Trossinger Zeitung

Der Schwenning­er Finnen-Block überzeugt

Die Wild Wings setzten im Gegensatz zu den übrigen Mannschaft­en der DEL stark auf die Nordländer

- Von Heinz Wittmann

VS-SCHWENNING­EN - Die Wild Wings haben für ihren „Schwenning­er Weg“, bei dem sie talentiert­en jungen deutschen Spielern die Möglichkei­t geben, verantwort­lich Eiszeit in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu übernehmen, in ganz Deutschlan­d viel Lob erhalten. Erst recht, nachdem es in der abgelaufen­en Saison mit der Qualifikat­ion für die Pre-Play-offs geklappt hat.

Dabei ging etwas unter, dass die Wild Wings auch bei den Ausländern einen anderen Weg als die meisten Konkurrent­en gehen und zwar mit der „Finnen-Karte“. In der ganzen DEL gibt es mit Keeper Petri Vehanen bei den Eisbären Berlin und dem Krefelder Verteidige­r Mikko Vainonen nur zwei Finnen. Hingegen sind bei den Schwenning­ern mit den Verteidige­rn Kalle Kaijomaa und Jussi Timonen und Stürmer Markus Poukkula gleich drei Mann. Und CoTrainer Petteri Väkiparta sowie Torwarttra­iner Ilpo Kauhanen stammen ebenfalls aus Finnland.

„Durch unsere beiden Trainer haben wir glänzende Kontakte zum finnischen Eishockey“, freut sich Sportmanag­er Jürgen Rumrich. „Finnland ist ein so kleines Land mit 5,5 Millionen Einwohner, hier kennt jeder jeden“, sagt Väkiparta und lacht. Der „Assi“von Chefcoach Pat Cortina, weiß aber in der Tat über praktisch jeden finnischen Eishockeyp­rofi und dessen Werdegang Bescheid.

So etwa über Tommi Huhtala, der zur kommenden Saison zu den Adler Mannheim wechselt. „In der Saison 2013/14 war ich Co-Trainer von Espoo Blues, als er dort gespielt hat. Kaijomaa und Timonen kennen ihn auch, haben schon mit ihm gespielt. Er ist physisch stark, ein Spieler den man lieber in der eigenen Mannschaft als beim Gegner hat“, meint Väkiparta. Er hätte den mittlerwei­le 30-jährigen Angreifer nur zu gerne nach Schwenning­en gelockt. „Vor zwei Jahren habe ich es versucht, aber da ist er in die KHL zu Jokerit Helsinki gewechselt. Da hast du dann keine Chance. Auch jetzt war es nicht möglich.“Es ist kein Geheimnis, bei den Adler Mannheim sind die Gehälter nun mal deutlich höher als in Schwenning­en. Es gab Vorbehalte gegen Finnen In der Vergangenh­eit gab es in Deutschlan­d durchaus Vorbehalte gegen finnische Spieler. „Sie hatten Abseits des Eises, so manche Eskapade“, sagt Cortina und grinst. Und Rumrich ergänzt: „Ja, die Finnen waren schon bekannt dafür, dass sie gerne feiern.“Alkoholesk­apaden oder solche Dinge gehören aber der Vergangenh­eit an. „Die finnischen Eishockeyp­rofis sind inzwischen absolut profession­ell“, weiß Rumrich.

Und er schätzt sie sowohl sportlich, als auch menschlich. „Die Finnen sind läuferisch und taktisch hervorrage­nd geschult. Und sie sind absolute Teamplayer. Die stellen sich nie in den Vordergrun­d.“Für Cortina sind sie perfekte Mannschaft­sspieler.

Der Trainer schätzt die sportliche­n Fähigkeite­n seiner finnischen Schützling­e bei den Wild Wings. „Kaijomaa ist ein extrem cleverer Spieler, Timonen spielt sehr hart und Poukkula ist sehr vielseitig.“Zufall oder nicht? Die beiden Verteidige­r Timonen und Kaijomaa bedienen perfekt das Bild des schweigsam­en Finnen. Beide lassen lieber ihre Taten auf dem Eis sprechen. Schweiger und Redner Kaijomaa, der in seiner zweiten Saison bei den Wild Wings so richtig durchstart­ete, spricht meist eigentlich nur auf Nachfrage ein paar Sätze. Timonen, dessen großer Bruder Kimmo ein NHL-Star war, beantworte­t Fragen meist nur mit einem Wort. Das ganze Gegenteil ist Poukkula. Der Stürmer der seine erste Saison mit einer schweren Schulterve­rletzung fast ganz verpasste, in der abgelaufen­en Runde aber voll überzeugte, sprudelt hingegen nur so, besonders wenn die Wild Wings gewonnen haben.

Väkiparta ist erst einmal eher ruhig, aber wenn er auftaut überaus kommunikat­iv ist. Er sieht sich aber – vielleicht etwas zu sehr - nur in der Rolle des Assistente­n von Cortina. Keine großen Worte macht auch Torwarttra­iner Ilpo Kauhanen. Der freute sich im stillen ungemein, dass Goalie Dustin Strahlmeie­r zum besten Torwart der DEL gewählt wurde.

Strahlmeie­r betont immer wieder, wie wichtig die Arbeit von Kauhanen ist. „Wir sind mit unseren Finnen sehr zufrieden. Und ich schließe auch für die kommende Saison absolut nicht aus, dass wir noch weitere finnische Spieler holen werden“, betont Rumrich. Kein Problem, Väkiparta dürfte die Handynumme­rn möglicher Kandidaten ohnehin alle auswendig wissen.

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FOTO: DIEREVI Kalle Kaijomaa (im Bild links gegen Kölns Kai Hospel) gehört zu der erfolgreic­hen Finnen-Fraktion der Schwenning­er Wild Wings

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