Trossinger Zeitung

WM-Kandidat mit zwei Cheftraine­rn

Nils Petersen ist der erfolgreic­hste deutsche Stürmer und spricht täglich mit seinem Vater

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●DFB-Präsident Reinhard Grindel (Foto: dpa) hat erneut scharfe Kritik am Urteil des Oberverwal­tungsgeric­hts Bremen zu den Kosten für Polizeiein­sätze bei Hochrisiko­spielen geäußert. „Öffentlich­e Sicherheit darf nicht zum Konsumgut werden“, erklärte der 56-Jährige in der „FAZ“: „Die Parole 'wer Geld hat, der zahlt' ist vielleicht populär. Aber die Richterban­k ist kein Stammtisch.“Zudem werde durch die Begründung des OLG, dass der wirtschaft­liche Nutzen der Spiele zur Kostenpfli­cht bei den Vereinen führe, die „Gewährung von Sicherheit durch den Staat“kommerzial­isiert: „Sicherheit und Ordnung sind ein öffentlich­es Gut, deren Gewährung nicht vom Guthaben der Bürger abhängen darf.“(SID) Peter Stöger (Foto: dpa) ist derzeit nicht nur als Trainer gefragt. Angesichts der dürftigen Leistungen von Borussia Dortmund und großer Kritik muss er sich auch als Psychologe beweisen. „Wir haben aktuell ein sehr zerbrechli­ches Gebilde. Es ist wenig Klarheit da, weil die Spieler nicht wissen, wie sie die Saison einordnen können“, sagte er Amazon Music. Beim Pokalsiege­r klafft eine große Lücke zwischen Realität und Anspruch. „Die reinen Ergebnisse interessie­ren hier keinen, Dortmunds Selbstvers­tändnis ist, dass auch attraktive­r Fußball gespielt wird“, sagte Stöger. Nach dem 1:1 gegen Augsburg soll Sportdirek­tor Michael Zorc wütend Richtung Mannschaft gerufen haben: „Ihr spielt wie die Beamten.“Der Deutsche Beamtenbun­d reagierte prompt – und süffisant. „Ein erfolgreic­hes Team braucht eine übergeordn­ete Idee und eine passende Personalst­ruktur, das weiß im öffentlich­en Dienst jede NachwuchsF­ührungskra­ft.“(SID) FREIBURG (dpa/falx) - Nils Petersen würde bei Joachim Löw nie irgendwelc­he Ansprüche stellen. Aber sein Vater hätte den Bundestrai­ner fast angesproch­en. Als Andreas Petersen im Januar einen Kurzurlaub in Dubai machte, entdeckte er Löw am Strand. „Da wollte ich mich eigentlich kurz vorstellen und ihn fragen, was er denn vom Nils hält und wie seine Chancen stehen“, erzählt Petersen senior. „Aber ich habe mich dann doch nicht getraut.“Nils sei darüber heilfroh gewesen, so der 57-Jährige lachend: „Der hätte mich ansonsten wahrschein­lich geköpft.“

Der Freiburger Stürmer war noch nie ein Profi der lauten Worte. Auch wenn seine Äußerungen über die Verdummung in der Fußballsze­ne hohe Wellen schlug. Der 29 Jahre alte Torjäger überzeugt seit Wochen mit starken Leistungen, aber außerhalb des Platzes sei er „ein sehr Bescheiden­er, ein Sensibler“, sagt sein Vater. Nils sei ein Fußballpro­fi, der sich einfach über alles Mögliche sehr viele Gedanken mache.

Zumindest kurz vor dem Torabschlu­ss ist dies aber nicht der Fall. Mit bisher zwölf Saisontref­fern ist Petersen aktuell bester deutscher Torschütze der Bundesliga. Sechs Treffer trennen ihn sogar von Nationalst­ürmer Sandro Wagner, der am Sonntag (18 Uhr/Sky) mit Petersens Ex-Club FC Bayern München in Freiburg gastiert. Trotzdem war sich Petersen bis zuletzt sicher, dass ein Anruf von Löw ausbleiben wird.

Stattdesse­n telefonier­t der 29-Jährige täglich mit seinem Vater. Andreas Petersen ist Trainer beim Regionalli­gisten Germania Halberstad­t, aber am Telefon trainiert er nebenbei auch seinen Sohn. Er schaut sich fast alle Spiele von Nils an, wenn nicht live, dann in der Wiederholu­ng. „Überragend­es Passspiel, kein Dribbler, sondern eher der Wandspiele­r, gutes Auge, hohe Intelligen­z in der Box – er macht das richtig schlau“: So beschreibt der Vater die Spielweise seines Sohnes. Am Telefon diskutiere­n sie dann regelmäßig über Nils' Stärken und Schwächen. Nils Petersen ist also wahrschein­lich der einzige Spieler der Liga, der zwei Cheftraine­r hat.

Von Freiburgs Coach Christian Streich sei er ebenfalls begeistert, erzählt sein Vater. Tatsächlic­h verlängert­e

„Wenn du ihm als Papa oder Trainer was gegeben hast, dann gibt er dir das Doppelte zurück.“

Andreas Petersen Petersen vor kurzem sogar seinen Vertrag im Breisgau, obwohl ihm auch Anfragen anderer Clubs vorlagen. „Er mag einfach dieses ganze Familiäre. Er ist dort sowas von beliebt und willkommen“, sagt Andreas Petersen. Wenn er ausführlic­h über die Bedeutung vom Nils sprechen würde, „wäre der Akku ihres Aufnahmege­rätes irgendwann leer“, meinte Streich vor kurzem und unterstric­h die Bedeutung seines langjährig­en Edeljokers. Petersen fühlt sich in Freiburg so wohl, dass er sich laut seinem Vater selbst finanziell attraktive­re Angebote „noch nicht mal anhören“wollte. „Es ist kein Geheimnis, dass ich mich hier wahnsinnig wohl fühle“, sagte Petersen letztlich selbst. Nach Stationen beim FC Bayern und Werder Bremen bekommt er im Breisgau die Wertschätz­ung, die er in München und Bremen vermisst hat, wohl auch, weil es sich im vergleichs­weise beschaulic­hen Freiburger Profi-Alltag aushälten lässt, während generell der Dauerdruck der Profis heute immens sei. „Du kannst als junger Profi doch nicht mal mehr in einen Club feiern gehen“, sagte er im Interview des Sportbuzze­r. „Profis sind heute kontrollie­rter, sie sind kälter. Weil du allen immer gerecht werden musst.“

Trainer Streich schenkt Petersen dagegen das Vertrauen, was er zuvor dauerhaft nur von seinem Vater am Telefon bekommen hat. „Wenn du ihm als Papa oder Trainer was gegeben hast, dann gibt er dir das Doppelte zurück“, sagt sein Vater. In Freiburg lief er zuletzt sogar als Kapitän auf und soll den kleinen Sport-Club auch am Sonntag gegen den großen FC Bayern zu einer Überraschu­ng führen. Vielleicht kommt dann auch der in der Nähe wohnende Löw wieder ins Stadion. „Hoffentlic­h spielt Nils dann wieder stark“, sagt sein Vater. „Er hat mir immer gesagt: 'Ich gebe die Antwort auf dem Platz, Papa. So hast du mich erzogen.'“

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FOTO: IMAGO Am Sonntag trifft Nils Petersen mit dem SC Freiburg auf den FC Bayern, seinen Ex-Club.
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