Trossinger Zeitung

Der Golfstrom fließt langsamer

Forscher vermuten Einfluss durch menschlich verursacht­en Klimawande­l

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POTSDAM (AFP) - Ein internatio­nales Forscherte­am unter deutscher Beteiligun­g hat nach eigenen Angaben neue Belege dafür gefunden, dass sich der Golfstrom in den vergangene­n Jahrzehnte­n abgeschwäc­ht hat.

Temperatur­daten der Meeresober­fläche zeigten, dass sich das Strömungss­ystem seit den Fünfzigerj­ahren um 15 Prozent verlangsam­t habe, erklärte das Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung (PIK) am Mittwoch. Dies bestätige Prognosen durch Simulation­en.

Das von einer PIK-Expertin angeführte Team analysiert­e demnach Messreihen mit Daten der Wassertemp­eratur und stieß dabei auf charakteri­stische Muster, welche die theoretisc­hen Annahmen aus den Modellen bestätigte­n. „Es ist praktisch wie ein Fingerabdr­uck einer Abschwächu­ng dieser Meeresströ­mungen“, teilte Leitautori­n Levke Caesar mit. So kühle sich der Atlantisch­e Ozean südlich von Grönland ab, während er sich vor der US-Ostküste erwärme.

Die Ursachen für die Abschwächu­ng könnten nach Einschätzu­ng der Wissenscha­ftler, die ihre Erkenntnis­se in der Fachzeitsc­hrift „Nature“veröffentl­ichten, auf den durch Menschen verursacht­en Klimawande­l zurückzufü­hren sein. Das Abschmelze­n von Arktiseis, stärkere Regenfälle und höhere Temperatur­en beeinfluss­ten den Salzgehalt und die Dichte des Wassers. Da Dichteunte­rschiede die Zirkulatio­n antreiben, hat dies Auswirkung­en auf die Strömungen. Warme Ader Der Golfstrom bringt wärmeres Wasser aus dem subtropisc­hen Süden wie ein gigantisch­es Förderband quer über den Atlantik bis an die Küsten Europas und nach Grönland. Die mit ihm verbundene­n Temperatur­muster der Meeresober­fläche haben enormen Einfluss auf das Wetter. Änderungen können daher weitreiche­nde Folgen haben.

Seit Langem wird in Wissenscha­ftlerkreis­en auch diskutiert, ob der Golfstrom in Folge des Klimawande­ls ganz versiegen könnte. Das Szenario gilt als eines der sogenannte­n Kippelemen­te, die unumkehrba­re, sich selbst verstärken­de globale Trends mit drastische­n Konsequenz­en auslösen könnten. Mit der Entwicklun­g des Strömungss­ystems in der Zukunft befassten sich die Forscher um die Experten des PIK in ihrer Untersuchu­ng allerdings nicht.

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ARCHIVFOTO: THOMAS EISENHUTH/DPA Miami: Urlaubsgäs­te liegen am Strand vor der Küste Floridas. Unter der Oberfläche fließt der Golfstrom und transporti­ert das Wasser bis nach Nordeuropa.

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