Immer locker aus der Hüfte
Müllers Kunstschuss beschert Deutschland ein etwas glückliches 1:1 gegen Spanien
●Philipp Collin (Foto: gkr), Mittelblocker des VfB Friedrichshafen, hat mit seinen zwölf Punkten im Rückspiel der Volleyball-Champions-League gegen Berlin am Donnerstabend nach überstandenem grippalen Infekt viel beigetragen zum 3:0 und dem Einzug des VfB in die letzte K.o.-Runde der Champions League vor dem Final Four. Für VfB-Trainer Vital Heynen ist das aber nichts Besonderes: „Der Philipp hat sich eine Woche lang erholt, lag meistens im Bett, das ist wie Urlaub. Da kann ich schon von ihm erwarten, dass er gut spielt.“Collin quittierte das Kompliment, wie immer, mit einem spitzbübischen Lächeln. Vielleicht sollte sich der 27-Jährige vor den Spielen gegen Polens Meister Zaksa Kedzierzyn-Kozle (4. und 10. April) wieder krankmelden, um erneut zu glänzen und mit dem VfB ins Final Four einzuziehen. (to) Ein halbes Jahr nach seinem Mittelfußbruch steht FußballNationaltorhüter Manuel Neuer (Foto: dpa) kurz vor dem Einstieg ins Lauftraining. Der Torwart des FC Bayern München berichtete am Freitag im vereinseigenen TV-Sender von einem „emotionalen Tag“, den er hinter sich habe: „Ich bin das erste Mal bei hundert Prozent gelaufen. Das war ein wichtiger Schritt für mich.“Wenn eine weitere Untersuchung des operierten Fußes gut verlaufe, gehe er davon aus, im Laufe der kommenden Woche erstmals auf dem Platz laufen zu können. Einen Zeitpunkt für ein Comeback im Tor könne er nicht vorhersagen. Der 31-Jährige will nichts überstürzen. (dpa) DÜSSELDORF - Leichtigkeit kann man nicht lernen. Diese Lektion wurde den Zuschauern des 1:1 (1:1) der DFB-Elf gegen Spanien vor Augen geführt. „Ein tolles Spiel“, fasste Deutschlands Torwart Marc-André ter Stegen die Partie zusammen, in der Spanien vor allem zu Beginn klare Feldvorteile hatte. Doch Thomas Müller (35.) egalisierte den frühen Rückstand durch Moreno Rodriguez nach wundervoller Vorarbeit von Andres Iniesta (6.) mit einem sehenswerten Kunstschuss.
Das richtige Pokerblatt zu spielen, hatte sich Bundestrainer Joachim Löw vor der Partie vorgenommen. Es sollte ein Härtetest werden, in dem er aber nicht zu viele Geheimnisse preisgeben wollte. Doch die Startelf schien dann doch schon recht nah an einer denkbaren Stammelf für die WM in Russland. Mit Sami Khedira als Kapitän, Toni Kroos in der Zentrale und Timo Werner als Spitze – so könnte es auch in wenigen Monaten aussehen, wenn es ernst wird.
Dennoch verschlief die DFB-Elf den Start gehörig. Schwierigkeiten in der Abstimmung und ungewohnte Unsauberheiten im Passspiel prägten die ersten 30 Minuten des Weltmeisters. Erstauntes Raunen ging durch das Düsseldorfer Stadion, wenn sich etwa Verteidiger Jérôme Boateng unnötig in Schwierigkeiten brachte oder der Bösinger Joshua Kimmich sich vergebens nach einem unsauberen Pass strecke.
Teilweise wirkte es auf der anderen Seite wie eine spaßige Trainingseinheit, wenn sich Spaniens Ballartisten das Leder am Strafraum zupassten und die Deutschen wie beim Trainingsspielchen „Rondo“oder der hiesigen Kinderversion „Dummer-Hans“den Ball jagen ließen. Tiki-Taka in Reinkultur war es dann auch, was nach sechs Minuten die Führung Spaniens brachte. Der ewigjunge Mittelfeldgestalter Andrés Inistea, der schon vor zehn Jahren aussah wie 32, aber heute noch immer so spielt, als sei er 23, passte locker aus der Hüfte und mit noch lockererem Fußgelenk auf Moreno Rodriguez, der kalt versenkte. Die Deutschen schienen sich dagegen ihren grünen Retro-Trikots anpassen zu wollen. Etwas steif in der Hüfte, blieb oft nur die Bewunderung des Gegners.
Da die DFB-Elf aber die DFB-Elf ist, sie schon seit Jahren auch richtig kicken kann, im Fußball aber weiterhin nur Tore zählen, ging es mit einem 1:1 in die Pause. Das verdankte die Mannschaft Thomas Müller, der den Ball diesmal nicht irgendwie reinmüllerte, sondern mit Wucht aus dem Feld per Weitschuss im Winkel versenkte.
Nach dem Seitenwechsel, Iniesta hatte sich in Altersteilzeit verabschiedet, blühte das DFB-Pflänzchen auch durch einige weitere Umstellungen der Spanier etwas auf. Der Weltmeister kam durch Draxler (46.), Ilkay Gündogan (55.), der für den angeschlagenen Khedira übernahm, und Mats Hummels (65.) zu guten Möglichkeiten. „Spielfreude kann man den Spaniern niemals nehmen. Aber man kann ihnen das Leben ein bisschen schwer machen. Sie sind verwundbar. Am Anfang haben wir es nicht so gut gemacht, danach sind wir immer besser ins Spiel gefunden, es hätte auch 2:2 oder 3:3 ausgehen können“, sagte Müller später. Tatsache: Auch die Spanier um den Jubilar Sergio Ramos, der sein 150. Länderspiel bestritt, ließ gegen nun mutig agierende Deutsche gute Gelegenheiten aus.
Dass der Bundestrainer mit Mario Gomez und Sandro Wagner noch einige offensive Alternativen auf der Bank hatte, wollte er an diesem Abend anscheinend erst in der 84. Minute preisgeben, als er VfB-Stümer Gomez aufs Feld schickte. Mit der Aussagekraft von Testspielen ist es ja immer so eine Sache. Dennoch könnte das Spiel doch einen guten Vorgeschmack auf die Herausforderungen gegeben haben, die in Russland warten. „Es war eine gute Intensität im Spiel. Es war ein Test, in dem wir viele Erkenntnisse gewinnen konnten. Beide Mannschaften haben aber Luft nach oben, man will ja auch nicht immer alles zeigen“, sagte Löw und schien zufrieden mit seinem gespielten Pokerblatt Deutschland: ter Stegen - Kimmich, Boateng, Hummels, Hector – Khedira (ab 53. Gündogan), Kroos - Müller (ab 81. Goretzka), Özil, Draxler(ab 68. Sane), Werner (ab 84. Gomez – Spanien: de Gea – Carvaja, Pique (ab 51. Nacho Fernandez), Ramos, Jordi Alba – Koke, Thiago (ab 82. Rodri – Silva (ab 71. Minute Vazquez), Iniesta (ab 46. Saul Niguez), Isco (ab 59. Asensio) – Moreno (ab 66. Diego Costa). – Tore: 0:1 Moreno (6.), 1:1 Müller (35.). – Zuschauer: 50 653 (ausverkauft).