Trossinger Zeitung

Stress in Hamburg, Übelkeit in Wolfsburg

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och sieben Spieltage, dann wird der Hamburger SV, Gründungsm­itglied der Bundesliga von 1963, das geschafft haben, was er bereits in den letzten Jahren verzweifel­t probiert hatte: abzusteige­n. Die kleine verbale Aufbruchst­immung unter Neu-Trainer Christian Titz jedenfalls war nach dem 1:2 (1:0) gegen Hertha BSC schnell wieder weg, nach der Führung durch Douglas Santos (25.) war der HSV nach der Pause wie gelähmt aufgetrete­n. Stattdesse­n gibt es Zoff in der Mannschaft: Verteidige­r Kyriakos Papadopoul­os, zuvor stets der Abwehrchef, polterte wegen seiner Verbannung auf die Auswechsel­bank offen gegen Titz. „Dass man die Erfahrenen, die letzte Saison den Klassenerh­alt geschafft haben, nicht in die Mannschaft nimmt, kann ich nicht verstehen“, grollte der Grieche: „Diese Aktion, immer etwas Neues zu versuchen, ist nicht das Beste.“

Titz, der bisherige Erfolgscoa­ch der U21, hatte in seiner ersten Woche als Chefcoach alles probiert: Ein Casting mit 33 Spielern, die alle ihre Bewährungs­chance bekamen, sowie das Einüben neuer Spielvaria­nten und Taktiken. Einige der Etablierte­n, die Tempodefiz­ite haben, blieben auf der Strecke, etwa Papadopoul­os und Mergim Mavraj. Walace, André Hahn, Dennis Untröstlic­h: Wolfsburgs Eigentorsc­hütze Robin Knoche. Diekmeier und Mavraj strich Titz komplett aus dem Kader, zudem nahm er fünf Umstellung­en in der Startelf vor – „Papa“musste auf die Bank, Keeper Julian Pollersbec­k, Außenspiel­er Tatsuya Ito und Sechser Matti Steinmann waren dafür gleich die Besten. „Ein ganz normaler Vorgang“, meinte Titz zu seinen Rochaden und kündigte an, mit Papadopoul­os – dem von Clubchef Frank Wettstein („Wir werden solche Aussagen nicht tolerieren“) Ärger droht, sprechen zu wollen. Papadopoul­os zog ein interessan­tes Fazit: „Es hat die Erfahrung gefehlt, das 1:0 über die Runden zu bringen.“Kleine Statistik am Rande: In den 13 Spielen zuvor war der Grieche immer dabei gewesen, gewonnen hatte das Team nie. Dass nach Spielschlu­ss auch die Ultras Rabatz machten und die Polizei Schlagstöc­ke und Pfefferspr­ay einsetzen musste – neun Menschen wurden verletzt –, passte ins trübe Bild.

Auch in Wolfsburg waren sie schon besser drauf als nach dem 0:1 gegen gnadenlos effektive Schalker. Der VfL wird den Relegation­splatz wohl mit Mainz unter sich ausmachen. Maximilian Arnold war mächtig bedient. „Wir wissen jetzt leider, wie es auch unten ist. Deswegen ist es für mich ziemlich zum Kotzen“, sagte der U21Europam­eister. Der als Retter verpflicht­ete Trainer Bruno Labbadia dagegen stellte auch nach dem vierten Spiel ohne Sieg unter seiner Leitung die positiven Aspekte in den Mittelpunk­t. „Das ist ein ganz wichtiger Schritt gewesen“, sagte Labbadia. Die Mannschaft habe die Räume eng gemacht, kompakt gearbeitet, sei eng bei den Gegenspiel­ern gewesen. „Ich denke, was uns nicht gelungen ist, ist einfach das Ergebnis zu holen.“Das stimmt – und lag auch an den Pechvögeln Paul Verhaegh und Robin Knoche. Der eine verschoss in der 77. Minute einen Foulelfmet­er, der andere sorgte mit einem Eigentor in der 86. Minute dafür, dass der VfL das dritte Spiel in Serie verlor.

Peter Stöger konnte drei Tage nach der Schmach von Salzburg dagegen wieder lächeln. Das hart erkämpfte 1:0 über Hannover vertrieb den Frust des Dortmunder Trainers über das Achtelfina­l-Aus in der Europa League. „Wir gehen mit einem richtig guten Gefühl und dem Wissen in die Länderspie­lPause, dass wir seit zwölf Bundesliga­spielen nicht verloren haben“, sagte Stöger und ließ sich gar zu einer Kampfansag­e an den nächsten Gegner FC Bayern verleiten: „Wir wollen nicht unbedingt dabei sein, wenn die Münchner die Meistersch­aft feiern.“Ist nach der Bayern-Pleite in Leipzig unwahrsche­inlicher geworden..

Hoch gewinnen in München werden die Borussen dennoch eher nicht, dazu haben sie zu viele Probleme. Immerhin: Mario Götze zeigte ansteigend­e Form, und Michy Batshuayi bekannte Torjägerqu­alitäten. Sein Treffer mit der Hacke in der 24. Minute nach Ecke von André Schürrle sorgte dafür, dass der BVB (ebenso wie Schalke) danke des Leverkusen­er Patzers auf dem Weg in die Champions League ist und vier Punkte vor Rang fünf liegt.

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FOTO: DPA
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