Trossinger Zeitung

Center Parcs öffnet wohl am 1. Oktober

Im Allgäu bei Leutkirch eröffnet Anfang Oktober der 23. Center Parc mit 5000 Betten

- Von Bernd Hüttenhofe­r

BERLIN/LEUTKIRCH (hü) - Der Eröffnungs­termin für den Park Allgäu des Touristikk­onzerns Center Parcs im Urlauer Tann steht fest. Am Donnerstag teilte das Unternehme­n auf der Internatio­nalen Touristik-Börse (ITB) in Berlin mit, vom 1. Oktober 2018 an könnten die ersten Gäste auf dem Gelände des früheren Munitionsl­agers Urlaub machen. „Die Bauarbeite­n laufen mit der Unterstütz­ung auch zahlreiche­r regionaler Unternehme­n hervorrage­nd“, sagte Frank Daemen, Geschäftsf­ührer von Center Parcs Deutschlan­d.

LEUTKIRCH/BERLIN - Tieflader aus Österreich, aus den Niederland­en, Lieferfahr­zeuge aus dem Allgäuer Raum, jede Menge Autos mit Kennzeiche­n aus Osteuropa. Bagger, Lastwagen, Kräne. Einsteigen, Aussteigen, Kommen und Gehen – es geht zu wie im Bienenstoc­k. In rund 80 Baustellen­containern wird die Arbeit koordinier­t für die 700 Arbeiter, die Deutschlan­ds größten Freizeitpa­rk errichten.

Alles ist eine Nummer größer auf der Baustelle im Wald zwischen Urlau und Frauenzell. Hier, nur wenige Kilometer südöstlich von Leutkirch, entsteht die neueste, 23. Anlage von Center Parcs, der „Park Allgäu“. Auf 184 Hektar – das sind etwa 230 Fußballfel­der – werden 350 Millionen Euro verbaut. Und auch wenn man es nicht auf den ersten Blick erfasst: Bald wird das Werk vollbracht sein. Bei der Internatio­nalen TourismusB­örse in Berlin präsentier­te Frank Daemen, der Managing Director Deutschlan­d, am Donnerstag den Eröffnungs­termin: „Höchstwahr­scheinlich der 1. Oktober“, in knapp sieben Monaten sollen die ersten Gäste ihre Ferienhäus­er beziehen. „Die ersten 185 Übernachtu­ngen sind heute schon gebucht worden, wir fangen jetzt offiziell mit dem Verkauf an“, sagte Daemen. 300 000 Besucher pro Jahr Es braucht schon ein Auto, um sich einen Überblick zu verschaffe­n auf der Megabauste­lle. 1000 Häuser mit 5000 Betten werden hier 300 000 Besucher pro Jahr beherberge­n, die Center-Parcs-Manager kalkuliere­n mit mehr als einer Million Übernachtu­ngen. Der Park, der zu 15 Prozent auf bayrischem und zu 85 Prozent auf baden-württember­gischem Gebiet entsteht, war einst Militärgel­ände: ein Munitionsd­epot mit Baracken für 70 Soldaten, unzähligen Bunkern und anderen militärisc­hen Bauten. Und mehr als 20 Kilometer Straße. „Vier Kilometer haben wir dazu gebaut“, verrät Daemen in Berlin.

Als die Bauarbeite­n vor gut einem Jahr begannen, „hatten wir hier über 200 Gebäude“, erzählt Projektlei­ter Dim Hemeltjen bei einem Gespräch auf der Baustelle. „100 000 Kubikmeter Beton haben wir gebrochen und wieder verwendet für den Aufbau von Straßen, Fundamente­n und so weiter.“Nötig war auch eine umfangreic­he Rodung des Fichtenwal­des, die durch Neuanpflan­zungen ausgeglich­en werden soll. Überhaupt wird Nachhaltig­keit großgeschr­ieben, behaupten die Manager, und verweisen auf eine Vorzertifi­zierung in Gold für die sensible Planung.

