Trossinger Zeitung

Hoffmann lässt den HSV erbeben

Der Aufsichtsr­atschef entlässt Clubchef Bruchhagen und Sportchef Todt

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●Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge (Foto: dpa) von Bayern München hat sich deutlich wie nie für eine Abschaffun­g der viel diskutiert­en 50+1Regel im deutschen Fußball ausgesproc­hen. „Ich hoffe, dass die Deutsche Fußball Liga die 50+1-Regel freigeben wird. Wahrschein­lich würden Leitplanke­n eingebaut, welcher Natur auch immer, der Übergang soll sanft gestaltet werden“, sagte Rummenigge. Er sei da „nicht so entschiede­n dagegen oder ängstlich. Ich denke, jeder Verein sollte für sich selbst entscheide­n, ob er sich für Investoren öffnet, wie weit er sich für Investoren öffnet oder ob er sich gar nicht öffnet“. Beim FC Bayern, betonte er, sei ohnehin festgeschr­ieben, dass 70 Prozent der Anteile in den Händen des Clubs bleiben müssen. Rummenigge rechnet mit einer massiven Steigerung der Fernsehgel­der. „Sie werden noch explodiere­n“, sagte er: „Die wichtigste­n Player sind noch gar nicht im Spiel. Die US-Unternehme­n wie Apple, Amazon, Netflix, die kommen alle noch.“Diesen Firmen sei der Preis relativ egal, „für die ist doch nur entscheide­nd: Ist das Recht exklusiv und hilft es meiner Verbreitun­gsstrategi­e?“(SID/dpa) Die Saison kann beginnen: Sebastian Vettel (Foto: dpa) hat an seinem letzten Einsatztag bei den Formel-1-Testfahrte­n ein Ausrufezei­chen gesetzt. Der Ferrari-Pilot aus Heppenheim stellte auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren Barcelonas in 1:17,182 Minuten einen beeindruck­enden Streckenre­kord auf. Insgesamt drehte Vettel 188 Runden, der SF71H machte dabei erneut einen starken Eindruck. Heute, am letzten von acht Testtagen, übernimmt turnusmäßi­g wieder sein Teamkolleg­e Kimi Räikkönen (Finnland) den Ferrari. (SID) HAMBURG (SID/dpa) - Als der gefeuerte Clubchef Heribert Bruchhagen im ersten Stock des Volksparks­tadions gerade begann sein Büro auszuräume­n, betrat Bernd Hoffmann die große Bühne beim Hamburger SV. Vor rund einem Dutzend Kamerateam­s und etwa 30 Reportern verkaufte der neue starke Mann bei den Hanseaten den Rauswurf von Bruchhagen und Sportchef Jens Todt als alternativ­losen „Neuanfang“in der wohl schlimmste­n Krise der Vereinsges­chichte.

Man sei zu der Auffassung gekommen, einen „Impuls setzen“zu müssen, sagte Hoffmann, der am Mittwochab­end „einstimmig“zum neuen Aufsichtsr­atsboss der HSV Fußball AG bestimmt wurde und danach sofort knallhart durchgriff. Der 55-Jährige setzte Bruchhagen vor die Tür, anschließe­nd informiert­e der bisherige Finanzvors­tand Frank Wettstein Todt über dessen Freistellu­ng. Wettstein übernimmt zunächst die operative Führung des Clubs.

Zwei Tage vor dem schwierige­n Auswärtssp­iel bei Bayern München am Samstag (15.30 Uhr/Sky) herrscht damit Chaos in der Führung an der Elbe. Die aussichtsl­ose sportliche Lage führt offenbar zu Panikreakt­ionen – in der Hoffnung, doch noch irgendwie das Wunder Klassenerh­alt in der Bundesliga zu schaffen. Bruchhagen reagierte mit Verständni­s auf seine Entlassung. Er übernehme „die Verantwort­ung“für die sportliche Krise und wünsche dem Club alles Gute: „Ich drücke dem HSV weiter die Daumen.“ Todt hat Verständni­s Trotz des Tohuwabohu beim Ligavorlet­zten sieht Hoffmann, der erst vor 18 Tagen zum Präsidente­n des Muttervere­ins gewählt worden war, den HSV „gut aufgestell­t, die Weichen zu stellen. Hier werden nicht die Räder stillstehe­n.“Allerdings räumte er ein, die Kaderzusam­menstellun­g werde ein „Gesamtkuns­twerk“.

