Die wahrscheinlichen SPD-Minister
Die Resolute
Franziska Giffey, die Bezirksbürgermeisterin aus Berlin-Neukölln, soll das Bundesfamilienministerium übernehmen. Die resolute 39-Jährige, die sich von arabischen Clans nicht einschüchtern lässt und wie ihr Vorgänger Heinz Buschkowsky das deutsche Grundgesetz zur Richtschnur allen Handelns hochhält, soll Bundesfamilienministerin werden. Sie erfüllt dabei nicht nur die Kriterien „jung“und „weiblich“, sondern auch „ostdeutsch“. Die gebürtig aus Frankfurt an der Oder stammende Verwaltungswirtin hat einen großen Teil ihres Lebens in Berlin verbracht. Ihr Bezirk Neukölln hat einen hohen Migrantenanteil und viele Hartz-IV-Empfänger. Vor allem Bildung vom Kleinkindalter an für alle ist ihr ein Herzensanliegen. (KNA)
Die Umsteigerin
Kandidatin für das Umweltressort ist die Generalsekretärin des einflussreichen NRW-Landesverbands, Svenja Schulze – auch wenn ihr politischer Schwerpunkt bisher im Hochschulbereich lag. Sieben Jahre lang war sie in Nordrhein-Westfalen Landesministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Allerdings pochte die 49-jährige Münsteranerin auch nachdrücklich auf mehr Klimaschutz in dem Bundesland und einen ökologischen Umbau der Wirtschaft. Schulze lastet eine Geschichte um 2285 Atomkügelchen an, die angeblich im Versuchsreaktor Jülich verschwunden waren – und viel Aufregung auslösten. Es handelte sich nur um ein Kommunikationsdebakel, es fehlten keine Kugeln. (AFP/dpa)
Das Niedersachsen-Duo
Das letzte Puzzleteilchen, das Nahles und Scholz am Donnerstag noch einfügen mussten, ist ein niedersächsisches: Soll Ex-Generalsekretär Hubertus Heil, der den Wahlkampf der Sozialdemokraten gemanagt hat, das Arbeitsministerium übernehmen – und Katarina Barley wird Justizministerin? Oder erhält Matthias Miersch, Sprecher der SPD-Linken im Bundestag, die Chance, sich im Justizministerium zu bewähren? Die juristische Vorbildung kann der Fachanwalt für Strafrecht jedenfalls aufweisen. In dem Fall würde Barley ins Arbeitsministerium rücken. Miersch und Heil kommen beide aus Niedersachsen – ein starker SPD-Landesverband, trotzdem wird nur einer von beiden das Rennen machen. (ts)
Der Finanzier
Der bisherige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz ist für das Finanzressort gesetzt, das die SPD der CDU abringen konnte. Scholz soll als Vizekanzler auch für Unionspolitiker ein Garant für die Fortsetzung der Politik der Haushaltskonsolidierung sein – einschließlich der schwarzen Null, die manche in der SPD infrage stellen. Doch auch seine politischen Gegner zweifeln nicht daran, dass Scholz das Zeug zum Finanzminister hat. Er hat sich im Sommer 2017 vor allem in der Neugestaltung der Bund-Länder-Finanzen hervorgetan. Als Hamburger Innenminister, später Bundesarbeitsminister und seit 2011 Bürgermeister des Stadtstaats Hamburg verfügt der 59-Jährige über reichlich Regierungserfahrung. (AFP/sz)
Der Vielseitige
Der amtierende Bundesjustizminister Heiko Maas, der nun das Auswärtige Amt übernehmen soll, hat sich schon des Öfteren auf neuem Parkett bewährt. Erst 2013 vollzog er den Wechsel vom Saarland nach Berlin, wo er rasch an Statur gewann – auch wenn er sich kurz nach seinem Amtsantritt Vorwürfe anhören musste, weil er der Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung nach anfänglichem Widerstand zustimmte. Immer wieder bezieht er Stellung zu Fragen, die mit seinem Ressort wenig zu tun haben – etwa zum Umgang mit der AfD. Zuletzt wurde er für das Netzwerkdurchsetzungsgesetz kritisiert. Es soll den Hass in den sozialen Netzwerken eindämmen, geht aber vielen Kritikern zu weit. (dpa)
Die Aufsteigerin
Im Arbeitsministerium kennt Katarina Barley sich schon aus – sie hat das Ressort kommissarisch übernommen, nachdem Andrea Nahles an die Spitze der Fraktion wechselte. Für die bisherige Familienministerin aus Rheinland-Pfalz wäre es ein Aufstieg, wenn sie auch offiziell das so wichtige Ressort übernähme, das die SPD zu einer Bedingung für die Große Koalition gemacht hat. Es verwaltet mit rund 130 Milliarden Euro im Jahr den größten Einzeletat im Bundeshaushalt. Nach wie vor ist die 49-Jährige auch als Justizministerin im Gespräch – abhängig von der Lösung der Niedersachsenfrage (siehe links). 2015 war die bekennende Europäerin mit britischem Vater von Sigmar Gabriel zur SPD-Generalsekretärin gemacht worden. (ume/dpa)