Trossinger Zeitung

Durchblick im App-Dschungel bekommen

Das Angebot für Android und iOS ist riesig – Tipps und Tricks für die Suche nach der besten Anwendung

- Von Volker Budinger

MÜNCHEN/HOF (dpa) - Der Markt für Apps wächst und wächst. Doch längst nicht alles, was in die AppStores wandert, ist auch wirklich nützlich. Manche Anwendung ist mit Werbung überfracht­et, die nächste schlecht programmie­rt und wieder eine andere sogar schädlich oder mit der kriminelle­n Energie von Betrügern programmie­rt. Wie soll man da eine gute App finden?

„Ein guter Indikator sind schon mal die App-Bewertunge­n, die die Nutzer im Google Play-Store oder im Apple App-Store verfassen“, sagt Matthias Becker vom Magazin „Chip“. In den Bewertunge­n werde meist recht ausgiebig auf Stärken und Schwächen eingegange­n. „Das ist zwar keine Expertenme­inung, allerdings ist aus Nutzersich­t die Meinung anderer Nutzer doch oft wesentlich spannender als etwa die Hersteller­angaben.“ Sicherheit, Datenschut­z und Stabilität zeichnen gute Apps aus Auch Markus Burgdorf vom Beratungsu­nternehmen App Agency hält die Bewertunge­n für ein wichtiges Kriterium: „Es hilft, die Screenshot­s anzusehen, den Beschreibu­ngstext der App genau zu lesen und dann die Bewertunge­n.“Zwar gebe es auch viele gefälschte Bewertunge­n, „aber die sind meist in schlechtem Deutsch, kurz, nichtssage­nd und lieblos geschriebe­n.“Letztlich entscheide der Gesamteind­ruck.

Stets aufschluss­reich ist ein Blick auf die Berechtigu­ngen. „Eine Taschenrec­hner-App kann noch so gut sein – wenn sie Zugriff auf mein Adressbuch haben möchte, installier­e ich die App nicht“, sagt Becker.

Sicherheit, Datenschut­z und Stabilität zeichnen eine gute App aus, meint Sven Rill, Professor für Mobile Computing an der Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften Hof. „Im Optimalfal­l verzichtet die App auf aufdringli­che Werbung, übertreibt es nicht mit In-App-Kaufangebo­ten und beschränkt die eingeforde­rten App-Berechtigu­ngen auf ein Minimum“, sagt der Informatik­er.

„Eine gute App erleichter­t mir den Alltag und macht ihn bitte nicht komplizier­ter“, sagt Burgdorf. Leider seien viele aber so aufgebaut, dass sie aufgrund des Mehraufwan­ds durch ihre Nutzung eher nicht das Zeug zum dauerhafte­n Begleiter hätten. Eine gute App versuche auch nicht, aus den Daten des Anwenders Kapital zu schlagen oder erzwinge eine Anmeldung via Facebook. Grundsätzl­ich seien die Smartphone­s von Freunden gut geeignet, um gute Apps zu finden.

„Es gibt häufig eine Vielzahl an Apps, die zu 80 Prozent den gleichen Funktionsu­mfang bieten“, sagt Prof. Rill. „Ob eine von diesen erfolgreic­h ist, entscheide­t sich eher in den restlichen 20 Prozent.“Dabei sollte die Anwendung dem Einsatzzwe­ck möglichst gut entspreche­n: „Zum Beispiel braucht eine Einkaufsli­stenApp keine Navigation­sfunktion.“

Einen Weg, gute Anwendunge­n zu finden, können die Charts der App-Stores sein. „Top-Ten-Listen können hilfreich sein“, sagt Rill, „allerdings nützen sie nicht wirklich etwas, wenn man eine spezielle, von anderen eher selten genutzte App sucht.“Manchmal müsse man einfach ausprobier­en, dabei aber immer mögliche Fallen vor Augen haben: „Manche Apps werden kostenlos angeboten, sammeln aber im Gegenzug Daten des Anwenders, welche dann vom Anbieter genutzt werden“, warnt der Informatik­professor. „Häufig werden AGBs oder Hinweise hierzu von den Anwendern gar nicht mehr wahrgenomm­en.“

Es gibt auch Apps, die etwa verspreche­n, für eine gute Bewertung bestimmte Funktionen freizuscha­lten und unter Umständen über versteckte Abos Geld abzocken, erklärt App-Experte Burgdorf. Gerade bei Games mit In-App-Käufen bestehe auch die Gefahr, viel Geld zu verlieren, wenn man in die psychologi­sche Falle tappt: „Es gibt Spiele, wo einzelne Spieler 200 000 Euro versenken.“

Und schließlic­h gebe es noch eine weitere Gefahr, weiß Burgdorf: „Erfolgreic­he Apps werden gerne gefälscht.“Dazu wird der Name der echten App minimal ergänzt, die Screenshot­s werden vom Original genommen. „Selbst die Beschreibu­ng kann geklaut sein“, warnt Markus Burgdorf. Solche Apps seien dann oft gratis, aber mit Werbung vollgestop­ft oder funktionie­rten erst gar nicht.

Und: Bei so mancher App handelt es sich um Schadsoftw­are, die etwa versucht, auf Smartphone-Daten zuzugreife­n oder teure Premium-SMS zu versenden. Matthias Becker rät zu besonderer Vorsicht bei reißerisch­en oder unglaubwür­digen Funktionen: „Verspricht eine Anwendung etwa, das mobile Internet turboschne­ll zu machen, sollte man zunächst aufmerksam die App-Beschreibu­ng und die Nutzerrevi­ews lesen.“

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FOTO: ANDREA WARNECKE Wer auf dem Handy oder dem Tablet eine neue App installier­t, sollte die Bewertunge­n von anderen Kunden in den App-Stores vorher gründlich lesen.

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