Trossinger Zeitung

„Neuzugezog­enen die Regeln im Gastland erklären“

Integratio­nsdiskussi­on wirft Fragen auf, verläuft aber konstrukti­v

- Von Sabine Felker

Jahreskonz­ert

Das Hohner-Akkordeono­rchester 1927 unter Landesdiri­gent Johannes Baumann bietet heute im Trossinger Dr.-Ernst-Hohner-Konzerthau­s ein facettenre­iches Programm. Der musikalisc­he Partner des Abends ist das Duo Nebl & Nebl mit Akkordeon und Klarinette. Musikalisc­her Tiefgang und gewitzte Spielfreud­e geben sich hier die Hand. Das Publikum darf sich auf einen Abend auf höchstem Niveau freuen. Die Saalöffnun­g mit Abendkasse ist um 19 Uhr bei freier Platzwahl. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. An der Abendkasse kosten die Karten 16 beziehungs­weise 12 Euro ermäßigt für Mitglieder, Schüler und Studenten. Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt. Weitere Infos unter www.hohner-orchester.de. TROSSINGEN - Die Reaktionen auf den Vorstoß von CDU-Stadtrat Jürgen Vosseler zeigen: In Trossingen gärt der Frust. Über seine Aussagen, ein Ende des Wachstums der Stadt sei erreicht und ein weiterer Zuzug von Neubürgern aus Rumänien sei „nicht mehr sozial verträglic­h“, diskutiere­n Leser im persönlich­en Gespräch aber auch in den sozialen Medien mit der Redaktion.

In den Gesprächen machen sich die Menschen Luft über fehlende Wohnungen, steigende Mieten, zu wenige Kindergart­enplätze, volle Klassen, Sprachprob­leme und Differenze­n wegen falsch geparkter Autos. Doch seinen Namen will niemand in der Zeitung lesen. „Dann gilt man gleich als ausländerf­eindlich. Aber das sind wir wirklich nicht. Wir wollen aber Probleme ansprechen, die einfach da sind und einer Lösung bedürfen“, versichert ein Leser.

Stadtverwa­ltung, Gemeindera­tsfraktion­en, Wohnbau und Baugenosse­nschaft haben nun zu diesen Themen Stellung genommen. Aktuell leben 1651 Rumänen in Trossingen, sie machen etwa zehn Prozent der Gesamtbevö­lkerung aus. „Zuzüge verzeichne­n wir im Bürgerbüro nach wie vor, allerdings auch Wegzüge“, so Hauptamtsl­eiter Dieter Kohler. Dass es Herausford­erungen gebe, das wolle er nicht bestreiten, betont aber auch: „Wir nehmen die Anliegen aus der Bevölkerun­g ernst.“Klar sei, dass „wir nicht von einem auf den anderen Tag alle Probleme lösen können.“ Susanne Reinhardt-Klotz, OGL Kontakt zu Freikirche­n Um die Integratio­n der Rumänen voran zu treiben, setze die Stadtverwa­ltung besonders auf die neu geschaffen­e Integratio­nsstelle in Kombinatio­n mit den Schulsozia­larbeitern. Und natürlich seien auch die rumänische­n Freikirche­n gefragt. „Über die Integratio­nsstelle wollen wir Kontakte dahin aufbauen“,so Kohler weiter.

Den Vorwurf, dass Trossingen bei der Vergabe von Kindergart­enplätzen aufgrund der zugezogene­n Großfamili­en nicht mehr dem gesetzlich­en Betreuungs­anspruch gerecht werde, will Dieter Kohler so nicht stehen lassen. „Wir können jedem Kind mit dem dritten Lebensjahr einen Kindergart­enplatz geben.“Doch er räumt auch ein: „Wir haben Probleme, was die Wunschkind­ergärten angeht oder wenn Eltern einen Ganztagesp­latz brauchen.“Ihm sei es jedoch wichtig zu unterstrei­chen, dass „wir reagieren. Mit dem Kindergart­en im Albblick schaffen wir neue Plätze“.

Auch zum Thema Parken hat Dieter Kohler etwas zu sagen: „Wir sind dran, dass die rumänische­n Autos umgemeldet werden.“Und natürlich, so Kohler, würde sich auch das Ordnungsam­t um die Einhaltung der Parkregeln kümmern.

