Was ist das denn mit dieser Osterbotschaft?
Gastbeitrag von Schwester Anna-Barbara Regnat vom Kloster Sießen
A uferstanden soll er sein – dieser Jesus Christus. Jesus, wahrer Mensch und wahrer Gott, zieht vor 2000 Jahren durch die Lande mit einer beachtlichen Schar von Jüngern. Viele Menschen spüren, dass von ihm etwas Besonderes ausgeht. Er heilt Kranke, er sättigt Hungrige, er liebt die Menschen und läuft sogar übers Wasser. So erzählen uns viele Evangeliumsgeschichten. Und Jesus ist der, der bis an die äußerste Liebesgrenze von Tod und Auferstehung geht. Eine Grenze des Unfassbaren, ja sogar einer ungeheuren Provokation.
Die heiligen drei Tage von Gründonnerstag, Karfreitag hin zur Osternacht sind eine einzige Verdichtung dramatischer Ereignisse, die jegliche Sprachgrenzen übersteigt. Das Unfassbare ist nicht mit Worten fassbar. Und doch geschieht in diesem Unfassbaren alles, was unser Leben im Tiefsten verändern könnte. Greifbare Hoffnung? Was bekennen wir eigentlich als Christen mit dem Auferstehungsglauben? Wird das Ostergeschehen mit seiner Hoffnung in unserem Leben greifbar?
Ostern scheint für so manche Zeitgenossen eher bedeutungslos. Es sind willkommene arbeitsfreie Tage, eine Unterbrechung des Alltags. Kinder, teilweise mit Migrationshintergrund, fragen zurecht nach dem „Hasenfest“. Warum gibt es in der Osterzeit so viele Hasen in allen Variationen? Die Geschäfte sind voll davon, und jedes Jahr lässt sich die Werbebranche skurrilere Dinge einfallen. Selbst eine renommierte Buchhandlung hatte vor einigen Jahren in einer Werbekampagne das höchste Fest der Christen in ein sinnentleertes Hasenfest umfunktionieren wollen.
„Es geht uns nichts an“, mit diesen Worten bringt die Lyrikerin Ingeborg Drewitz in ihrem Ostergedicht (Drewitz, 1978) die Sache auf den Punkt und fordert am Ende den Leser auf, sich zu positionieren. „Vier freie Tage. Was reden sie von Karfreitag und Kreuzigung und dass einer auferstanden ist. Auf den Autobahnen staut der Verkehr. Übliche Unfälle, was reden sie von Karfreitag und Kreuzigung? Für die Ostertoten steht die Versicherung ein. Was soll’s. Normale Opfer. (…) Es geht uns nichts an, sagen sie, sagst du, (…).“Drewitz spielt mit Gegensätzen und Doppeldeutigkeiten.
Es geht mich was an, diese österliche Botschaft. Heute und jetzt.
Die Dramatik des Karfreitags, der Ermordung Jesu mündet scheinbar im Nichts, im Tod. Ende. Aus. Alle sind traurig, Maria, die Mutter Jesu ist voll Schmerz, Johannes der Lieblingsjünger ist entsetzt. Erstarrt und im Schreck gefangen. Man hat den toten Jesus in ein Grab gelegt und einen Stein davor gewälzt.
Es waren trauernde Frauen, die sich in den frühen Morgenstunden auf den Weg zum Grab machten, allen voran Maria Magdalena. Sie war aufgebrochen und steht nun völlig aufgelöst vor dem leeren Grab: Der schwere Stein ist weggewälzt und der tote Jesus verschwunden. Kein Wunder, wem würde es nicht so gehen, wenn plötzlich der geliebte Tote weg ist und ein Engel von einer Auferweckung spricht und ankündigt, dass man dem Toten auf dem Weg nach Galiläa begegnen könne. Völlig absurd. Jenseits unserer menschlichen Vorstellungskraft.
Und da ist noch der vermeintliche Friedhofsgärtner, der Maria Magdalena anspricht, warum sie so weine. Sie wendet sich schluchzend um und sagt, man hätte ihr den Leichnam weggenommen. Darauf nennt der Fremde sie beim Namen: „Maria“. Und plötzlich gehen ihr die Augen auf. Sie erkennt den auferstandenen Jesus. Was passiert genau in diesem Sich-Umwenden? Es könnte auch meine eigene Begegnung mit Gott sein. Jesus nennt Maria Magdalena beim Namen und berührt so die Tiefe ihres Herzens. Der liebende Blick des Auferstandenen lässt sie erkennen und sehen. Dieser Moment verändert radikal. Die Begegnung mit Christus bringt Hoffnung und neues Leben. Und so erzählen viele nachfolgende Ostergeschichten von der befreienden Botschaft des Neuwerdens. Die Spur Gottes im Leben Ostern geht uns etwas an. Als österliche Menschen sind wir befreit von lähmenden Gewohnheiten. Auferstehung bedeutet für mich, mich herausziehen zu lassen aus meinen eigenen Gräbern, aus Leblosigkeit und Sackgassen. Auferstehung heißt, die Spur Gottes in meinem Leben in allen Höhen und Tiefen des Lebens zu entdecken.
Apropos Osterhase: Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, eine Spürnase zu entwickeln für das Spüren des Auferstandenen in unserem Alltag!