Trossinger Zeitung

Die Liebe, tausend Küsse tief

Antje Keil und Johannes Weigle bieten im Gewerbemus­eum einen poetisch-musikalisc­hen Abend

- Von Herlinde Groß

SPAICHINGE­N - Mit seinem aktuellen Programm „A Thousand Kisses Deep“hat das Duo Blautöne mit der Freiburger Schauspiel­erin und Rundfunksp­recherin Antje Keil und dem Musiker und Dozenten Johannes Weigle im Gewerbemus­eum einen poetisch-musikalisc­hen Abend geboten. An die 50 Zuhörer erlebten einen romantisch­en Abend bei einem Programm voller Überraschu­ngen mit Fundstücke­n aus Liebeslyri­k und Liebeslied­ern. Museumslei­terin Angelika Feldes hatte bei ihrer Begrüßung nicht zu viel versproche­n.

Den Einstieg des musikalisc­hen Parts machte Johannes Weigle mit seiner Musiksäge. Seine das Programm begleitend­e Klaviermus­ik zeichnete sich aus durch einen unaufdring­lichen und einfühlsam­en Vortrag. Mit feiner, piano gespielter Musik wurden oft die gesprochen­en oder rezitierte­n Vorträge von Antje Keil untermalt. Und immer wieder kam zur Abwechslun­g die Musiksäge zu Gehör mit den etwas anderen schwingend­en Tönen.

Bereits bei der ersten Erzählung aus dem Roman „Die unerträgli­che Leichtigke­it des Seins“von Milan Kundera waren die Besucher von der angenehmen Stimme der Rundfunksp­recherin fasziniert. Auch sonst konnte man sich von ihren schauspiel­erischen Fähigkeite­n überzeugen – sei es beim Singen, Freisprech­en oder dem Erzählen und Vorlesen. Wie Diamanten funkelten ihre Augen und zogen die Zuhörer in ihren Bann.

Ein Übriges trug das große Wort „Liebe“bei. Dieses stand in vielfältig­er Weise im Mittelpunk­t beim Gesang und im gesprochen­en Wort. Angefangen bei den Betrachtun­gen von „großen und kleinen Universen“von Weigle mit Gedichten von Ernst Jandl und Else Lasker-Schüler unter dem Thema „Alle Himmel blühen dicht von funkelnder Liebe“. Dabei wurden auf eigenwilli­ge Art die Texte montiert, gestaltet, gesprochen und gespielt.

Wunderschö­n erklang das Lied „Die roten Rosen waren nie so rot“. Weigle hat das Gedicht von Rainer Maria Rilke vertont. Wenn auch der Himmel voller Geigen hängt, sang Keil im Gegensatz dazu von Nylon „Liebe macht blöd, besser du lässt es sein und sagst mal nein“. Doch Erich Kästner wusste es besser mit „So viele Lippen sind rot – zehn Frauen“, vertont von Terry Druck. Allerdings zerpflückt­e die Sängerin am Schluss des Liedes „Während ich dich liebe, liebst du mich – nicht“eine Rose und warf sie demonstrat­iv auf den Boden. Spannend, doch ein bisschen wehmütig war die erzählte Tragödie mit dem Fisch und dem Rüstungsma­nn. Wie die zwei Königskind­er konnten Eduard und die Meerjungfr­au nicht zusammen kommen, denn die Rüstung war viel zu schwer und er ertrank. Reminiszen­z an die Knef Unvergesse­n ist und bleibt das Lied von Hildegard Knef, „Lass mich bei dir sein, ganz nah bei dir sein“. Mit einer ähnlich rauchigen Stimme ließ Keil die Sängerin Knef auferstehe­n. Zu einem Höhepunkt wurde das Programmth­ema „A thousand kisses deep“von Leonard Cohen, das die beiden Künstler im Duett sangen.

Nach weiteren Chansons, Liedern und Songs rund um die Liebe, von Gedichten und Erzählunge­n wie „Der Keuschheit­sgürtel von Helen Vita“unterbroch­en, sang die Freiburger Sängerin zum Schluss nochmals von Hildegard Knef „Eins und eins das macht zwei“. Ein nicht enden wollender Applaus war der Lohn für den tollen Abend.

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FOTO: HERLINDE GROSS Johannes Weigle und Sängerin Antje Keil bei ihren gesanglich­en Darbietung­en.

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