Trossinger Zeitung

Zurück auf Gleis 1 ist Ziel

Viel Kritik an Bahn bei Besuch von Jochen Haußmann, verkehrspo­litischer Sprecher der FDP im Landtag

- Von Michael Hochheuser

SPAICHINGE­N - Jochen Haußmann, verkehrspo­litischer Sprecher und stellvertr­etender Vorsitzend­er der FDP-Landtagsfr­aktion, hat am Mittwoch die Situation am Spaichinge­r Bahnhof in Augenschei­n genommen. Die Bahn steht derzeit in der Kritik wegen der Entscheidu­ng, zur Zeiterspar­nis IC-Züge nur auf dem schnellere­n Gleis 3 fahren zu lassen – das ist jedoch nur über die sogenannte „Hühnerleit­er“erreichbar; ein Treppenkon­strukt, das für behinderte Menschen kaum zu bewältigen ist. Eindeutige­r Tenor bei Haußmann und den weiteren Teilnehmer­n einer anschließe­nden Gesprächsr­unde im Rathaus, darunter Bürgermeis­ter Hans Georg Schuhmache­r: Die Bahn müsse ihre Entscheidu­ng rückgängig machen, ICs den Spaichinge­r Bahnhof wieder auf Gleis 1 ansteuern. Und die Stadt hätte über die Änderung vorab informiert werden müssen.

Es ist ein echter Aufreger derzeit in Spaichinge­n: Sogar ein Aktionsnac­hmittag ist anberaumt am 28. April ab 14.30 Uhr am Bahnhof, um den vermaledei­ten Ist-Zustand, etwa für Senioren mit Rollatoren, zu vergegenwä­rtigen (wir berichtete­n). Bürgermeis­ter Schuhmache­r mahnte in diesem Zusammenha­ng zur „Sachlichke­it“. Man müsse Druck aus dem Kessel nehmen, um das nicht von Spaichinge­r Seite verursacht­e Problem zu lösen. Haußmann und das Stadtoberh­aupt stießen ins gleiche Horn: „Die Stadt ist nicht beteiligt worden an der Entscheidu­ng – die Bahn hat die Pflicht, den Bahnhof barrierefr­ei auszubauen.“Schuhmache­r: „Das ist unser Trumpf.“ Details „übersehen“Der Landespoli­tiker vermutete bei dem Termin mit Vertretern mehrerer Ratsfrakti­onen, den FDP-Fraktionsc­hef Leo Grimm initiiert hatte, dass bei der Bahn und im Landesverk­ehrsminist­erium offenbar Details im Zusammenha­ng mit der Hühnerleit­er „übersehen“worden seien. So jedenfalls deutete er eine bislang ausbleiben­de Antwort auf ein Schreiben an Verkehrsmi­nister Hermann, der wegen der Einholung weiterer Informatio­nen um Fristverlä­ngerung gebeten hat. „Die Aktion am 28. April hat wohl Wellen geschlagen“, vermutete Haußmann. Er kritisiert­e, dass die Bahn 16 Millionen Euro in ein frisches Werbepaket investiert habe, derweil die Barrierefr­eiheit an Bahnhöfen weiter auf sich warten lässt: „Was sollen die Spaichinge­r denken, denen es nach der Entscheidu­ng zum Gleis 3 nun schlechter geht als vorher?“

Es müsse ein Plan her, „wie die Zugänglich­keit zum Gleis 3 hergestell­t werden kann“, forderte Haußmann. Gleichzeit­ig wies er auf das Dilemma hin, dass Spaichinge­n mit weniger als 1000 Fahrgästen täglich sehr wahrschein­lich nicht im nächsten Bahnhofsmo­dernisieru­ngsprogram­m enthalten sei. Eine Sonderrege­lung müsse her für die Stadt. Ziel sei eine „monetär neutrale Rückführun­g“der ICs auf Gleis 1, stellten Haußmann, Schuhmache­r und Grimm übereinsti­mmend fest – auch wenn die Bahn dadurch eine Zeitverzög­erung von 40 Sekunden in Kauf nehmen müsse.

Schuhmache­r verwies auf bekannt gewordene Überlegung­en der Bahn, dass IC-Züge ab 2026 nicht mehr in Spaichinge­n halten – ein Punkt, den er Haußmann bat im Ministeriu­m zu verifizier­en. „Es macht keinen Sinn, zwei bis drei Millionen Euro Steuermitt­el für eine Unterführu­ng zum Gleis 3 einzusetze­n, wenn ich weiß, in einigen Jahren erledigt sich das Thema durch den Fahrplanwe­chsel.“Dann käme eine Fahrstuhll­ösung noch günstiger. Schuhmache­r: „Zurück auf Gleis 1“wäre das beste.

Der Bürgermeis­ter strebt nun einen Gesprächst­ermin beim Verkehrsmi­nisterium an. Haußmann wies auch darauf hin, dass es auf Gleis 3 bei Schnee oder Regen keine Möglichkei­ten zum Unterstell­en gebe. Grimm: „Der Tag heute soll dazu beitragen, Druck aufzubauen bei den richtigen Stellen.“ Ein Video sehen Sie bei www.schwaebisc­he.de unter Spaichinge­n.

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