Gegen den Frust
Trossingen hat ein Problem. Und nein, das liegt nicht primär im starken Zuzug neuer Bürger, sondern im Gefühl der Alteingesessenen, nicht gehört zu werden.
Der Trossinger Wohnungsmarkt ist blockiert, das bestätigt die Stadt seit über einem Jahr. Im Alltag bedeutet das schlicht für die Bürger – egal welcher Herkunft –, dass sie kaum eine Chance auf eine neue Wohnung haben.
Die Vergabe der Kindergartenplätze ist seit mindestens zwei Jahren ein Eiertanz, weil die Stadt nur mit Ach und Krach allen Jungen und Mädchen einen Platz zuteilen kann. In den Schulen werden die Klassen immer größer - weil Platz und Lehrer fehlen, wird sich so schnell daran auch nichts ändern.
Den Neubürgern – egal ob sie aus einem Nachbardorf oder einem anderen Land kommen – die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, das ist zu einfach und zu billig.
Es geht nämlich gar nicht um Schuld, sondern darum, eine Herausforderung in eine Chance zu verwandeln.
Stadtverwaltung und Gemeinderat bemühen sich zwar, die Probleme zu lösen, doch vergessen sie dabei eins: Den – zum Teil verständlichen – Frust der Bürger anzuerkennen. Das bedeutet nicht, einen Sündenbock zu bestimmen, sondern ehrlich über Probleme zu sprechen. Klar ist, dass sich alle an die allgemeinen Regeln des Zusammenlebens halten müssen. Die Integrationsleistung muss von beiden Seiten kommen.
Wenn die Sorgen der Bürger ernstgenommen werden, ist ein erster, wichtiger Schritt getan. Ansonsten riskieren Verwaltung und Rat den sozialen Frieden in der Stadt und soweit darf es nicht kommen. s.felker-henn@schwaebische.de