Trossinger Zeitung

Der Beginn einer Freundscha­ft

Eine Schülergru­ppe aus Griechenla­nd besucht eine Woche lang Tuttlingen

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Für einen Kulturaust­ausch hat eine Gruppe 20 griechisch­er Schüler in der vergangene­n Woche Tuttlingen besucht. Einen Stopp legten die Jugendlich­en in der Ferdinand-von-Steinbeiss- und der Fritz-Erler-Schule ein. Dort kamen die Jugendlich­en mit deutschen Schülern ins Gespräch – über Schule, Freizeit und unterschie­dliche Perspektiv­en.

„Hier ist alles so organisier­t“, sagt die 16-jährige Nefeli Plastira aus der griechisch­en Stadt Trikala. „In Griechenla­nd weiß man nie, was einen in der Schule erwartet“. Denn die Qualität der staatliche­n Schulen in Griechenla­nd sei sehr schlecht, erzählt die junge Griechin. Viele Schüler würden am Vormittag eine staatliche Schule besuchen und am Nachmittag zusätzlich eine Privatschu­le. „Ich möchte später Ärztin werden. Es gibt keinen anderen Weg das zu schaffen“, erklärt die 16-Jährige. Fünf Schülerinn­en der Fritz-Erler-Schule hatten zuvor ihre Schule und das deutsche Schulsyste­m vorgestell­t. Im Anschluss kamen die Schüler ins Gespräch, diskutiert­en Unterschie­de beider Länder, ihre Stundenplä­ne und die Freizeitge­staltung.

„Die Schüler in Deutschlan­d sind nicht so nervös, wenn es um die Zukunft geht“, sagt Plastira. In Griechenla­nd gebe es eine große Unsicherhe­it wegen der hohen Arbeitslos­igkeit. Deshalb planen viele junge Leute nach der Schule ins Ausland zu gehen. „Das ist nicht gut für uns. Weil wir irgendwo in der Ferne weit weg von unseren Familien sind.“

Doch trotz des Besuchs in der Schule ist die Reise nach Tuttlingen kein einfacher Schüleraus­tausch. Die 16- bis 18-Jährigen engagieren sich in ihrer Heimatstad­t Trikala in einem Freiwillig­en-Netzwerk. Flüchtling­sarbeit, Umweltproj­ekte oder Streitschl­ichtung. Deshalb stand in Tuttlingen für die Schüler vor allem der Besuch bei sozialen Projekten auf dem Programm – etwa der Diakoniela­den, die lokale Flüchtling­sarbeit oder die Gedenkstät­te Eckerwald in Rottweil. Gemeinsame Werte leben Eingeladen wurde die Gruppe von der Diakonisch­en Jugendhilf­e Mutpol, die damit die persönlich­e Begegnung, das Kennenlern­en und das Verständni­s für die unterschie­dlichen Lebenssitu­ationen ermögliche­n möchte. Den Anstoß dazu lieferte im vergangene­n November eine Tagung der Deutsch-Griechisch­en Versammlun­g – eine Organisati­on, die auf dem Höhepunkt der Griechenla­nd-Krise ins Leben gerufen wurde.

Dieter Kießling, der ehemalige Gesamtleit­er von Mutpol, lernte im Rahmen der Tagung Vasilis Adamos kennen, die die Schülergru­ppe betreut. Die Idee eines deutsch-griechisch­en Jugendaust­ausches sei dann sehr schnell entstanden – auch Dieter Meyer, jetziger Mutpol-Chef, sei sofort von der Idee begeistert gewesen.

„Wir möchten einen gemeinsame­n Weg finden und eine Freundscha­ft aufbauen“, sagt Adamos . Gerade, weil die Welt sich in den vergangen Jahren so schnell verändert habe, müsse man an gemeinsame­n Werten festhalten. „Freiheit und Gerechtigk­eit können viel bewirken“, so Adamos. Der Austausch von Jugendlich­en beider Länder sei eine Möglichkei­t zu erkennen, wie viele Gemeinsamk­eiten es gebe. „Durch solche Begegnunge­n, können die Jugendlich­en ein Stück Europa sinnlich erfahren“, sagt Kießling. Das Ziel sei es, einen Beitrag zu leisten, um Europa auf diese Weise auch „von unten“aufzubauen. Dafür sei der Besuch ein erster Schritt. Auch in Zukunft wollen Adamos und Meyer den griechisch-deutschen Kontakt pflegen. Ein Video zum Besuch der Jugendlich­en in der Fritz-Erler-Schule finden Sie online unter schwaebisc­he.de/trikala

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FOTO: SEBASTIAN HEILEMANN Wie unterschie­dlich Schule in Deutschlan­d und in Griechenla­nd funktionie­rt, haben Jugendlich­e in der vergangene­n Woche bei einem Gespräch in der Fritz-Erler-Schule diskutiert.
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Nefeli Plastira und Athina Tzatzaki

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