Eierschupfen ist keine reine Männersache
Zwei Jahrgängerinnen treten an – Bürgermeister Josef Bär fängt zum letzten Mal die Eier
EGESHEIM - Es ist das 36. und auch letzte Mal gewesen, dass Josef Bär, der Bürgermeister von Egesheim, zum Eierschupfen angetreten ist. Und bei der Schlussrunde lief es gar nicht so schlecht für den Eierfänger. Er hat Geschick bewiesen: Von 45 Stück sind 32 heil geblieben.
Das Eierschupfen am Ostermontag hat eine lange Tradition. Erstmals erwähnt wurde dieser Brauch 1832. Immer der „Rekrutenjahrgang“, also die 20-jährigen in der Gemeinde, organisieren und stemmen diese Veranstaltung, die größte in Egesheim.
Die Zeiten, als Eierschupfen reine Männersache war, sind vorbei: Zum ersten Mal sind zwei junge Frauen angetreten, eine Läuferin und eine Schupferin. Kim Penz legte die Strecke von zwei Kilometern zurück, Anna-Lena Keller hatte als Schupferin die Aufgabe, die Eier in Richtung Bürgermeister zu werfen. Dieser hatte einen riesigen Korb mit Spreu, in dem er die zerbrechlichen Utensilien möglichst unbeschadet fangen sollte.
Hubert Schätzle, der dritte Jahrgänger, musste die Eier, die den Korb des Bürgermeisters verfehlt hatten und noch unbeschadet waren, aufsammeln und immer wieder Spreu in den Korb schütten. Als Unterstützung hatte sich Hubert Schätzle noch Patrick Reiser geholt, so dass zwei junge Männer emsig über die Wiese liefen, um Eier einzusammeln.
Dass der Bürgermeister als Fänger fungiert, gehört ebenfalls zur Brauchtumsgeschichte von Egesheim: Zu Beginn war es ein Müllerknecht mit Heiratsabsichten. Doch um mit einem Mädchen aus Egesheim den Bund der Ehe einzugehen, musste er sich erst beweisen und wurde unter anderem zum Fänger erklärt. Doch da später so ein Knecht zum Bürgermeister gewählt wurde, obliegt dieses Fänger-Amt heute dem Bürgermeister.
Zuerst trafen sich die Gemeindemitglieder zum Oster-Gottesdienst in der Mariä Himmelfahrt-Kirche. Im Anschluss machten sich sehr viele auf den Weg zum Sportplatz, um sich das witzige Spektakel mit fliegenden Eiern und oft auch dem fliegenden Bürgermeister mit unsanfter Landung anzuschauen. Damit jeder einen guten Blick aufs Geschehen hatte, postierten sich die Zuschauer nebeneinander am Sportplatz-Geländer.
Das Eierschupfen ist ein Ereignis für alle Generationen, von jung bis alt. Auch die Kleinsten wollten sich nämlich diese Show nicht entgehen lassen.
Nachdem Frank Dreher, der zusammen mit Fronmeister Raphael Reiser das Eierschupfen mitorganisiert, alle begrüßt und die drei Jahrgänger (größer ist der 20er-Jahrgang nicht) vorgestellt hatte, ging es los. Kim Penz, die Leichtathletin, sauste los, Anna-Lena Keller, die Fußballerin, postierte sich beim Streifen aus Spreu von der Mühle, auf dem 45 Eier jeweils im Abstand einer württembergischen Elle (0,6142 Meter) von den Jahrgängern ausgelegt worden waren. Als der Standpunkt der Fängerin (in Abstand von 15 Ellen vom Abwurfpunkt aus) festgelegt war, ging das Spektakel los und Anna-Lena Keller versuchte, möglichst schnell die Eier in Richtung männliches Dreigestirn zu werfen.
Doch Kim Penz, die als Beweis für ihren zurückgelegten Weg am Umkehrpunkt ein Ei auf den Boden warf, war doch schneller und wurde so Siegerin des diesjährigen Eierschupfens. Sie absolvierte ihre Strecke in zirka sieben Minuten, die Schupferin benötigte etwa elf Minuten, bis sie alle Eier nach vorne geworfen hatte.
Im Anschluss teilten sich die beiden jungen Frauen das Siegergetränk. Sie bekamen von Edgar Sauter vom Gasthaus „Traube“einen riesigen Krug, gefüllt mit Bier.
Dann ging es für alle in die Gemeindehalle. Dort verkauften die Jahrgänger ihre Eier. Sie hatten schon vorher bei den Einwohnern von Egesheim Eier gesammelt. Denn der Verkaufserlös kommt der Kasse der Jahrgänger zugute.
Der Musikverein Egesheim mit seinem Dirigenten Jonas Eismann lud zum Osterkonzert ein. Frank Dreher bedankte sich zuvor noch bei allen Teilnehmern und vor allem bei Bürgermeister Josef Bär. Augenzwinkernd meinte er, dass dieser das Eierschupfen im Ruhestand doch bestimmt vermissen werde. Mehr Fotos unter www.schwaebische.de/ eierschupfen-egesheim-2018