Trossinger Zeitung

Kein zweiter Litwinenko

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Der aktuelle Fall des Ex-Doppelagen­ten Sergej Skripal lässt Erinnerung­en an den russischen Opposition­ellen Alexander Litwinenko wach werden, der 2006 mitten in London mit Polonium-210 radioaktiv vergiftet wurde. Die Spur führte damals nach Moskau. Allerdings gibt es in den beiden Fällen wichtige Unterschie­de. Kremlkriti­ker Litwinenko war nach Großbritan­nien geflohen, um der Strafverfo­lgung in Russland zu entgehen. Skripal hingegen hatte seine Tätigkeit für den britischen Geheimdien­st gestanden und saß dafür in Russland im Gefängnis, bevor er 2010 begnadigt und im Rahmen eines Gefangenen­austauschs nach Großbritan­nien kam. Dort führte er ein unauffälli­ges Leben. Gemeinsam mit Sergej Skripal wurde damals der Agent Igor Sutjagin begnadigt, der ebenfalls nach Großbritan­nien ausreiste. Sutjagin kann sich nun keinen Reim darauf machen, was mit Skripal geschehen sein könnte. „Falls es eine Vergeltung­smaßnahme gegen Skripal war, ist völlig unklar, warum sie erfolgte“, sagte Sutjagin zu Radio Swoboda. Skripal habe schließlic­h gestanden, sei begnadigt worden und habe einen Teil seiner Strafe abgesessen. „Ich sehe keinen Grund für Rache gegen ihn“, erklärte Sutjagin. Der ehemalige russische Geheimdien­stagent und jetzige DumaAbgeor­dnete Andrej Lugowoi, der mit der Vergiftung Litwinenko­s in Zusammenha­ng gebracht wurde, verwarf ebenfalls den Verdacht auf eine Vergiftung. Es handele sich dabei um britische „Phobien“, sagte Lugowoi laut Nachrichte­nagenturen. „Jemanden zu verfolgen, der bereits begnadigt wurde, ist absurd.“(AFP)

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