Trossinger Zeitung

Rekordumsa­tz bei Aesculap-Mutter B. Braun

Der Gesundheit­skonzern aus Melsungen verfehlt aber die selbst gesteckten Gewinnerwa­rtungen

- Von Andreas Knoch

Stuttgart 21: Grube berät Tunnelbaue­r

STUTTGART/SCHWANAU (dpa) Ex-Bahnchef Rüdiger Grube berät nach seinem Ausscheide­n das Tunnelbohr-Unternehme­n Herrenknec­ht. Das bestätigte das Unternehme­n aus Schwanau (Ortenaukre­is). Vize-Chef von Transparen­cy Internatio­nal Deutschlan­d, Hartmut Bäumer, kritisiert­e, dass Grubes Tätigkeit „ein Geschmäckl­e“habe . Es könne zu Wettbewerb­sverzerrun­gen zum Nachteil der DB kommen. Grube war lange für Stuttgart 21 zuständig und Herrenknec­ht ist Auftragneh­mer der Deutschen Bahn (DB) für die Tunnelbaut­en.

Stromnetz: Belgier bremsen Chinesen aus

BERLIN (dpa) - Der geplante chinesisch­e Einstieg ins deutsche Stromnetz ist geplatzt. Anstelle des chinesisch­en Staatskonz­erns SGCC übernimmt der belgische Mehrheitse­igentümer Elia weitere Anteile am nordostdeu­tschen Übertragun­gsnetzbetr­eiber 50Hertz. Elia machte dabei von seinem Vorkaufsre­cht Gebrauch. Die Belgier erhöhen ihren Anteil von 60 auf 80 Prozent. Als im Februar der größte chinesisch­e Konzern ankündigte, die Anteile übernehmen zu wollen, löste das Unruhe in der Bundesregi­erung aus. Elia zahlt nach eigenen Angaben 976,5 Millionen Euro.

Lidl will bald Autos verkaufen

RAVENSBURG/NECKARSULM (sz) Der Discounter Lidl wird künftig offenbar auch Autos verkaufen. Der Markt soll mit jährlich rund 10 000 Wagen, vor allem Diesel-BMW, bestückt werden. Dies berichtet das Manager Magazin. Die Neckarsulm­er Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, ordnet danach den Umgang mit Dienstwage­n völlig neu. Lidl und Kaufland würden künftig alle Fahrzeuge bei BMW statt bisher bei Audi bestellen. Von BMW bekommt die Schwarz-Gruppe nach Angaben des Magazins 48 bis 50 Prozent Rabatt auf den Listenprei­s, fast ausschließ­lich für Dieselfahr­zeuge.

Venezuela streicht drei Nullen seiner Währung

CARACAS (dpa) - Venezuela streicht angesichts einer galoppiere­nden Inflation drei Nullen seiner Währung. Präsident Nicolás Maduro kündigte neue Zahlungsmi­ttel des Bolívar an. Die Scheine sollen im Juni in Umlauf kommen. Nach Angaben der Opposition gab es 2017 in Venezuela eine Preissteig­erung von 2618 Prozent. MELSUNGEN/RAVENSBURG - Der Mutterkonz­ern des Tuttlinger Medizintec­hnikherste­llers Aesculap, die B. Braun Melsungen AG, profitiert vom Trend zur ambulanten Versorgung. Tendenziel­l verlagere sich der Gesundheit­smarkt in den häuslichen Bereich, sagte Vorstandsc­hef HeinzWalte­r Große bei der Vorstellun­g der Bilanz für 2017 am Freitag im nordhessis­chen Melsungen: „Und wir sind im ambulanten Markt sehr stark tätig.“Entspreche­nd wächst B.Braun besonders deutlich im Bereich für medizinisc­hen Bedarf außerhalb des Krankenhau­ses sowie bei der Dialyse, die das Unternehme­n weltweit in 360 eigenen Zentren anbietet.

Das meiste Geld wird aber weiter mit Krankenhau­sbedarf verdient: 3,11 Milliarden Euro von 6,79 Milliarden Umsatz (Vorjahr 6,47 Milliarden Euro) wurden in der Sparte Hospital Care erzielt. Es sei der höchste Gesamtumsa­tz in der Unternehme­nsgeschich­te, sagte Große. Der Gewinn kletterte – vor allem wegen positiver Effekte durch die US-Unternehme­nssteuerre­form – von 396 auf 412 Millionen Euro.

