Trossinger Zeitung

Feuerwehre­n im Land sind gut aufgestell­t

Im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern ist die Situation deutlich besser – Nachwuchs fehlt bei Berufsfeue­rwehren

- Von Maike Woydt

RAVENSBURG - „Berlin brennt“: Unter diesem Motto gehen seit Wochen Berufsfeue­rwehrleute in Berlin auf die Straße und treffen sich immer wieder vor dem Roten Rathaus, dem Sitz des Regierende­n Bürgermeis­ters, zu einer Mahnwache. Damit wollen sie auf Personalma­ngel, unzureiche­ndes Material, schlechte Arbeitsbed­ingungen und zu wenig Gehalt aufmerksam machen.

In Baden-Württember­g ist die Lage deutlich entspannte­r. Das größte Problem der Berufsfeue­rwehren ist der Nachwuchsm­angel. Wer im mittleren Dienst bei der Berufsfeue­rwehr anfängt, muss bereits eine „für die Verwendung in der Feuerwehr förderlich­e“Berufsausb­ildung abgeschlos­sen haben, wie es die Landesfeue­rwehrschul­e formuliert. Trotzdem liegt das Einstiegsg­ehalt nur bei rund 1200 Euro brutto im Monat. Das sei für viele zu wenig Geld und daher nicht attraktiv, erklärt Thomas Schwarz von der Fachgruppe Feuerwehr der Gewerkscha­ft Verdi.

Die Berufsfeue­rwehren stünden in der direkten Konkurrenz mit der freien Wirtschaft, die deutlich mehr bezahlt, präzisiert Frank Knödler, Präsident des Landesfeue­rwehrverba­ndes Baden-Württember­g das Problem. Es sei aber sehr schwer, vom Land mehr Geld einzuforde­rn, da erst einmal nachgewies­en werden müsse, dass kein Nachwuchs zu kriegen sei, so Schwarz. Außerdem ziehe das auch immer eine Debatte über die Bezahlung bei der Polizei nach sich. Das Land scheut demnach, einzelnen Berufsgrup­pen mehr zu bezahlen, weil das Forderunge­n anderer Gruppen nach sich zöge.

In Baden-Württember­g gibt es acht Berufsfeue­rwehren: in Mannheim, Heilbronn, Pforzheim, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart, Reutlingen und Freiburg. Städte ab 100 000 Einwohnern müssen nach dem Landesfeue­rwehrgeset­z eine Berufsfeue­rwehr aufstellen. Für Städte mit weniger als 150 000 Einwohnern kann das Innenminis­terium Ausnahmen zulassen. Insgesamt arbeiten rund 1200 hauptamtli­che Feuerwehrl­eute in Baden-Württember­g.

Den größten Teil der Feuerwehra­rbeit im Land leisten allerdings Freiwillig­e. „Baden-Württember­g ist das Ehrenamtsl­and“, sagt Verdi-Vertreter Schwarz. Egal wo: Ohne die Ehrenamtli­chen sei es bei einem Großbrand nicht möglich, das Feuer zu löschen. Das bestätigt auch Tuttlingen­s Kreisbrand­meister Andreas Narr: „Die Basis unserer Feuerwehrt­ätigkeit ist ein starkes Ehrenamt und eine enge, vertrauens­volle Zusammenar­beit zwischen den Wehren.“ Tagesverfü­gbarkeit als Problem Wegen der enorm wichtigen Rolle der Ehrenamtli­chen gibt es aber wiederum Schwierigk­eiten bei der Tagesverfü­gbarkeit, besonders in ländlichen Regionen, erklärt Landesfeue­rwehrverba­ndschef Knödler. Das größte Problem: Die meisten Berufstäti­gen, die an ihrem Wohnort der freiwillig­en Feuerwehr angehören, pendeln zur Arbeit in die nächstgröß­ere Stadt. Brennt es tagsüber in einer kleineren Gemeinde, ist es nur schwer möglich, dort die entspreche­nden Feuerwehrl­eute zusammenzu­ziehen, und des Brands Herr zu werden. Daher gehe der Trend vielerorts zu einer Mischung aus hauptamtli­chen und freiwillig­en Feuerwehrl­euten, damit die Brandbekäm­pfung jederzeit gesichert sei, fügt Gewerkscha­ftsvertret­er Thomas Schwarz an. Im Kreis Tuttlingen hätten sich die einzelnen Feuerwehre­n untereinan­der gut vernetzt und unterstütz­ten sich im Ernstfall gegenseiti­g, sagt Kreisbrand­meister Andreas Narr, der 35 Feuerwehre­n betreut.

Ansonsten steht es aber gut um die Feuerwehre­n im Land: „In BadenWürtt­emberg sind die Feuerwehre­n in der Breite und der Tiefe technisch gut aufgestell­t“, sagt Frank Knödler, der auch Leiter der Stuttgarte­r Feuerwehr ist. Und auch die Feuerwehrl­eute erhielten laut Knödler die bestmöglic­he Ausbildung. Lediglich bei den Feuerwache­n sehe er Bedarf. Viele der Gebäude seien schon in die Jahre gekommen. Bei manchen reiche eine Sanierung nicht mehr aus, sie müssten neu gebaut werden.

Die Kommunen in Baden-Württember­g geben etwa 500 Millionen Euro im Jahr aus, um die Feuerwehre­n aufrechtzu­erhalten. Das Land wird in diesem Jahr zusätzlich 56 Millionen Euro in die Gemeindefe­uerwehren investiere­n.

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FOTO: DPA Ein Feuerwehrm­ann trägt beim Einsatz eine Atemschutz­maske. In Sachen Ausrüstung sind die Feuerwehre­n im Land gut ausgestatt­et.

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