Raubmord: Wegen 120 Mark getötet
Tuttlinger Rentner wird an der Donau überfallen – Täter wenig später festgenommen
TUTTLINGEN - In der Montagsausgabe des Gränzboten vom 4. Oktober 1982 wird nicht nur ein „äußerst brutaler Raubmord“vermeldet, sondern der Täter auch gleich mit präsentiert. Ein 38-jähriger, arbeitsloser Baggerfahrer hatte die Tat laut des damaligen Polizeidirektors von Tuttlingen, Manfred Teufel, gestanden. Der Baggerfahrer hatte einen 79-jährigen Rentner aus dem Koppenland beraubt, weil er Geld gebraucht hat. Der Mann starb an den Schlägen mit einem scharfkantigen Eisen-T-Stück. Seine Leiche lag in der Donau, in Höhe des Freibads.
„Die Menschen in Tuttlingen waren damals sehr aufgebracht“, erinnert sich Manfred Teufel. Der Ermordete war ein pensionierter Zimmermann und Ehrenmitglied der Feuerwehr. Man kannte ihn in der Stadt. Im Nachruf der Kameraden heißt es: „55 Jahre lang hat er nach dem Wahlspruch der Feuerwehr, Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr, gedient.“Der 79-Jährige starb nicht, weil er sich Feinde gemacht hatte. An jenem Freitagabend, dem 1. Oktober 1982, war er schlicht und einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Zu Fuß zum Einkaufen in die Stadt Im Gränzboten sind die Ereignisse jenes Tages genau aufgeführt: Um für seine Frau, mit der er ein Reihenhäuschen im Koppenland bewohnte, einzukaufen, hatte sich der Rentner gegen 16 Uhr zum Einkaufen in die Stadt aufgemacht. Mit H-Milch, Schokolade und Hackfleisch in der Einkaufstasche, traf er gegen 18 Uhr vor dem EZO (heutiges E-Center) auf dem dortigen Oktoberfest einen langjährigen Bekannten von der Feuerwehr.
Im Polizeibericht heißt es zum weiteren Verlauf: Gegen 18.20 Uhr haben sie den Großmarkt verlassen. Beide Personen gingen zunächst links der Donau in Richtung Eisenbahner-Sportheim, überquerten dann bei der Eisenbahnbrücke die Donau und trennten sich an der Elta-Brücke, wo der Bekannte zum Vereinslokal der Kleingärtner ging.“Der 79-Jährige ging weiter in Richtung Koppenland. „Doch in seinem Reihenhäuschen traf er nie wieder ein“, so die Polizei.
Der Rentner begegnete etwa 300 Meter unterhalb des ersten Fußgängerüberwegs über die Donau im Koppenland seinem Mörder. Der 38jährige Baggerfahrer aus Stetten am kalten Markt war eigenen Angaben zufolge an dem Tag von Sigmaringen nach Tuttlingen gereist, um dort nach Arbeit zu suchen. „Da er völlig ohne Geld war, habe er beschlossen, eine Person zu berauben“, heißt es im damaligen Bericht der Kriminalpolizei. Als Tatort habe er sich eine abgelegene Stelle ausgesucht. Dabei sei der 38-Jährige gegen 18.30 Uhr seinem Opfer begegnet, auf das er sofort mit einem scharfkantigen EisenT-Stück eingeschlagen habe. „Diese Schläge waren tödlich“, erinnert sich Teufel.
Mit dem Geldbeutel des Opfers, den er ihm aus der Gesäßtasche raubte, sei der Täter in Richtung Bahnhof geflüchtet. In dem Portemonnaie befanden sich etwa 120 Mark. Nach Angaben der Polizei besuchte der ledige Baggerführer nach der Tat unter anderem zwei Filmvorführungen in Tuttlingen. Einer Polizeistreife fiel der Mann am EZO-Gelände auf, weil er sich vor dem herannahenden Polizeiauto verstecken wollte.
Die Beamten ergriffen ihn, brachten ihn auf die Wache und übergaben ihn später der Kripo, die ihn schließlich als Täter entlarvte, so der Gränzbote in seinem damaligen Bericht. Am Sonntagnachmittag, zwei Tage nach der Tat, erließ Staatsanwalt Otto Geist aus Rottweil gegen den Baggerfahrer Haftbefehl wegen Mordes. Der Mann wurde verurteilt, sagt Manfred Teufel. An das Strafmaß kann er sich nicht mehr erinnern. Aber sonst an fast alles. Der Sohn des Opfers war ein Klassenkamerad Teufels. Wie gesagt: Man kannte die Familie in Tuttlingen.
Am 6. Oktober war die Beerdigung des Getöteten, der „auf tragische Weise jäh aus unserer Mitte gerissen wurde“, wie es in der Todesanzeige hieß.