Pelzkäufer könnten Einbrecher werden
Männer interessieren sich für Goldschmuck einer 80-jährigen Spaichingerin
SPAICHINGEN - Möglicherweise großes Glück gehabt hat eine 80-jährige Spaichingerin, die jüngst auf zwei Zeitungsannoncen reagierte. In denen suchten Interessenten unter anderem nach „Pelzen aller Art“. Zwei Männer besuchten die Frau und führten mit ihr ergebnislose Verkaufsverhandlungen. „Es kann durchaus sein, dass dies der Vorbereitung für einen späteren Einbruch diente“, meint dazu Dieter Popp von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Tuttlingen.
Mit Aufnahmen teurer Pelze und der Überschrift „Achtung, Achtung!!!“lockten die Zeitungsanzeigen unter der Rubrik „Kleinanzeigen“. Unter der Angabe diverser Handynummern wird Interesse an unter anderem Teppichen, Ölgemälden und Schmuck geäußert. Die Spaichinger Seniorin rief an. Zu ihr kamen zwei Männer, denen sie einen Pelzmantel präsentierte, für den die alte Dame 500 Euro haben wollte – worauf die Männer sofort eingegangen seien.
Dann jedoch hätten sie sich umgehend erkundigt, ob sie auch Schmuck aus echtem Gold habe. „Ich hatte das Gefühl, dass sie der Pelzmantel eigentlich gar nicht interessiert.“Die Seniorin zeigte ihnen Ringe und ein Armband, die beiden hätten großes Interesse gezeigt – jedoch sträubte sich die alte Frau, zu verkaufen, weil es Andenken seien.
Sie verblieben so, dass die Männer am nächsten Tag den Schmuck abholen könnten – aber nur, wenn sie gleichzeitig den Pelzmantel kauften. Dann jedoch meldeten sie sich nicht mehr, berichtet die 80-Jährige. Als sie sie erneut anrief, behaupteten sie, nicht in Spaichingen gewesen zu sein, und sagten, dass sie keine Pelzmantel bräuchten. Sie hätten gesagt, dass sie aus Ravensburg kämen, berichtet die Seniorin – das Autokennzeichen habe jedoch auf Mannheim gelautet.
Die Spaichingerin vermutet nun, dass die Männer das Interesse an Pelzen „nur als Lockmittel einsetzen, um an Gold zu kommen“. Sie will andere Menschen warnen vor derlei Methoden – gegen die rechtlich nichts zu machen sei, wie ihr die hiesige Polizei sagte. „Solange es nicht zu einem Schaden kommt, haben wir keine rechtliche Handhabe“, betont Popp. Er hält es für denkbar, dass die beiden Männer die Spaichinger Seniorin auskundschaften wollten, um ihr Wissen an Einbrecher weiterzugeben oder selbst in dieser Hinsicht aktiv zu werden. „Denn wer kauft heute schon noch Pelzmäntel?“
„Redegewandt“Die Masche sei stets ähnlich: Es werde Kaufinteresse vorgetäuscht und Vertrauen erschlichen, „dann wird geschaut, welche Wertgegenstände es gibt – und so wissen sie, wo es was zu holen gibt“. Die vermeintlichen Käufer seien meist „sehr redegewandt und überzeugungsfähig“. Opfer meldeten sich „meist erst, wenn es zu spät ist“bei der Polizei. Die Täter seien „meist Reisende“. Popp: „Wir raten deshalb gerade älteren Menschen dringend vor Haustürgeschäften ab.“Die Polizei weise auf „seriöse Unternehmen hin, die ähnliche Angebote haben“. Popps Rat: „Wenn sich jemand verdächtig verhält an Haustür oder Telefon, sofort an die Polizei wenden.“