„Das ist ein wichtiger Schritt. Aber die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst.“
BERLIN - Hartmut Koschyk (Foto: dpa), Vorsitzender der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe im Bundestag, blickt mit Hoffnung auf das geplante Treffen von Donald Trump und Kim Jong-un. Das sagte er im Gespräch mit Tobias Schmidt. US-Präsident Donald Trump will Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un treffen. Wie erklären Sie diesen Kurswechsel? Die Geschlossenheit, mit der die internationale Gemeinschaft gegenüber Nordkorea aufgetreten ist, hat endlich Wirkung gezeigt! Insbesondere, dass auch China und Russland die Entscheidungen des UN-Sicherheitsrats unterstützt haben, wird Kim beeindruckt haben. Daher seine Bereitschaft, mit Trump zu reden. Außerdem hat der südkoreanische Präsident Moon Jae-in gegenüber dem US-Präsidenten erfolgreich für einen Dialog zur Lösung der Krise geworben. Am Ende hat sich Trump anscheinend überzeugen lassen, den Weg des Dialogs zu wagen, auch wenn das sicher eine langwierige Geschichte ist. Aber dafür könnte es entscheidend zu einer dauerhaften Lösung des Nuklearkonflikts beitragen. Bislang folgten auf positive Signale stets das Säbelrasseln und neue Raketentests von Pjöngjang. Sehen Sie jetzt wirklich Chancen auf Annäherung? Ich konnte kürzlich den Bundespräsidenten bei seiner Reise nach Japan und Südkorea begleiten und mit ihm gemeinsam den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in treffen. Wir waren alle sehr beeindruckt von dessen Kompetenz und seiner langfristigen Strategie für die koreanische Halbinsel. Moon ist ein sehr erfahrener Politiker, sichert seine Positionen immer gegenüber den USA ab und versucht, Nordkorea in einen langfristigen Annäherungsprozess einzubinden. Das macht Hoffnung! Warum sollte Kim sein Atomprogramm einstellen? Es ist sein einziges Faustpfand … Der nordkoreanische Führer hat immer wieder erklärt, dass er beides will: sowohl eine bessere Lebenssituation für die Menschen in Nordkorea als auch eine Absicherung seines Regimes. In den letzten Wochen hat er immer wieder erklärt, dass Nordkorea dank seiner Atomwaffen und der entsprechenden Trägersysteme inzwischen auf Augenhöhe mit den USA sei. Kim hält sich jetzt für unangreifbar. In dieser Situation vermeintlicher Stärke kann er sich diese Geste des Dialogs leisten. Man darf mit Blick auf Nordkorea nicht vergessen: Vieles, was uns als irrational erscheint, macht aus einer nordkoreanisch-innenpolitischen Perspektive durchaus Sinn. Müssen die USA Nordkoreas Atomprogramm akzeptieren? Die aktuelle Chance liegt darin, dass sich beide Seiten zumindest mal zusammen an einen Tisch setzen. Lange war die Logik der USA: Wir reden erst mit Nordkorea, wenn die auf ihr Atomprogramm verzichten. Jetzt geht Trump ohne Vorbedingungen in einen Dialog. Das ist ein wichtiger Schritt. Aber die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst.