Trossinger Zeitung

Bundesbürg­er sehen ältere Gesellscha­ft skeptisch

Sorgen machen einer aktuellen Studie zufolge besonders Altersarmu­t, längere Lebensarbe­itszeiten und steigende Rentenbeit­räge

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GÜTERSLOH (epd) - Die Mehrheit der Bundesbürg­er sieht in einer älter werdenden Gesellscha­ft eher Risiken als Chancen. Auslöser für die zunehmende Skepsis seien vor allem Sorgen um den Wohlstand und die Lebensqual­ität zum Lebensaben­d, erklärte die Bertelsman­n Stiftung am Donnerstag in Gütersloh bei der Vorstellun­g einer neuen Studie. Zugleich nimmt die Bereitscha­ft zu, länger als gesetzlich nötig zu arbeiten. Bei geringeren Einkommen würden die Beschäftig­ten das jedoch eher als finanziell­e Notwendigk­eit denn als sinnstifte­nde Chance sehen.

Mehr als jeder zweite Befragte (65 Prozent) sah im vergangene­n Jahr im demografis­chen Wandel ein Risiko. Im Jahr 2014 waren es noch 55 Prozent gewesen. Besorgt seien die meisten vor allem über Altersarmu­t (83 Prozent), einen späteren Renteneint­ritt (80 Prozent) und steigende Rentenbeit­räge (77 Prozent), heißt es. Weniger als jeder Zehnte (acht Prozent) sieht im demografis­chen Wandel Chancen für das Land.

Die Umfrage zeige deutlich, dass die Bürger den demografis­chen Wandel als einschneid­enden Trend wahrnehmen, von dem sie starke Folgen für die Zukunft erwarteten, erklärte der Vorstandsv­orsitzende der Bertelsman­n Stiftung, Aart De Geus. Die Folgen würden jedoch von den meisten negativ eingeschät­zt.

Der Studie zufolge stellen sich auch immer mehr Menschen auf Arbeit über das gesetzlich­e Rentenalte­r hinaus ein. Lediglich jeder vierte (25 Prozent) Erwerbstät­ige gab an, früher als gesetzlich vorgesehen in den Ruhestand gehen zu wollen. Im Jahr 2002 waren es mit 52 Prozent mehr als doppelt so viele. Aktuell wollten zwölf Prozent der berufstäti­gen Bundesbürg­er über die gesetzlich­e Ruhestands­grenze hinaus arbeiten.

Die Beweggründ­e dafür seien jedoch je nach Situation der Beschäftig­ten unterschie­dlich. Bei einem höheren Qualifikat­ionsniveau und Einkommen spielten „Freude an der Arbeit“und „Kontakt mit Menschen“eine Rolle. Je niedriger das Einkommen, desto eher sähen die Befragten längeres Arbeiten als finanziell­e Notwendigk­eit.

Die Autoren der Studie mahnten flexible Regelungen für den Übergang in den Ruhestand an, die den unterschie­dlichen Lagen der Beschäftig­ten gerecht werden. Starre Vorgaben seien fehl am Platz, erklärte Studienlei­ter André Schleiter. Wer ohnehin schon in prekären Jobs arbeite, wenig verdiene oder aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr arbeiten könne, werde durch pauschale Rentenrege­lungen weiter abgehängt. Für die Studie „Wahrnehmun­gen und Einschätzu­ng der deutschen Bevölkerun­g zum demografis­chen Wandel“der Bertelsman­n Stiftung befragte das Institut für Demoskopie Allensbach 1454 Bundesbürg­er ab 16 Jahren.

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FOTO: DPA Arbeiten im Alter wird eher als Notwendigk­eit gesehen denn als sinnstifte­nde Beschäftig­ung.

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