Truppe tanzt durch die Epochen
Eine furiose Show in der Stadthalle führt durch 100 Jahre Tanzgeschichte
TUTTLINGEN – Ausgeklügelte Choreographie gepaart mit kubanischem Temperament: Mit dem Showprogramm „Don’t Stop the Music“führte die Compañía Codanza am Montagabend den rund 500 Besuchern der Stadthalle Tuttlingen die Evolution des Tanzes in den letzten hundert Jahren vor.
Ob barfuß, mit Sneakers, sexy Overknee-Stiefeln oder mit metallbeschlagenen Steppschuhen: Die Tanzschritte der 15-köpfigen Truppe überzeugten auch die zahlreichen Tanzsachverständigen im Publikum. Maricel Godoy, erfahrene Choreografin aus Kubas drittgrößter Stadt Holguín, hat den Parforce-Ritt durch die Tänze in eine Radiosendung gepackt, so dass die erklärende Moderation nicht aus dem Off sondern von einem Ghetto-Blaster zu kommen schien.
Ausgehend vom Jazz zu Beginn des 20. Jahrhunderts tanzten sich die fünf Frauen und zehn Männer gekonnt durch die Epochen: mal als ausdrucksstarker Solist wie bei „Let it Be“, als nettes Paar beim hübschen Broadway-Stepp oder bei der amourösen Umsetzung von Whitney Houstons Liebesschwur, als kesses Quintett oder als fünf Paare beim Jailhouse Rock.
Ganz besonders angetan hatten es dem Tuttlinger Publikum die halsbrecherischen Breakdance-Einlagen eines wahren Artisten. Auch die täuschend echt wirkenden Imitationen des moonwalkenden Michael Jackson, der noch jungen Queen of Pop Madonna oder der exaltierten Lady Gaga mit ihrem „Pokerface“wurden bejubelt. Eher gruselig war der Auftritt der beiden sich robotergleich im Daft-Punk-Stil bewegenden Tänzer unter Schwarzlicht: weiße Masken, übergroße Trainingsanzüge, Handschuhe mit Leuchtelementen, dazu wummernder Bass. Sechs beeindruckende „Sixpacks“ziehen Blicke auf sich Blicke auf gleich sechs beeindruckende „Sixpacks“erlaubten die knappen Anzüge der Shuffledancer. Beim großen Finale zum titelgebenden Rihanna-Ohrwurm wirbelten alle Tänzer noch einmal über die Bühne, bevor das kunterbunte „Radioprogramm“ nach knapp zwei Stunden endete.
Anerkennung ist den unzähligen Kostümen zu zollen, vom schmalen Charleston-Kleidchen mit den kess schwingenden Fransen über die Petticoats der wilden 50er-Jahre und die psychodelisch gemusterten Klamotten der Disko-Ära bis hin zum lässigen Outfit der Streetdancer. Manchmal fast zu viel des Guten waren die Videos im Hintergrund; das Rampenlicht dagegen hätte manchmal großzügiger scheinen dürfen. ANZEIGE