Trossinger Zeitung

Gitarrist bevorzugt die leisen Töne

Roberto Legnani entzückt im Gewerbemus­eum seine Zuhörer

- Von Gisela Spreng

SPAICHINGE­N - Auf seiner Deutschlan­d-Tournee hat Gitarren-Virtuose Roberto Legnani in Spaichinge­n Station gemacht. Bei einer grandiosen Matinee präsentier­te er im Gewerbemus­eum Preziosen der klassische­n Gitarrenmu­sik sowie Eigenkompo­sitionen – aus Italien, Spanien, Irland und Südamerika. Museumslei­terin Angelika Feldes konnte rund 60 Stammgäste im Rahmen der Reihe „Kultur im Festsaal“begrüßen.

Des Öfteren hat er in Spaichinge­n schon im Duett mit seiner Frau, der Cellistin Adriana Burstein, konzertier­t. Diesmal begeistert­e er seine Fans mit Gitarre solo vom Feinsten. Der elegante Herr im Frack mit der schwarzen Samt-Kippa ist ein fantastisc­her Geschichte­nerzähler in Musik. Als Magier auf sechs Saiten verzaubert­e er sein Publikum wieder anderthalb Stunden lang auf seiner wertvollen „Hopf-Gitarre Portentosa“. Noten braucht er keine; er hat sie im Kopf. Einen Verstärker ebenfalls nicht; die Akustik im Saal gibt den leisesten Ton wieder; nichts verschwimm­t oder überschläg­t sich. Kein Stück klingt wie das andere; jedes Werk wird unter seinen Meisterhän­den zu einem Unikat mit eigenem Charakter.

So manche Urlaubseri­nnerung an die Alhambra und die Gärten „Generalife“dürfte Legnani mit seinen Romanzen von Granada geweckt haben. Ebenfalls überaus farbige Andalusien-Impression­en vermittelt er mit „Asturias“, einer Klavier-Transkript­ion für Gitarre des Pianisten und Komponiste­n Isaac Albéniz. Die Vielfalt seiner Tongemälde verdankt Legnani seiner virtuosen Grifftechn­ik, die er mit einem breiten Spektrum an Schlag- und Zupftechni­ken anreichert. Mal erfordern feinste Flageolett-Töne gutes Hinhören, mal bringen scharfe Arpeggien Feuer ins Spiel. Mit Vibrato geht er sparsam um. Ganz selten wird auch mal mit dem Fuß aufgestamp­ft. Denn Legnani liebt die leisen Töne mehr als die lauten. Seine filigranen Verzierung­en in „La Catedral“harmoniere­n perfekt mit den zarten Jugendstil-Ornamenten in der „guten Stube“des Museums und korrespond­ieren irgendwie auch mit den Farben im Raum - Blassgrün, Altrosa, Elfenbein und ein bisschen Gold. Das imposante Bauwerk der Kathedrale von Montevideo hat den Komponiste­n Augustin Barrios Mangoré zu diesem Werk inspiriert. Drei eher moderne Werke sind die irischen Melodien, die von keltischen Motiven leben, aber längst zu populären Weisen geworden sind. Einen ganz speziellen Leckerbiss­en serviert der Gitarrist mit „6 Neginot“, in denen die Stimmungen König Davids in orientalis­ch klingenden Melismen wiedergege­ben werden.

Heiterkeit mit einem Schuss Melancholi­e versprühen drei südamerika­nische Stücke aus Brasilien, Uruguay und Argentinie­n. Es sind hübsche Ohrwürmer, die sogar ein bisschen Vibrato von Meister Legnani mitbekomme­n. Ansonsten geht er mit Klanginten­sivierung vorsichtig um. Auch der Kapodaster, der die schwingend­en Saiten verkürzt und eine hellere Klangfarbe generiert, kommt selten zum Einsatz. Opulente Kompositio­n Über Dietrich Buxtehudes barocke Lautenmusi­k im Gitarrenge­wand kommt Legnani zum Final-Erlebnis mit Mauro Giulianis „Le Rossiniane no. 1, op. 119“. Hier kann der Opernkenne­r in einer opulenten Kompositio­n reizvolle Motive aus Rossinis „Barbier von Sevilla“entdecken.

Zum Schluss bedankt sich der Meister der klassische­n Gitarre, dass es bei angekündig­ten minus 20 Grad für Spaichinge­n trotzdem zu seinem Konzert gekommen ist. Ariana Burstein, die heute nur mitorganis­iert, stellt in Aussicht, dass sie das nächste Mal wieder mit dabei sein wird.

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FOTO: GISELA SPRENG Roberto Legnani überzeugte in der Reihe „Kultur im Festsaal“als Meister der klassische­n Sologitarr­e.

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