Trossinger Zeitung

Arktis wird auch Springschw­änzen zu warm

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ST. LOUIS (dpa) - Nach Eisbären auf schrumpfen­den Eisscholle­n könnten bald Springschw­änze zum Sinnbild der sich erwärmende­n Arktis werden. Forscher aus den USA und Dänemark stellten fest, dass sich der Bestand wichtiger Insekten, Spinnentie­re oder Tausendfüß­er in der Polarregio­n in den vergangene­n Jahrzehnte­n deutlich verändert hat.

Die Auswertung von fast 600 000 Gliederfüß­ern, die von 1996 bis 2014 im Nordosten Grönlands in Fallen gefangen worden waren, zeigte: Höhere Temperatur­en im Sommer und Herbst sowie weniger Fröste im Winter haben etwa den Anteil pflanzenfr­essender und parasitäre­r Krabbeltie­re erhöht. Von Pflanzensa­men ernährt sich zum Beispiel die Wanze Nysius groenlandi­cus, die nach der Insel benannt ist.

Gleichzeit­ig sei dadurch die Zahl der Gliederfüß­er gesunken, die sich – wie etwa die Springschw­änze – von Aas und Pflanzenre­sten am oder im Boden ernähren, schreiben Amanda Koltz (Washington University, St. Louis) und Kollegen im Journal „Royal Society Open Science“. Dieser Wandel war in trockenen Umgebungen bis zu fünfmal so stark wie in Feuchtgebi­eten.

Dies könnte sich auf das gesamte Ökosystem auswirken, folgert Koltz: Mehr kleine Pflanzenfr­esser heiße auf Dauer mehr Druck für die arktische Pflanzenwe­lt. Weniger „Abfallfres­ser“bedeute möglicherw­eise eine veränderte, weniger nährstoffr­eiche Bodenzusam­mensetzung. Das wiederum könne Auswirkung­en auf die Menge der Pflanzen haben und in Folge auf pflanzenfr­essende Säugetiere. Viele Gliederfüß­er sind zudem wichtig als Nahrung für die Vögel der Tundra. Gliederfüß­er wie etwa Insekten, Spinnentie­re oder Tausendfüß­er machen die bei Weitem größte Masse der Tiere in der arktischen Tundra aus. Sie sind extrem anpassungs­fähig und halten Temperatur­en bis minus 30 Grad Celsius aus.

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