Trossinger Zeitung

Das Ehrenamt mit Füßen getreten?

Freiwillig­e Mitarbeite­r im Altersheim hören auf – Vorwurf der „üblen Nachrede“

- Von Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Sieht so ein würdiger Abgang langjährig­er Ehrenamtli­cher aus? Zwei Betroffene, die das Heilig-Geist-Spital jetzt nicht mehr betreten, sagen: Nein. Eine Frau schaltet „wegen übler Nachrede“sogar einen Anwalt ein. Die Spitalleit­ung hingegen bestreitet die Vorwürfe vehement.

Die Anspannung steht der älteren aber sehr rüstigen Dame ins Gesicht geschriebe­n. Es fällt ihr schwer über das zu sprechen, was sie und auch eine andere Ehrenamtli­che mit Verantwort­lichen im Heilig-Geist-Spital erlebt haben sollen. Mangelnde Anerkennun­g gerade in letzter Zeit für das langjährig­e Engagement sei das eine, der „persönlich­e Gipfel“sei aber die Unterstell­ung gewesen, „dass ich ein anonymes Schreiben an den Heimbeirat gesendet habe“, erzählt sie gleicherma­ßen betroffen wie verärgert. Es handele sich um einen namenlosen Brief, in dem unter anderem der Weggang einiger Ehrenamtli­cher kritisch thematisie­rt worden sei, ergänzt sie. „Mit dem Schreiben habe ich nichts zu tun“, bekräftigt sie.

Ihr Ärger über die Einrichtun­gsleitung ist so groß, dass sie nicht nur von einer „großen Unverschäm­theit mir gegenüber“spricht, sondern ab sofort auch ihre Tätigkeit im HeiligGeis­t-Spital beendet habe. Sie verlangt zudem eine schriftlic­he Entschuldi­gung für den Vorwurf, Verfasseri­n des Schreibens zu sein, ansonsten werde sie das leitende Team wegen übler Nachrede belangen. Einen Anwalt hat sie bereits eingeschal­tet.

Was diese Angelegenh­eit anbelangt, kann Günter Reichert, Geschäftsf­ührer des Spitalfond­s Villingen und damit auch für das HeiligGeis­t-Spital verantwort­lich, nicht viel sagen: „Das ist noch in der Prüfung.“ Doch die Dame ist nicht die einzige, die im Zorn geht. Ähnlich frustriert ist eine andere, die ein paar Jahrzehnte mit Bewohnern im Spital gebastelt hat. Auch für sie war mit dem Jahreswech­sel das langjährig­e Engagement im Haus vorbei. Man habe ihr nahegelegt, ihre Arbeit zu beenden. „Hören Sie doch auf“, erinnere nicht nur sie sich an die klare Ansage. Das Angebot würde sich vor allem mit Blick auf den Umzug nicht mehr lohnen. Etwa zehn Heimbewohn­er fanden sich nach ihren Angaben regelmäßig zum Basteln zusammen.

Der Betroffene­n fiel die Entscheidu­ng nicht schwer: „Ich war schon seit längerem frustriert darüber, wie man mich behandelt.“Für sie um so unverständ­licher, habe die Bastelgrup­pe jedes Jahr doch einiges an Geld hereingeho­lt: „Rund 1000 Euro waren keine Seltenheit“, berichtet sie, eine Summe, die dem Heim zugute kam. Dafür habe sie über eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g noch das Bastelmate­rial finanziere­n müssen.

Günter Reichert hält die Vorwürfe für aus der Luft gegriffen und stellt die Sache völlig anders dar: „Das stimmt hinten und vorne nicht“, sagt er. Für beide Angebote, so Reichert, habe es einfach keine Nachfrage mehr gegeben, so habe er dies gehört. Für die Leiterin der Singgruppe ist diese Aussage nicht nachvollzi­ehbar: „Es waren an die 20 Personen oder mehr, die kamen.“

Streit hin, gegensätzl­iche Aussagen her. Günter Reichert versteht eines nicht: „Wenn es Probleme gab, warum sind die Betroffene­n nicht zu mir gekommen? Man kann doch mit mir reden.“Für die Betroffene­n ist das jedoch bisher kein Thema gewesen: „Unsere Ansprechpa­rtner waren stets die Heimverant­wortlichen.“

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