Drama: The Square
Ist das Kunst oder kann das weg? Ganz so schlicht nähert sich „The Square“natürlich keineswegs seinem Thema, aber eine Anspielung auf Joseph Beuys’ berüchtigte Fettecke, die vom Hausmeister der Kunstakademie versehentlich entfernt wurde, darf in dem satirischen Drama des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund nicht fehlen. Hier ergeht es dem Kunst-Superstar Julian (Dominic West) recht ähnlich – eine witzige Szene, aber nur ein kleines Mosaik des fast zweieinhalbstündigen Rundumschlags, der sich nicht nur der modernen Kunstszene, sondern auch weiterreichenden moralischen Fragen annimmt. Im Mittelpunkt steht Christian Nielsen (Claes Bang), Chefkurator eines Stockholmer Museums, der die titelgebende Installation vorbereitet: Ein vier Quadratmeter großer Platz, der als eine Schutzzone des Vertrauens dienen soll. Die Installation gibt es wirklich, der Regisseur war an ihrer Einrichtung beteiligt – hoffentlich ist sie ihm aber nicht so aus dem Ruder gelaufen wie im Film. Denn sei es ein Diebstahl, den er nicht hinnehmen will, sei es die Affäre mit der amerikanischen Kunstjournalistin Anne (Elisabeth Moss) – Christian scheitert zunehmend an seinen eigenen hohen Ansprüchen, während die Werbekampagne für seine Installation ungewollte Dimensionen annimmt … Als Extras gibt es eine Doku zur Filmentstehung, Interviews und Ausschnitte aus den Castings. (rot) FSK: 12 Jahre Preis: DVD: 13 Euro; Blu-Ray: 16 Euro Bewertung:
Es macht immer wieder aufs Neue Spaß, wenn die Alten den Jungen zeigen, wo der Tanzhammer hängt. Denn auch wenn jede Generation ihren eigenen Soundtrack zum Erwachsenwerden braucht, kann es nicht schaden, zu hören, was die Menschen früher so auf dem Plattenteller hatten. Kim Wilde ist so ein Beispiel dafür. Mit „Here Come the Aliens“ist der 57-Jährigen, die den meisten eher durch 80er-Hits wie „Kids in America“als durch ihre aktuelleren Arbeiten ein Begriff sein dürfte, eine Überraschung geglückt: Das ist zwar Popmusik der alten Schule, wie es sie heute viel zu selten gibt, allerdings weder verstaubt noch peinlich.
Studioalbum Nummer 13 der in West-London geborenen Musikerin ist ein Pop-Album, das selbst eine Ode an den Pop ist. Am plakativsten wird das im programmatisch betitelten „Pop Don’t Stop“deutlich. „Sie sagen, Du bist vorbei, die Zeiten haben sich verändert, Ende. Aber diese Geschichte hat kein Ende“, singt die Britin da, und: „Jahreszeiten kommen und gehen, was alt war, ist plötzlich wieder neu“: Eine treffende Beobachtung, denn jede Mode feiert ihr Revival früher oder später, ganz egal, wie peinlich sie den damaligen Anhängern im Nachhinein ist. Eine neue Generation findet Schlaghosen, Pilotenbrillen oder Neonfarben dann plötzlich ganz toll – und macht auf ironisch, wenn sie sichergehen will, dass sie trotzdem cool wirkt.
Kim Wilde ist mittlerweile in einem Alter, in dem Büroangestellte bereits an den Vorruhestand denken, und hat etliche Trends kommen und gehen sehen. 1988 stand sie im Vorprogramm von Michael Jackson auf dessen „Bad“-Tour auf der Bühne, zwei Jahre später zog sie mit David Bowie durch Europa. In den 90erJahren ließen die Erfolge nach. Nicht nur Nostalgie Kim Wilde zog sich aus dem Pop-Business zurück, heiratete 1996 ihren Freund Hal Fowler und kümmerte sich um Sohn Harry Tristan und Tochter Rose Elisabeth, die 1998 und 2000 zur Welt kamen. In dieser Phase entdeckte die ausgebildete Landschaftsgärtnerin die Arbeit im Grünen wieder für sich, moderierte mehrere Gartensendungen im britischen Fernsehen und veröffentlichte ein Buch zum Thema. 2001 nahm dann die musikalische Karriere wieder Fahrt auf. Im Jahr 2003 schaffte es ihr Duett mit Nena („Anyplace, Anywhere, Anytime“) auf Platz drei der deutschen Charts.
Nun also „Here Come The Aliens“, dessen Titel sich auf eine UFO-Sichtung Wildes im Jahr 2009 bezieht. Das Cover (gestaltet von Kim Wildes Nichte Scarlet) mit seiner charmanten B-Movie-Anmutung ist fast schon das Nostalgischste an dieser Platte, denn auch wenn man beim Hören der Songs seufzen möchte „So muss Pop sein“, sind die zwölf Stücke doch kein purer Trip in die Vergangenheit. So hat man den Eindruck, dass hier jemand in den vergangenen Jahren den pathosgetränkten Rock der britischen Band Muse gehört hat. Deren dystopisches 2009er-Album „The Resistance“blitzt hier durch: Kim Wildes Opener „1969“erinnert in puncto Groove