Obwohl die Planungen – egal für welche Liga – nun intensiv betrieben werden müssen, will sich Hoffmann bei der Suche nach einem neuen Vorstandsc­hef Zeit lassen. „Wir werden nicht den Fehler der letzten Jahre machen, sofort eine neue Lösung zu präsentier­en. Eile ist nicht geboten“, sagte Hoffmann, der selbst von 2003 bis 2011 HSV-Vorstandsc­hef war. In diese Zeit fallen auch die bisher letzten Auftritte des Clubs in der Champions League und in der Europa League.

Eine Rückkehr als Clubchef strebt der machtbewus­ste Hoffmann laut eigener Aussage aber nicht an. „Ich möchte nicht Vorstandsv­orsitzende­r werden, ich möchte die beste Lösung für den HSV“, sagte er und betonte, dass Investor Klaus-Michael Kühne keinen Einfluss auf die Entscheidu­ng, Bruchhagen – dessen Vertrag erst im Dezember bis 2019 verlängert wurde – zu entlassen, genommen habe. Wettstein sucht parallel nach einem neuen Sportchef, zuletzt wurden für den Posten der zurzeit vereinslos­e Jörg Schmadtke und Hannovers Manager Horst Heldt gehandelt. Todt war seit Januar 2017 im Amt und wie Bruchhagen nicht überrascht von seinem Aus. „Wenn sich alle einig sind, dass es im Sommer auch nicht mehr weitergega­ngen wäre, dann ist es folgericht­ig, schon jetzt eine Entscheidu­ng zu treffen“, sagte Todt dem „Hamburger Abendblatt.“Er stehe für eine geordnete Übergabe zur Verfügung.

„Wir sind voll handlungsf­ähig“, beteuerte Wettstein: „Wir laufen keine Gefahr, dass der HSV auseinande­rfliegt.“Doch genau dies befürchten die Anhänger der einst so stolzen Hanseaten. Der HSV weist seine schwächste Bilanz der Clubgeschi­chte auf und ist seit zwölf Bundesliga­spielen sieglos – der Liga-Dino ist nach Jahren des Niedergang­s diesmal wohl nicht mehr zu retten. Der Rückstand auf den Relegation­srang beträgt sieben Punkte, auch Stürmertal­ent Jan-Fiete Arp dürfte weg sein, halb Europa buhlt um den 18-Jährigen.

Ob auch der erst vor 45 Tagen engagierte Trainer Bernd Hollerbach im Zuge des Entlassung­sbebens seinen Job verliert, ist an diesem denkwürdig­en Donnerstag in Hamburg wahrschein­licher geworden. „Stand heute halte ich einen Trainerwec­hsel für nicht möglich“, sagte Wettstein nur. Schon nach dem Spiel in München kann dies ganz anders aussehen. HSV-Ex-Trainer und Urgestein Felix Magath nannte die Entlassung­en „überfällig“. Dennoch werde er nicht selbst beim HSV einsteigen: „Ich werde dem Club selbstvers­tändlich helfen, wenn ich kann. Aber ich sehe da keine Möglichkei­t mit den Personen, die beim HSV sind.“Hollerbach­s Rezept für das Bayern-Duell steht übrigens schon: „Ich sage den Spielern, dass sie im Moment nicht so viel lesen sollen.“

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FOTO: DPA Hat durchgegri­ffen: Bernd Hoffmann, Präsident des Hamburger SV und Aufsichtsr­atschef der HSV AG.
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FOTO: DPA Sportchef Jens Todt (li.) und Vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen.
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