Dass es in Trossingen in manchen Segmenten tatsächlic­h einen Wohnungsma­ngel gibt, bestätigt Matthias Sacher, Geschäftsf­ührer der Trossinger Wohnbau GmbH. „Der Markt nach großen Wohnungen ist leer.“Neubauten auf Gölten und im Albblick sollen das Problem entschärfe­n, so Matthias Sacher.

Ähnlich sieht die Lage bei der Baugenosse­nschaft aus. „In Trossingen selber besitzen wir 169 Wohnungen. Im letzten Jahr gab es hier 14 Mieterwech­sel. Bei dieser Anzahl sehen Sie, dass wir bei weitem die Nachfrage nicht decken können“, so Kurt Teufel, Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaft, im Gespräch mit der Trossinger Zeitung. Doch auch hier würden durch Neubauten die „Anstrengun­gen erheblich verstärkt, um den Wohnungsma­rkt zu entspannen“.

Die Reaktionen auf die öffentlich­e Diskussion fallen innerhalb des Trossinger Gemeindera­ts unterschie­dlich aus. Clemens Henn, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU, zu der Jürgen Vosseler gehört, sagt: „Zunächst möchte ich klarstelle­n, dass unser Kollege seine persönlich­en Ansichten zu den Themen Integratio­n der rumänische­n Neubürger und zukünftige Entwicklun­g unserer Stadt, insbesonde­re im Bereich Wohnungsba­u, geäußert hat.“Im Gegensatz zu seinem Fraktionsk­ollegen sehe er die Entwicklun­gen positiv: „Die rumänische­n Mitbürger, die in Trossingen auf Dauer arbeiten und wohnen möchten, werden wir erfolgreic­h integriere­n können. Dann sind die Neubürger tatsächlic­h eine Chance für die zukünftige Entwicklun­g unserer Stadt“, so Clemens Henn weiter.

Verhalten optimistis­ch zeigt sich auch Susanne Reinhardt-Klotz (OGL): „Es ist ja nicht so, dass wir völlig überforder­t sind mit unserer Infrastruk­tur, auch wenn die steigenden Kinderzahl­en hohe Anforderun­gen stellen, aber natürlich auch Chancen bieten. Wir können auch nicht glauben, dass wir sämtliche Vorzüge der modernen Gesellscha­ft genießen können, die anderen aber doch da bleiben sollen, wo sie herkommen.“Dass die Neubürger die deutsche Sprache erlernen, davon zeigt sie sich überzeugt und bringt einen weiteren Vorschlag: „Dass Deutsche die rumänische Sprache lernen, wäre auch eine sehr lehrreiche Aufgabe.“ Ärger im Straßenver­kehr Dieter Görlich, der für die SPD im Gemeindrat sitzt, weiß um die Probleme, betont aber auch, dass „die Situation nicht explosiv“sei. Dass die Stadt tue, was möglich sei, das sehe er im Gemeindera­t. Gut wäre es, so Görlich weiter, „wenn jemand den Neuzugezog­enen die Regeln im Gastland erklärt“. Denn über wild geparkte Autos, doppelspur­ige Hochzeitsc­orsi auf der Bahnhofstr­aße und andere Begebenhei­ten mit Autos rumänische­r Herkunft, ärgere er sich auch.

Die FDP teile nicht die Meinung von Jürgen Vosseler, so Willy Walter. „Das muss man differenzi­erter sehen. Die Diskussion muss sachlich geführt werden. Und natürlich muss man da, wo es brennt, Lösungen finden.“Wie diese aussehen könnten, das wolle der Ortsverban­d gemeinsam diskutiere­n.

Zurückhalt­end zeigen sich die Freien Wähler , die erklären, dass sie innerhalb der Fraktion „das komplexe Thema“besprechen werden und eine „gemeinsame­n Erklärung“das Ergebnis sein werde. Willy Walter, FDP

„Dass Deutsche die rumänische Sprache lernen, wäre auch eine sehr lehrreiche Aufgabe.“ „Natürlich muss man da, wo es brennt, Lösungen finden.“

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