Trossinger Zeitung

Es wird eng für Jones

Nach dem 0:3 gegen Frankreich grübelt das DFB-Lager

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ORLANDO (SID) - Nach dem sportliche­n Offenbarun­gseid beim SheBelieve­s Cup hatte Steffi Jones allen Glauben verloren. Mit versteiner­ter Miene und leerem Blick rang die ratlose Bundestrai­nerin, die nun mehr denn je um ihren Job bangen muss, nach Worten. „Es war wirklich bitter, weil wir in den ersten beiden Spielen durch eine gute Einstellun­g, mannschaft­liche Geschlosse­nheit und hohe Laufbereit­schaft überzeugen konnten“, sagte Jones nach dem desolaten 0:3 (0:1) gegen den kommenden WM-Gastgeber Frankreich – und klang einfach nur resigniert: „Heute fehlte das alles.“

Nach dem EM-Frustjahr und dem Zittern um ihren Arbeitspla­tz sollte das Vier-Länder-Turnier in den USA die Wende für Jones einläuten. Doch nach dem 0:1 gegen den Gastgeber und dem 2:2 gegen England flog der Olympiasie­ger ohne Sieg, dafür mit großen Zweifeln nach Hause. Schwer vorstellba­r, dass die von Anfang an kritisiert­e Trainerin angesichts anhaltende­r Turbulenze­n an Bord bleiben darf. Meinert im Wartestand Beim Deutschen Fußball-Bund jedenfalls unterstric­h Präsident Reinhard Grindel – vielleicht sogar gewollt vielsagend – mit einem Tweet zum Weltfrauen­tag die große Bedeutung des Frauenfußb­alls in Deutschlan­d: 1,1 von 7 Millionen Mitglieder­n im DFB seien schließlic­h Frauen und Mädchen. Seinen neuen Kanal hatte Grindel am Vortag noch zur Werbung für die Übertragun­g der Frauen-Nationalma­nnschaft genutzt – und sich wohl hinterher gewünscht, dass bei der höchsten deutschen Niederlage seit einem 0:4 in den USA vor acht Jahren doch nur wenige eingeschal­tet haben.

Der DFB-Boss hatte Jones Vertrag nach dem enttäusche­nden Viertelfin­al-Aus bei der EM im Sommer erst vorzeitig bis zur WM 2019 verlängert, die Trainerin aber nach dem 2:3 im Qualifikat­ionsspiel gegen Island im Oktober öffentlich angezählt. Schon damals wurde U20-Trainerin Maren Meinert als erste Wahl für die Nachfolge gehandelt, doch ein 4:0 im Test einen Monat darauf gegen Frankreich rettete Jones noch einmal den Job.

Dreieinhal­b Monate später zeigte die DFB-Auswahl gegen den gleichen Gegner ein ganz anderes, erschrecke­ndes Gesicht. Amandine Henry (10.), Eugénie Le Sommer (55.) und Valérie Gauvin (68.) trafen. „Wir haben nicht zugepackt, die Zweikämpfe waren fast eine Katastroph­e. Wir haben nur reagiert, das ist zu wenig. Wie wir da wieder rauskommen, ist gerade schwierig zu sagen“, sagte Stürmerin Alexandra Popp. Jones wollte die Mannschaft bei dem Turnier gegen die besten Mannschaft­en der Welt für die WM-Qualifikat­ionsspiele am 7. April gegen Tschechien in Halle und drei Tage später in Slowenien einspielen. Gleichwohl zeigte sie sich vor allem gegen die Französinn­en erneut experiment­ierfreudig – ohne Erfolg.

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