Trossinger Zeitung

Ganz Rom steht Kopf

Der Jubel nach dem AS-Triumph gegen den FC Barcelona kennt keine Grenzen

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ROM (SID/dpa) - Stattliche römische Männer weinten wie kleine Jungs auf dem Rasen des Stadio Olimpico. ExCapitano Francesco Totti schrie sich auf der Tribüne die Lunge aus dem Leib. Drumherum wurde die ewige Stadt von Gesängen der Tifosi in den Gassen, Hupkonzert­en auf den Hauptstraß­en und spontanen Siegesfeie­rn in ihren antiken Grundfeste­n erschütter­t. Die AS bescherte Rom und dem schwer angeschlag­enen italienisc­hen Calcio durch seinen Erfolg gegen den großen FC Barcelona endlich wieder eine „notte magica“– eine magische Nacht.

„Die ganze Stadt spielt verrückt“, kommentier­te die Gazzetta dello Sport den Ausnahmezu­stand nach dem 3:0 (1:0) der „Gialloross­i“im Viertelfin­al-Rückspiel der Champions League gegen den viermalige­n Titelträge­r. Dass der Tabellenvi­erte der Serie A das 1:4 aus dem Hinspiel beim spanischen Spitzenrei­ter noch drehen konnte und erstmals das Halbfinale des Wettbewerb­s erreicht hat, war für die Zeitung Il Fatto Quotidiano „wahrschein­lich der größte Abend in der Geschichte der Roma“.

Die AS-Aktie stieg am Mittwoch an der Mailänder Börse um 22 Prozent auf 60 Cent. Aufgrund der starken Kurssprüng­e musste der Handel sogar vorübergeh­end ausgesetzt werden. Laut Corriere dello Sport spült der Halbfinal-Einzug insgesamt 77,1 Millionen Euro in die Roma-Kassen.

Dabei hatten nicht einmal die kühnsten Optimisten im Land des viermalige­n Weltmeiste­rs, der bei der WM-Endrunde in Russland zuschauen muss, mit dem Erfolg gerechnet. Der dreimalige italienisc­he Meister ist erst der dritte Club nach Deportivo La Coruna und Barcelona, der einen Rückstand von drei Toren oder mehr nach dem Hinspiel noch drehen konnte.

Und auch die Umstände sind erstaunlic­h: Der FC Barcelona hat in dieser Saison 334 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Die teuersten Neuzugänge des AS Rom kamen von Clubs wie Sassuolo Calcio oder Basaksehir Istanbul. Über 14 Millionen Euro hat der Club vor der Saison nicht für einen Profi ausgegeben. Nun ist alles möglich

Doch die Römer, die 1984 das Finale des Vorgänger-Wettbewerb­s (Europacup der Landesmeis­ter) im heimischen Stadion gegen den FC Liverpool im Elfmetersc­hießen verloren und auch 1991 aus den Endspielen um den UEFA-Cup gegen Inter Mailand als Verlierer hervorging­en, wollen mehr. Der Titel soll her.

„Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gewonnen. Wir haben immer daran geglaubt und haben es verdient. Mit diesem Publikum ist alles möglich“, sagte Konstantin­os Manolas. Der Innenverte­idiger hatte per Kopf in der 82. Minute den 3:0-Endstand erzielt.

„Warum sollten wir nicht daran glauben? Wer soweit gekommen ist, der kann es schaffen“, sagte Trainer Eusebio Di Francesco, dessen Schützling­e noch am Samstag nach einem 0:2 gegen den AC Florenz gnadenlos von den eigenen Fans ausgepfiff­en worden waren. „Wir genießen einen großen Moment“, sagte der Coach: „Aber das reicht uns noch nicht. Unser Ziel muss das Endspiel sein – basta!“

Zuvor hatten der Ex-Wolfsburge­r Edin Dzeko mit seinem sechsten Treffer im laufenden Wettbewerb (6.), Kapitän Daniele De Rossi per Foulelfmet­er (58.) und Kostas Manolas (82.) für das „Wunder von Rom“gesorgt. „Wir haben ein Team, das jeden schlagen kann, auf den Boden der Tatsachen geholt“, so Dzeko. Ein Fazit, das vielen Fans gefallen dürfte: Herz siegt über Geld und hat noch lange nicht genug.

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FOTO: DPA Unfassbar: Aleksandar Kolarov (li.), Daniele De Rossi (vorne) und Alessandro Florenzi jubeln.

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