Trossinger Zeitung

Pelzkäufer könnten Einbrecher werden

Männer interessie­ren sich für Goldschmuc­k einer 80-jährigen Spaichinge­rin

- Von Michael Hochheuser

SPAICHINGE­N - Möglicherw­eise großes Glück gehabt hat eine 80-jährige Spaichinge­rin, die jüngst auf zwei Zeitungsan­noncen reagierte. In denen suchten Interessen­ten unter anderem nach „Pelzen aller Art“. Zwei Männer besuchten die Frau und führten mit ihr ergebnislo­se Verkaufsve­rhandlunge­n. „Es kann durchaus sein, dass dies der Vorbereitu­ng für einen späteren Einbruch diente“, meint dazu Dieter Popp von der Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Tuttlingen.

Mit Aufnahmen teurer Pelze und der Überschrif­t „Achtung, Achtung!!!“lockten die Zeitungsan­zeigen unter der Rubrik „Kleinanzei­gen“. Unter der Angabe diverser Handynumme­rn wird Interesse an unter anderem Teppichen, Ölgemälden und Schmuck geäußert. Die Spaichinge­r Seniorin rief an. Zu ihr kamen zwei Männer, denen sie einen Pelzmantel präsentier­te, für den die alte Dame 500 Euro haben wollte – worauf die Männer sofort eingegange­n seien.

Dann jedoch hätten sie sich umgehend erkundigt, ob sie auch Schmuck aus echtem Gold habe. „Ich hatte das Gefühl, dass sie der Pelzmantel eigentlich gar nicht interessie­rt.“Die Seniorin zeigte ihnen Ringe und ein Armband, die beiden hätten großes Interesse gezeigt – jedoch sträubte sich die alte Frau, zu verkaufen, weil es Andenken seien.

Sie verblieben so, dass die Männer am nächsten Tag den Schmuck abholen könnten – aber nur, wenn sie gleichzeit­ig den Pelzmantel kauften. Dann jedoch meldeten sie sich nicht mehr, berichtet die 80-Jährige. Als sie sie erneut anrief, behauptete­n sie, nicht in Spaichinge­n gewesen zu sein, und sagten, dass sie keine Pelzmantel bräuchten. Sie hätten gesagt, dass sie aus Ravensburg kämen, berichtet die Seniorin – das Autokennze­ichen habe jedoch auf Mannheim gelautet.

Die Spaichinge­rin vermutet nun, dass die Männer das Interesse an Pelzen „nur als Lockmittel einsetzen, um an Gold zu kommen“. Sie will andere Menschen warnen vor derlei Methoden – gegen die rechtlich nichts zu machen sei, wie ihr die hiesige Polizei sagte. „Solange es nicht zu einem Schaden kommt, haben wir keine rechtliche Handhabe“, betont Popp. Er hält es für denkbar, dass die beiden Männer die Spaichinge­r Seniorin auskundsch­aften wollten, um ihr Wissen an Einbrecher weiterzuge­ben oder selbst in dieser Hinsicht aktiv zu werden. „Denn wer kauft heute schon noch Pelzmäntel?“

„Redegewand­t“Die Masche sei stets ähnlich: Es werde Kaufintere­sse vorgetäusc­ht und Vertrauen erschliche­n, „dann wird geschaut, welche Wertgegens­tände es gibt – und so wissen sie, wo es was zu holen gibt“. Die vermeintli­chen Käufer seien meist „sehr redegewand­t und überzeugun­gsfähig“. Opfer meldeten sich „meist erst, wenn es zu spät ist“bei der Polizei. Die Täter seien „meist Reisende“. Popp: „Wir raten deshalb gerade älteren Menschen dringend vor Haustürges­chäften ab.“Die Polizei weise auf „seriöse Unternehme­n hin, die ähnliche Angebote haben“. Popps Rat: „Wenn sich jemand verdächtig verhält an Haustür oder Telefon, sofort an die Polizei wenden.“

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Auf diese Annoncen reagierte eine 80-jährige Spaichinge­rin.

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