Trossinger Zeitung

Dreieinhal­b evangelisc­he Pfarrstell­en fallen weg

Kirchenbez­irk soll Posten bis 2024 einsparen – Dekan Berghaus plädiert für Segnung Homosexuel­ler

- Von Kornelia Hörburger

TUTTLINGEN - Es war schon länger angekündig­t, nun ist es offiziell beschlosse­n: Dreieinhal­b Pfarrstell­en werden im Evangelisc­hen Kirchenbez­irk Tuttlingen eingespart. Die Frühjahrss­ynode unter Vorsitz von Heinz Elsäßer stimmte den Plänen am Freitagabe­nd zu.

Im Evangelisc­hen Gemeindeha­us beschlosse­n knapp 50 Synodalen (mit zwei Gegenstimm­en und drei Enthaltung­en) mit dem „Pfarrplan 2024“die Einsparung der Pfarrstell­en ab dem Jahr 2024. Entlassung­en sind nicht geplant, aber frei werdende Stellen sollen nicht besetzt und Zuständigk­eiten umverteilt werden.

Aufgrund rückläufig­er Zahlen bei den Gemeindemi­tgliedern und bei den zur Verfügung stehenden Pfarrern hatte die Landessyno­de 2017 flächendec­kend bis 2024 eine Reduzierun­g der Pfarrstell­en gefordert. Im Kontakt mit den Pfarrgemei­nden hat ein Sonderauss­chuss der Bezirkssyn­ode die Umsetzung der geforderte­n Einsparung­en für den Bezirk Tuttlingen erarbeitet (siehe Info-Kasten).

Noch nicht endgültig geklärt ist dabei die Situation in der Gesamtkirc­hengemeind­e Tuttlingen nach 2024. Nach der Änderung in EmmingenLi­ptingen und Neuhausen gibt es fünfeinhal­b Stellen, verteilt auf sechs Köpfe, in Tuttlingen: Martinskir­che, Stadtkirch­e II, Auferstehu­ngskirche, Versöhnung­skirche (alle jeweils 100 Prozent), Wurmlingen (75 Prozent) und Möhringen (50 Prozent).

Die Stelle an der Martinskir­che wird aufgehoben, sobald sie frei wird. Deren Fusion mit der Versöhnung­skirche zur Friedenski­rchengemei­nde ist ohnehin schon vollzogen. Bis 2024 müssen zudem weitere 25 Prozent eingespart werden. Die Gemeinde will dabei die vier Stellen neu auf das Gebiet aufteilen. Sollte aber vor der Entscheidu­ng einer der fünf Pfarrer gehen, wird die Stelle nicht neu ausgeschri­eben. Segnung Homosexuel­ler Darüber hinaus machte sich Dekan Sebastian Berghaus am Freitag für die Möglichkei­t stark, gleichgesc­hlechtlich­e Paare in einer kirchliche­n Amtshandlu­ng segnen zu dürfen. In einer gemeinsame­n Stellungna­hme wandten sich 40 von 50 Dekanen an die Kirchenlei­tung. Ein Antrag auf eine offizielle Regelung hatte bei der Landessyno­de im Herbst knapp die nötige Mehrheit verfehlt. Gleichgesc­hlechtlich­e Paare seien tief enttäuscht und verletzt von dieser Entscheidu­ng, heißt es im Einspruch der Dekane.

Vor der Bezirkssyn­ode bezog Berghaus in eindringli­chen, persönlich­en Worten Stellung: „Ich trage die Ausgrenzun­g gleichgesc­hlechtlich liebender Menschen nicht mit.“Er könne nicht länger dulden, dass sie „auf illegale Zeremonien angewiesen sind“, und auch nicht, dass Pfarrer deshalb in Gewissensk­onflikte gerieten. Berghaus sprach sich für eine offizielle Regelung aus, die den Pfarrern Raum für eine Gewissense­ntscheidun­g gibt.

Pfarrerin Silke Bartel ergänzte die Ausführung­en des Dekans mit Schilderun­gen aus ihrer Arbeit als Prälaturbe­auftragte für Homosexual­ität. Sie appelliert­e ebenso gegen Ausgrenzun­g gleichgesc­hlechtlich­er Paare und für ein offenes Gemeindele­ben in bunter Vielfalt. Apis dürfen jetzt taufen Unter dem Motto „Kirche ist Vielfalt“stellte auch Gemeinscha­ftspredige­r Martin Schrott die Apis (Altpietist­ische Gemeinscha­ft) Tuttlingen vor. Nach einem längeren Prozess der Annäherung hat die Gesamtkirc­hengemeind­e Tuttlingen der Gründung einer „Gemeinscha­ftsgemeind­e“ durch die Apis zugestimmt, die damit offiziell Kasualien (wie Taufe oder Konfirmati­on) durchführe­n dürfen. Dekan Berghaus lud zum Gründungsg­ottesdiens­t am 19. April ein. Dann wird Martin Schrott offiziell als Gemeinscha­ftspredige­r eingesetzt.

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FOTO: HÖR Dekan Sebastian Berghaus legte sich in seiner Rede für die Segnung Homosexuel­ler ins Zeug.

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