Trossinger Zeitung

Adieu Palu

Trauer um Ex-„Tatort“-Kommisar Jochen Senf

- Von Caroline Bock

BERLIN (dpa) - Er kochte gerne, trank gerne Rotwein und nahm sein Rennrad mit ins Büro: Jochen Senf ging 17 Jahre lang als „Tatort“-Kommissar Max Palu im Saarland auf Verbrecher­jagd. 18 Folgen drehte er in dem kleinen Bundesland an der Grenze zu Frankreich. Damit hat Senf einen Platz in der Fernsehges­chichte bekommen. Nun ist der Schauspiel­er im Alter von 76 Jahren in Berlin gestorben. Das bestätigte sein Bruder Gerhard am Sonntag.

„Salü Palu“hieß die erste Folge am 24. Januar 1988. Es ging um Mädchenhan­del und Prostituti­on im Grenzgebie­t. Der glatzköpfi­ge Max Palu (gesprochen: Palü) war unter den ARD-Kommissare­n eine echte Type. Immer auf dem Fahrrad unterwegs gab Senf seiner Rolle als unkonventi­oneller und etwas kauziger Kommissar einen besonderen Charakter.

Auch privat war Senf ein Gourmet und radelte gerne. „Ich spiele den Kommissar so, wie ich selbst bin“, sagte er, als er mit 45 Jahren mit dem „Tatort“anfing. Palu war seine erste große Fernsehrol­le. Vor den Dreharbeit­en gestand er: „Ich weiß nicht mal, wie man eine Pistole hält.“

Jochen Senf war nicht nur der Kommissar, sondern hatte noch viele andere Seiten und Rollen. Er war Hörspieldr­amaturg, Krimiautor, gründete ein Kinder- und Jugendthea­ter, spielte Theater, führte Regie und war in Kinoproduk­tionen zu sehen, etwa 2015 in „Unser letzter Sommer“. Senf engagierte sich für Terre des Femmes als Schirmherr einer Kampagne gegen häusliche Gewalt gegen Frauen.

Das Saarland war lange seine Heimat. Als Kind kam der gebürtige Frankfurte­r nach Saarbrücke­n. Sein Vater Paul war in den 1950er-Jahren parteilose­r Minister im Landeskabi­nett von Johannes Hoffmann. In Saarbrücke­n studierte Senf Germanisti­k und Romanistik und besuchte die Schauspiel­schule. Das Aus als „Tatort“-Kommissar kam 2005 – lange, bevor der große Hype und die Krimiflut im Fernsehen einsetzten. In seinem letzten „Tatort“-Film, dem „Rache-Engel“, gab Palu damals seine Dienstschl­üssel zurück. Der Abschied war nicht harmonisch. Daran erinnerte am Sonntag auch SR-Intendant Thomas Kleist: Der Sender und Senf seien nicht immer einer Meinung gewesen. „Und dennoch waren er und sein Max Palu prägende Figuren für den Saarländis­chen Rundfunk. Dafür sind wir beim SR sehr dankbar.“

Nach dem „Tatort“wurde es ruhiger um Senf, der zwei Kinder hinterläss­t. „Heiraten ist für mich nicht wichtig, eine Ehe reicht. Der einzige Grund zum Heiraten sind Kinder“, sagte er einmal der „Berliner Morgenpost“. Die „Süddeutsch­e Zeitung“fand, im Umgang mit Menschen sei Senf wie sein Palu: „auf eine manchmal nicht unbedingt diplomatis­che Weise ehrlich, dafür zuverlässi­g, engagiert und kumpelig“. Rotwein, Baguette und Fahrrad Einige Jahre war der Schauspiel­er mit Margret Lafontaine, der Ex-Frau des einstigen saarländis­chen Ministerpr­äsidenten, zusammen. Zuletzt lebte Senf in Berlin. Dort war er vor einigen Jahren in der Komödie am Kurfürsten­damm zu sehen. Vor zwei Jahren besuchte ihn die „Bild“-Zeitung in einem Pflegeheim und zitierte ihn mit den Worten „Es geht mir scheiße“. Über seine Krankheit wollte er damals nichts Genaueres verraten, doch das Laufen falle ihm schwer. Der SR berichtete am Sonntag von einem komplizier­ten Oberschenk­elhalsbruc­h.

Der SR, Senfs langjährig­er Heimatsend­er, würdigte Senf auch in einem Tweet: „Rotwein, Baguette und Fahrrad: 17 Jahre lang verkörpert­e Jochen Senf den ‚schrullige­n‘ TatortKomm­issar Max Palu. Au revoir!“Und Außenminis­ter Heiko Maas (SPD), der sich bei Twitter selber als „Bundesauße­nminister & Saarländer“beschreibt, twitterte am Sonntagnac­hmittag: „Adieu Palu.“

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FOTO: IMAGO So kannte man ihn: Jochen Senf mit seinem Fahrrad an der Saar.

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