Keramikkünstlerin passt in keine Schublade
Angelika Karoly stellt ihre Arbeiten ab Samstag im Gewerbemuseum aus
SPAICHINGEN - Die Spaichinger dürfen sich freuen: Ab Samstag, 3. März, stellt die Keramikkünstlerin Angelika Karoly im Gewerbemusum ihre Werke aus. „Terra – nah und fern – Variationen in Ton und Porzellan“hat sie ihre Ausstellung betitelt. Mit „nah und fern“meint die Künstlerin Dinge, die alltäglich sind, und solche, die fremd erscheinen.
„Es wird eine kleine, aber feine Sache. Ich kann in diesem wunderschönen Festsaal, der schon für sich allein Kunst ist, nur ein paar Beispiele aus meinem künstlerischen Gestalten vorstellen. Ein schlichter Raum ohne die ganze Ornamentik würde zu meinen Objekten allerdings besser passen“, stellt sie fest.
Karolys Arbeiten sind Unikate, die für sich selber sprechen – Objekte der Gebrauchskeramik ebenso wie Porträtköpfe und Skulpturen. Die gebürtige Husumerin ist nach 15-maligem Umzug Wahl-Spaichingerin geworden. Sie arbeitet in ihrem Atelierhaus „Terra“im Rottweiler Neckartal, wo sie quasi am Ende der Welt ihre Träume in Keramik verwirklichen kann. Wenn man die Künstlerin, die sich – bescheiden wie sie ist – gerne Kunsthandwerkerin nennt, erzählen hört, spricht aus all ihren Geschichten ihre Leidenschaft für ihr Material – den Ton, die Erde, die terra. „Immer, wenn ich einen Klumpen Ton in den Händen halte, erinnert er mich an die frühen Wurzeln unserer Menschwerdung. Das Material Ton ist der älteste Kulturträger.“
Schon als Schülerin habe sie beim Arbeiten mit diesem urigen Material Feuer gefangen, erzählt sie. Ihr Kunstlehrer sei ein begabter Keramiker gewesen und habe sie schon in jungen Jahren mit dem Virus Keramikgestaltung infiziert. „Dass mich Strukturen und Formen von jeher gefangen genommen haben, liegt vielleicht daran, dass ich an der Nordsee aufgewachsen bin. Dort hat mich das Wattenmeer begeistert, das Pfeifen des Windes, die tosende Brandung. In allen meinen Keramik-Objekten spiegeln sich die Strukturen der Natur wider.“ Unorthodoxe Arbeitsweise Angelika Karoly passt in ihrer Arbeitsweise in keine gängige Schublade; ihre Arbeitsweise ist unorthodox. Mit ihrem ausgeprägten Gefühl für das Material Erde ist sie stets auf Entdeckungsreise und erfindet ihre persönliche Ausdruckssprache in Ton ständig neu. Ihre Objekte leben von der Form und der Struktur; die Farbe ist eher Zugabe. Sie mag es, wenn sie nach dem ersten Brennen Rillen, Zeichen oder kurze Texte in den noch weichen Ton ritzen kann. „Wenn ich dann noch Kupfer-, Eisen- oder Kobaltoxyd einreibe oder auch Erdpigmente und Sand verwende, bekommt meine Arbeit nach dem zweiten Brand eine faszinierende Wirkung. Durch chemische Reaktionen entstehen prächtige Farbenspiele“, schwärmt sie.
Neben dem künstlerischen Gestalten gehört Karolys Liebe den Ausstellungen. Sie hatte schon früh eine eigene Werkstatt, wollte aber nie nur „im stillen Kämmerlein arbeiten“, sondern sich anderen mitteilen. Weil sie, wie sie sagt, „ihre Fühler in alle Richtungen ausstreckt“, kämpft sie auch für den Erhalt des Kulturgutes Keramikhandwerk, das bei uns in Deutschland gering geschätzt werde. Bei einem Besuch in Taiwan habe sie dagegen ein „gewaltiges Interesse an Keramikobjekten“erfahren dürfen.