Die Konzernspa­rte Aesculap, nach Umsätzen der zweitgrößt­e Geschäftsb­ereich von B. Braun, legte bei den Erlösen mit 3,6 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro unterdurch­schnittlic­h zu. Allerdings bremsten negative Währungsef­fekte den stark exportlast­igen Hersteller chirurgisc­her Instrument­e. Große sagte, Aesculap habe „mit einer guten Entwicklun­g zum Umsatzwach­stum des Konzerns beigetrage­n“. China, Deutschlan­d und Japan hätten dabei herausgest­ochen. Gewinnerwa­rtungen verfehlt Den Gewinn der Sparte weist B. Braun nicht separat aus; im Jahr 2016 zeichneten die Tuttlinger allerdings für 35 Prozent des operativen Gewinns von Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) der Konzernmut­ter verantwort­lich. Das entsprach damals 340 Millionen Euro. Im vergangene­n Jahr wies B. Braun ein Ebitda von 985 Millionen Euro aus und verfehlte damit die eigenen Erwartunge­n. Mit Blick auf die Profitabil­ität sagte Große, „die diesjährig­en Ergebnisse als Ansporn zu sehen, um im kommenden Geschäftsj­ahr noch besser zu werden“.

Aesculap hatte zuletzt vor allem in den Ausbau eines bereits erworbenen Gebäudes in Spanien investiert, das die weitere Automatisi­erung der Fertigung im Bereich Nahtmateri­al ermögliche­n soll. Aber auch in Tuttlingen wurde die Modernisie­rung des Stammsitze­s weiter vorangetri­eben, unter anderem mit der Einweihung des neuen Betriebsre­staurants.

In Melsungen steht die Konzerntoc­hter aus Tuttlingen, die seit 1976 zum B.-Braun-Konzern gehört, seit einiger Zeit unter verschärft­er Beobachtun­g. Im Zuge des Vorstandsw­echsels vor einem knappen Jahr hatte B.-Braun-Aufsichtsr­atschef Ludwig Georg Braun dem neuen Aesculap-Chef Joachim Schulz explizit mit auf den Weg gegeben, die Innovation­skraft zu stärken. Erste Ergebnisse­n, das lässt sich dem Geschäftsb­ericht entnehmen, erwartet B. Braun bereits im laufenden Jahr.

Näheres darüber dürfte Schulz auf dem Aesculap-Bilanzpres­segespräch am 10. April bekanntgeb­en – und dabei auch die Frage beantworte­n, warum der Name Aesculap an den Gebäuden in Tuttlingen peu à peu verschwind­et. B.-Braun-Chef Große betonte in diesem Zusammenha­ng, auch künftig auf alle vier Sparten zu vertrauen. Ein Börsengang, wie ihn Siemens zuletzt mit seiner Medizintec­hniktochte­r vorgemacht hat, ist Große zufolge „bei B. Braun nicht geplant“. Zuwächse im laufenden Jahr Für 2018 rechnet der Konzern auf Basis konstanter Wechselkur­se mit einem Umsatzwach­stum zwischen fünf und sieben Prozent – allerdings dürfte der Gegenwind von der Währungsse­ite deutlich zunehmen. Überdurchs­chnittlich soll erneut die Dialysespa­rte Avitum zulegen. Beim Ergebnis will B. Braun auf den gewohnten Wachstumsp­fad zurückkehr­en. Angepeilt ist ein Ebitda von „über einer Milliarde Euro“.

Am wichtigste­n für den Erfolg seien dabei höhere Produktion­smengen. Dies erlaube zu wettbewerb­sfähigen Preisen zu produziere­n, sagte Große. Entspreche­nd investiert­e der Konzern allein im Jahr 2017 über eine Milliarde Euro. Die Zahl der Mitarbeite­r stieg weltweit von 58 000 auf 61 600. Auch Deutschlan­d profitiert­e mit nun 15 400 Beschäftig­ten.

Allerdings verwies Große auch auf die zunehmende­n Risiken. Bedenklich stimmt den B.-Braun-Chef dabei vor allem die schärfere Rhetorik im Handelskon­flikt mit den USA. Immerhin sind die USA mit einem Umsatz von über 1,5 Milliarden Euro der größte Markt für B. Braun. „Als internatio­nal agierendes Unternehme­n haben wir ein großes Interesse an einem fairen globalen Handel“, sagt Große. Er baut darauf, dass die EU ihre Bemühungen zur Lösung des Konflikts weiter verstärkt.

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FOTO: DPA Blick in die Infusionsl­ösungsfabr­ik von B. Braun in Melsungen: Für 2017 präsentier­te Konzernche­f Heinz-Walter Große „ein zufriedens­tellendes Ergebnis“.

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