„Körperliche Härte liegt uns nicht so“
Nach dem Aus in den Pre-Play-Offs spricht Pat Cortina, Trainer der Eishockey-Mannschaft Schwenninger Wild Wings, über die Saison, die Stärken und Schwächen des Teams
VS-SCHWENNINGEN - In seiner zweiten Saison bei den Schwenninger Wild Wings hat Trainer Pat Cortina seine Mannschaft in die PrePlay-Offs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geführt. Ein großer Erfolg für die Neckarstädter. Trotz der starken Saison seiner Mannschaft ist der 53-jährige Italokanadier nicht zufrieden. Unser Mitarbeiter Heinz Wittmann sprach mit Cortina. Wie fällt ihr Saisonfazit aus? Ich habe die Saison noch nicht analysiert. Irgendwie ist es für mich noch nicht vorbei. Wir könnten jetzt die echten Play-Offs spielen ... Sie klingen sehr enttäuscht ... Ja, ich grübel noch, warum wir für das Viertelfinale noch nicht bereit waren. Was sind die Gründe? Letztlich war es die Erfahrung, die uns gefehlt hat. Die Vorbereitung, die Energie, alles hat gegen Wolfsburg gestimmt. Wir hätten diesen starken Gegner schlagen können. Das Problem war, dass wir in beiden Spielen im ersten Drittel zu nervös waren. Da hat uns die Erfahrung gefehlt. Diese Erfahrung haben wir aber jetzt für die kommende Saison. Es ist nur schade, im Viertelfinale hätten wir weitere wertvolle Erfahrungen sammeln können. Aber jetzt sind wir leider nicht mehr dabei. Unterm Strich war das dennoch eine tolle Saison, oder? Ja, es war gut. Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben 26 Siege, 26 Niederlagen, fast 50 Prozent der Punkte geholt. Und das obwohl wir wieder viele Verletzungen hatten und für die Verletzten keine Nachverpflichtungen getätigt haben. Die Mannschaft hatte mit 130 Gegentreffern die drittbeste Defensive der Liga. Mit 123 geschossenen Toren, die schlechteste Offensive. Was sagen diese Zahlen? Wir spielen kein defensives Eishockeysystem. Wir haben viele Chancen kreiert. Vielleicht müssen wir noch mehr Schüsse auf das gegnerische Tor bringen. Aber das war auch diese Saison nicht verboten. Wenn die Möglichkeit da war, haben wir angegriffen. Wir spielen strukturiertes Eishockey. Da müssen Torwart, Verteidiger und Stürmer, alle mitarbeiten, um zu gewinnen. In Überzahl haben die Wild Wings nur wenige Tore geschossen. Die Erfolgsquote von 13,8 Prozent war die schlechteste der Liga. Hat ein Blueliner gefehlt – ein Verteidiger, der von der blauen Linie hart und präzise schießen kann? Ja, vielleicht. Mirko Sacher hätte diese Rolle einnehmen können. Als er in Top-Form war hat er sich verletzt. Andererseits hatten die Augsburger Panther die beste Powerplay-Quote. Sie sind aber nicht in den Play-Offs. Das sind immer solche Zahlen. Du solltest mit Über- und Unterzahlerfolgsquote zusammen auf 100 Prozent kommen, dann passt es. In Unterzahl hatten wir eine Erfolgsquote von 80,31 Prozent. Das war dann eben auch zu wenig. Aber unser Überzahlspiel könnte besser sein. Mancher Experte meint, die Bullyerfolgsbilanz, die mit 46,14 Prozent gewonnener Bullys die schlechteste der Liga war, habe sich negativ auf das Spiel der Wild Wings ausgewirkt. Sehen Sie das auch so? Also ich weiß nicht, wenn man von 100 Bullys 46 gewinnt, ist das nicht so dramatisch. Wohl aber, wenn du ein Bully verlierst und daraus direkt ein Gegentor verlierst. Dann hat das eine ganz andere Bedeutung. Vielleicht müssen wir künftig Bullys mehr trainieren. Haben Sie einzelne Spieler in der abgelaufenen Saison besonders überrascht? Unsere Torwart Dustin Strahlmeier und Marco Wölfl waren stark. Mirko Sacher war sehr gut. Umso bitterer, dass er sich verletzt hatte. Dominik Bohac, Kai Herpich und Will Acton haben mir sehr gut gefallen. Was halten Sie von der Idee, einmal etwas außergewöhnliches im Eishockey zu machen und mit einem unveränderten Kader in die neue Saison zu gehen? Ja, das ist eigentlich ein guter Gedanke, sehr gerne. Ohne, dass ich die Details kenne, gibt es aber doch immer gewisse Wechsel. Das hängt auch mit dem Budget zusammen. Aber, wenn es möglich wäre, sehr gerne. Oder würden Sie sich lieber noch auf einer Position verstärken? Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Es ist aber auf jeden Fall so, dass wir viele junge Spieler haben, die sich noch weiterentwickeln können und auch müssen. Weiterentwickeln auch was die Play-Off-Härte betrifft? Das körperliche Spiel ist ja eigentlich nicht so das Ding Ihrer Mannschaft? Ja, das stimmt. Körperliche Härte liegt uns nicht so. Aber genau deshalb hätten wir jetzt im Viertelfinale gegen München viel lernen und uns weiterentwickeln können. Das ist auch ein Punkt, warum es so schade ist, dass wir nicht mehr dabei sind. Werden Sie die aktuellen Play-Offs noch verfolgen? Ja klar, das ist jetzt tolles, spannendes Eishockey. Vielleicht schaue ich mir auch noch ein paar Spiele in der Schweiz an.