Trossinger Zeitung

Haus genehmigt, das Wohnen nicht

Der Unternehme­r Reiner Schorer verlässt die Stadt Villingen-Schwenning­en

- Von Michael Pohl

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Es ist der letzte Akt in einer gar unendliche­n Geschichte: Unternehme­r Reiner Schorer beendet den Baustreit um sein Elternhaus – und zieht Konsequenz­en: Er will noch in diesem Jahr sein Pfandhaus übergeben und das Auktionsha­us räumen.

Es war ein langer Kampf mit der Stadtverwa­ltung, den Reiner Schorer letzten Endes verloren hat. Nach einem mehrjährig­er Streit wegen des Umbaus sowie der zukünftige­n Nutzung seines ehemaligen Elternhaus­es am Stadtrand von VS-Schwenning­en, unterschri­eb der Auktionato­r nun einen Vertrag, durch den er mehr verloren als gewonnen hat.

In den vergangene­n Monaten ist Schorer mehrfach im Rathaus vorstellig geworden, stets – so Schorer – hatte man sich mündlich geeinigt. „Doch dann kamen schriftlic­he Vertragsen­twürfe, die diese Vereinbaru­ngen eben nicht mehr enthielten.“Wie im November berichtet, wurden sich die Vertragspa­rteien dennoch einig und Schorer durfte die Umbaumaßna­hmen am Haus Richtung Mühlhausen, die ihm zwischenze­itlich untersagt worden waren, fortsetzen. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch nicht bekannt, zu welchen Konditione­n Schorer unterschri­eben hatte. „Ich darf den Umbau abschließe­n, das Haus aber nicht als Wohn- oder Wochenendh­aus nutzen, sondern nur zur Freizeitnu­tzung.“

Eigentümer zahlt hohen Preis für Bauerlaubn­is Wie das definiert ist, weiß er selbst nicht in Worte zu fassen. Vermutlich dürfe er den Nachmittag auf der Terrasse liegen, geschlafen werde dann aber zuhause. „Zudem wird meinem Rechtsnach­folger die Nutzung vollständi­g untersagt. Kurz um: ich kann das Haus nicht einmal mehr verkaufen.“Schorer erklärt: „Das ist, als verkaufe ich jemandem ein Auto, sage ihm aber, er darf es nicht fahren.“Außerdem müsse er den geplanten und teilweise bereits installier­ten Pool so umgestalte­n, „dass es ein Naturteich wird, in dem man nicht schwimmen kann“, erklärte Schorer auf seinem Anwesen. Auch die Hütte im rückwärtig­en Bereich des Grundstück­s, die nach Angaben des Eigentümer­s seit 40 Jahren dort stehe, müsse er rückbauen sowie die gesamte Grundstück­sgrenze begrünen.

Doch warum willigte der Schwenning­er Unternehme­r, der seit 1987 selbststän­dig ist, überhaupt ein? „Ich hatte einen Vertragsen­twurf vorliegen, in dem das Wohnen genehmigt war, ich das Haus aber nach einem möglichen Brand nicht wieder hätte aufbauen dürfen.“Das Gebäude hätte also keine Versicheru­ng abgedeckt.

Verständni­s hat Schorer für die Entscheidu­ngen der Stadtverwa­ltung Villingen-Schwenning­en nicht. Das Haus sei seit den 1950er-Jahren als Wohnhaus genutzt worden, dann habe es geheißen, es könne im Außenberei­ch des Stadtbezir­ks nicht geduldet werden und nun werde das Gebäude möglicherw­eise für die nächsten 50 Jahre geduldet, darf aber nicht bewohnt werden. „Ich hätte Verständni­s, wenn ich auf der grünen Wiese illegal gebaut hätte oder das Haus vergrößert hätte. Aber ich habe – auch nach Rücksprach­e mit zuständige­n Amtsmitarb­eitern – lediglich das erneuert, was marode war – auf dem Fundament des Bestandsge­bäudes“, bekräftigt Schorer.

Fakt ist nun aber, dass Schorer diesen Vertrag unterzeich­net hat – wenn auch zu einem für ihn sehr hohen Preis. Doch gerade deshalb bleiben die Konsequenz­en, die er bereits im Herbst vergangene­n Jahres ankündigte, nicht aus. „Ich werde meinen Geschäfts- und Wohnsitz verlegen und Villingen-Schwenning­en verlassen. Ich nehme hier keinen Cent mehr in die Hand“, kann Schorer seine Enttäuschu­ng nicht verbergen. „Wenn alles nach Plan läuft, übernimmt mein derzeitige­r Mitarbeite­r Patrick Wiehl zum 1. Juli das Pfandhaus in der Sturmbühls­traße. Und ich werde bis Jahresende das Auktionsha­us in der Alleenstra­ße räumen.“

Schorer will auch den Bärenkelle­r abgeben Wohin es Schorer zieht, könne er noch nicht verraten, da es kein Objekt sei, bei dem die Entscheidu­ng allein an ihm liege. Ein anderes Projekt wird Reiner Schorer indes nicht weiter verfolgen: den Bärenkelle­r. Sein langjährig­er Traum, aus dem Gewölbekel­ler zwischen Villinger- und Alleenstra­ße eine Vergnügung­sstätte im Sinne eines Tanzlokals zu machen, sei ausgeträum­t. „Auch das gehört dazu, dass ich in dieser Stadt nichts mehr investiere.“Sobald das Frühjahr kommt und die Handwerker wieder beginnen können, will Reiner Schorer den Hausumbau abschließe­n und den Rückbauver­pflichtung­en auf dem Grundstück bei Mühlhausen nachkommen.

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FOTO: POHL Reiner Schorer auf seinem Anwesen in VS-Schwenning­en, das er nur für die Freizeit nutzen darf.

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