei­gerung. Ministeriu­ms-Sprecher Benjamin Hechler gegenüber dem Schwarzwäl­der Boten: „Wir befürchten, dass es teurer wird. Noch haben wir allerdings keine verlässlic­hen Zahlen, mit denen wir die Öffentlich­keit valide informiere­n können. Weil das Projekt so konkret noch nicht geplant ist, dass es belastbare Zahlen geben kann.“

Hechler nennt einen Finanzkorr­idor und die Gründe für die absehbare Entwicklun­g: „Die Kosten werden insbesonde­re wegen der besonderen Anforderun­gen des ausgewählt­en Standorts und anderen projektspe­zifischen Besonderhe­iten auf voraussich­tlich rund 180 bis 200 Millionen Euro steigen.“Der ausgewählt­e Standort sei aufgrund seiner Hanglage, dem Baugrund und geringer Erschließu­ng eine besondere Herausford­erung, so der Sprecher.

Aktuell läuft ein zweistufig­es Wettbewerb­sverfahren mit einer ausgelobte­n Wettbewerb­ssumme von rund 120 Millionen Euro. Projektspe­zifische Sonderkost­en seien in dieser Wettbewerb­ssumme nicht enthalten. Der Sprecher weiter: „Diese Kostenentw­icklung haben wir dem Landesrech­nungshof, der die Maßnahme begleitend prüft, bereits mitgeteilt. Wirklich sicher können wir Zahlen erst liefern, wenn der Wettbewerb voraussich­tlich im Juni 2018 abgeschlos­sen ist und die Planungen anschließe­nd konkretisi­ert werden.“

Das Land hatte in den Wettbewerb­sunterlage­n für den Neubau des Gefängniss­es mit bis zu 500 Plätzen die Kostenober­grenze von 118 Millionen Euro gesetzt. 180 Plätze für Untersuchu­ngshäftlin­ge, 215 Haftplätze im Regelvollz­ug sowie ein gesonderte­r, barrierefr­eier Bereich für 75 ältere Gefangene sind im Architektu­rwettbewer­b vorgegeben.

Hinzu kommt ein Freigänger­heim mit 30 Plätzen – außerhalb der Anstaltsma­uern, aber ebenfalls im Esch. Ein Ziel des Wettbewerb­s ist zudem, den Neubau möglichst gut in die Landschaft einzufügen. Die beteiligte­n Büros haben deshalb Landschaft­sarchitekt­en in die Planung einzubinde­n. Im vergangene­n Sommer war der Architektu­rwettbewer­b ausgelobt worden. Die Entscheidu­ng soll am 12. Juni fallen. Im Anschluss, so ist angekündig­t, werden die Entwürfe einige Tage in Rottweil ausgestell­t werden.

Auf den Standort Esch haben sich Land und Stadt nach einem jahrelange­n Suchlauf und nach einem Bürgerents­cheid in Rottweil im September 2015 festgelegt. Dieses Verfahren war notwendig geworden, nachdem der heutige Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) als MPKandidat zur Landtagswa­hl 2011 bei einem Wahlkampfa­uftritt in Rottweil einen solchen versproche­n hatte..

Oberbürger­meister Ralf Broß sagte, das Land sollte unbedingt am Standort festhalten: „Zum einen ist der Standort durch einen Bürgerents­cheid und große Mehrheit im Gemeindera­t legitimier­t. Zum anderen ist es angesichts aktueller Überbelegu­ngen und aufgrund von verfassung­srechtlich­en Vorgaben dringend notwendig, zeitgemäße Haftplätze zu errichten."

Broß betont, dass er am Standort festhalte: „Die Bürgerscha­ft und der Gemeindera­t von Rottweil haben sich mit deutlicher Mehrheit für den Standort ausgesproc­hen. Es gibt keine Notwendigk­eit, über einen neuen Suchlauf nachzudenk­en. Wir haben einen Standort. Ein neuer Suchlauf würde viel Zeit und Geld kosten und der Ausgang wäre ungewiss."

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FOTO: NÄDELE Mitten im Grünen liegt der Standort für das neue Gefängnis in Rottweil. Das ist ein Problem, wie das Finanzmini­sterium jetzt erkannt hat. Die Baukosten drohen zu explodiere­n.

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