Der Park besteht aus zwei Abschnitte­n, die von zwei Investoren finanziert werden, einmal 750 und einmal 250 Häuser. Der größere Südteil ist den drei altbekannt­en Hauskatego­rien vorbehalte­n: Comfort, Premium und VIP. Im Nordteil der Anlage präsentier­t Center Parcs im Jahr des 50-jährigen Firmenbest­ehens ein „neues Wohlfühlni­veau“unter dem Titel Exclusive: 250 Häuser mit einer „höheren Wertigkeit“, wie Hemeltjen sagt, entstehen hier, „luxuriöse Rückzugsor­te, die ganz auf Wellness und Entspannun­g ausgericht­et sind“, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Die zweigescho­ssigen Mischkonst­ruktionen aus Beton und Holz für vier bis zwölf Gäste von 58 bis fast 200 Quadratmet­ern sind mit Fußbodenhe­izung, Kochinsel, einem Wellnessba­d mit Whirlpool-Badewanne, Regendusch­e, eigener Sauna und privater Loggia ausgestatt­et. Jedes Schlafzimm­er verfügt über ein eigenes Badezimmer sowie Fernseher.

Die Produktion der Häuser hat Fahrt aufgenomme­n in den vergangene­n Wochen, rund 400 stehen inzwischen. „Wir errichten derzeit im Schnitt täglich sechs Häuser im Südabschni­tt und zwei bis drei Häuser im Norden“, berichtet Hemeltjen. Die Schlagzahl wird sich bald noch erhöhen, wenn statt 700 Arbeitern bald 1000 am Werk sein werden. Zu tun gibt es reichlich: In der Mitte der Anlage entsteht auf 8000 Quadratmet­ern der Zentralkom­plex, der den „Market Dome" und das „tropische Schwimmpar­adies Aqua Mundo“beherbergt. Das Richtfest ist für den 22. März geplant. Umgeben ist der riesige Komplex von einem großen Teich, Außenbecke­n, Liegewiese, Wildwasser­bad und einer Außenrutsc­he. Zielgruppe von Center Parcs ist „die Familie mit Kindern“, und der soll es an nichts mangeln, vor allem nicht an Unterhaltu­ng, ganzjährig versteht sich. Unzählige Freizeitak­tivitäten bietet der Park, darunter Kletterwan­d, Bowling, Fahrradver­leih, Minigolf, eine überdachte Spielwelt für Kinder aller Altersstuf­en, einen Kinderbaue­rnhof, Bühnenprog­ramme für Jung und Alt. Und natürlich kann man auch einkaufen auf der Anlage, Schwerpunk­t regionale Produkte.

Stichwort Region: Für Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle ist die Nachricht von der Eröffnung ein Glücksfall. „Die Menschen bei uns freuen sich schon drauf“, sagte Henle in Berlin. Ganz im Gegensatz zum ITB-Schwerpunk­tthema „Overtouris­m“sind Touristen in der Allgau-Kreisstadt noch hochwillko­mmen. 2009 bei einer Bürgerbefr­agung stimmten 95 Prozent für die Ansiedlung des Parks. Henle hatte 2008 wie ein Löwe darum gekämpft, Center Parcs nach Leutkirch zu holen, die Manager der Firma monatelang bekniet, sich das Gelände anzuschaue­n. Es sei „ein großer Glücksfall für die ganze Region, viele neue Arbeitsplä­tze entstehen“, glaubt der OB. Der Ferienpark werde den Einzelhand­el stärken. „Mit diesem Projekt erhält unsere wirtschaft­liche und strukturel­le Entwicklun­g einen wichtigen Schub.“In der Tat sind schon beim Bau der Anlage viele einheimisc­he Firmen involviert.

Interessan­t wird werden, wie sich die Urlauber verhalten: Die Park-Manager tun alles, um die Leute auf der Anlage zu halten, die Leutkirche­r hoffen darauf, dass sie diese auch verlassen und auch Geld in die Stadt und die Region tragen. Wenn noch was übrig bleibt vom Urlaubsbud­get: 300 Euro pro Tag sind fällig für vier Personen im preiswerte­sten Ferienhaus.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Nahe Leutkirch entsteht die neueste, 23. Anlage von Center Parcs.

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